Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission sind Ansprechpartner für Reisende, denen das Gepäck abhanden kam, für Behördengänge von Hartz IV-Empfängern, für gestresste Zuggäste - und für Obdachlose

Viel mehr als Suppe an Obdachlose zu verteilen: Das Team der Bahnhofsmission besteht aus 45 Mitarbeitern, die in jeder Lebenslage behilflich sein möchten. Geld sammelten sie beim Tag der offenen Tür mit einem Trödelmarktstand. Foto: WAZ, Mangen
Viel mehr als Suppe an Obdachlose zu verteilen: Das Team der Bahnhofsmission besteht aus 45 Mitarbeitern, die in jeder Lebenslage behilflich sein möchten. Geld sammelten sie beim Tag der offenen Tür mit einem Trödelmarktstand. Foto: WAZ, Mangen © A.Mangen / waz

Der Lärm der einfahrenden Züge, ein Pulk von schlecht gelaunten Menschen, die aneinander vorbei hasten, ohne andere Passanten und Reisende auch nur eines Blickes zu würdigen. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem man sich anonymer und unwichtiger vorkommt, als in der alltäglichen Hektik am Hauptbahnhof. Kaum zu glauben, dass gerade dort an jedem Tag zahlreichen Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen ein offenes Ohr geschenkt und meist auch geholfen wird.

"Sicherlich haben viel mehr Menschen mit der Bahnhofsmission zu tun, als man zunächst glauben würde", meint Missionsleiter Bodo Gräßer selbstbewusst. "Unsere Arbeit beschränkt sich eben nicht nur darauf, Suppen für Obdachlose auszuschenken." Ob nun jemand seine Handtasche im Zugabteil vergessen hat, den Fahrkartenautomaten nicht bedienen kann, ein Kind ganz alleine mit dem Zug reisen muss, oder ein Rollstuhlfahrer einen spontanen Ausflug geplant hat; die 45 Mitarbeiter der Bahnhofsmission helfen überall dort, wo sie gebraucht werden. "Seit der Einführung von Hartz IV haben wir aber noch ein weiteres Standbein dazu bekommen", sagt Gräßer, der der Mission seit dem Zivildienst erhalten blieb.

Obdachlose, Arbeitslose, aber auch Suchtkranke und Hilfesuchende jeglicher Art, werden in den eigenen Räumen betreut. "Nicht alle Menschen versorgen wir mit Kleidung und Verpflegung", berichtet er, "viele Menschen begleiten wir auch zu sozialen Diensten und anderen kommunalen Einrichtungen. Wir müssen nicht immer wissen, wie wir jemandem helfen können. Viel wichtiger ist es zu wissen, wo der Hilfesuchende weitere Unterstützung bekommen kann." Wer also in der Bahnhofsmission arbeitet, hat nicht nur einen Job; es ist eine Mischung aus Psychologe, Seelsorger, Kofferträger und Arzt. "Aber genau das macht mir so viel Freude an diesem Beruf. Man kann sich auf nichts vorbereiten, weiß nie, was einem an diesem Tag erwartet," berichtet Bodo Gläßer. "Wir sind eben die erste Anlaufstelle für alles, was im Bahnhof passiert." So sind es an schlechten Tagen etwa 25 Menschen, die die Hilfe der Bahnhofsmission in Anspruch nehmen, im Durchschnitt sind es aber etwa 80 Menschen denen Bodo Gläßer und seine Mitarbeiter helfen können. "Unsere erste Prämisse ist, dass wir uns Zeit für die Menschen nehmen, gerade in der Hektik hier im Bahnhof, ist das etwas, was den Menschen schon ungemein beruhigen kann."