Richard Isselhorst, in den 30er Jahren Mitarbeiter und inzwischen selbst 100 Jahre alt, schaut sich seinen alten Arbeitsplatz an. Zur Feier des Tages gab's für Kunden und Angestellte Gegrilltes
100 JAHRE SCHLACHTHOF DUISBURG Runde Geburtstage sollten groß gefeiert werden - egal, ob es sich um Personen oder Institutionen handelt. Das ist auch beim Schlachthof so. Für die hergestellten Würstchen und Koteletts waren der Weg noch nie so kurz, von der Zerlegung ging's direkt auf den Grill. Rund 300 Mitarbeiter sowie zahlreiche Zuliefererbetriebe und Vertreter der Stadt feierten das 100-jährige Bestehen des Schlachthofs.
Ehrengast Richard Isselhorst hat eine Menge zu erzählen. Er ist Zeitzeuge und so alt wie der Betrieb an der Meidericher Gelderblomstraße selbst. In den 30er Jahren hat der 100-Jährige die Trichinenschau an den Tieren durchgeführt. Mit einer Glocke wurden damals der Dienstbeginn und Feierabend eingeläutet. In dieser Zeit durfte das Fleisch an die Kunden verkauft werden. "Damals gab es keine Kühlkammern, die Mitarbeiter mussten Stangeneis besorgen, damit das Fleisch kalt blieb", erinnert sich Richard Isselhorst, der früher auf dem Gelände des Viehhofes gelebt hat.
Damals wurde noch Schweine, Rinder und Pferde nach Duisburg gebracht - inzwischen haben sich die Mitarbeiter auf das Schlachten der rosigen Viecher spezialisiert. Auch sonst hat Isselhorsts alter Arbeitsplatz nicht mehr viel mit den heutigen Standards gemein. Staunend geht er an den modernen Anlagen vorbei, ein bisschen fröstelt es ihn bei sieben Grad Raumtemperatur.
Volker Vanstephoudt ist das kühle Klima zwar gewöhnt, doch wenn der Zerleger abends um 21 Uhr seinen Job beginnt, mummelt auch er sich in eine warme Jacke ein. "Hier werden die Tiere auf die Hacken gezogen, dort werden die Därme aussortiert", erklärt er den Besuchern. Einige machen Gesichter als wollte sie gar nicht wissen, was mit ihrem Schnitzel vorher alles passiert ist. Vanstephoudt hat sein Handwerk gelernt. Bevor er als Zerleger beim Schlachthof angefangen hat, war er bei einem Metzger und musste jeden Arbeitsschritt selbst erledigen. "Natürlich kann ich Blut sehen", sagt er entrüstet. Die Frage stellt sich nicht. Für ihn ist es eine Arbeit wie jede andere auch. Die einen verkaufen Brötchen, er schaut, dass die Fleischbetriebe pünktlich mit Nachschub versorgt werden.
"Gut, dass ich nur im Büro sitze", findet Heike Koetsier. Es ist zwar das Büro einer Firma, die den Schlachthof nutzt, aber mit den Tieren hat sie nichts zu tun. "Es gab Zeiten, da habe ich Fleisch nur gegessen, wenn ich wusste, dass es nicht aus Duisburg kam." Doch diese Phase ist vorbei. Mit ihren Kollegen hat sie sich in die Schlange vor dem Grill eingereiht.