Im November rettete die Polizei den zweijährigen Lukas aus einer verwahrlosten Wohnung in Marxloh.Gestern standen die Mutter und ihr Freund wegen schwerer Kindesmisshandlung vor Gericht. Lange Haftstrafen

Er musste auf dem Boden schlafen, auf nassen Handtüchern und durchweichter Pappe. Er wurde geschlagen, vielleicht mit Zigarettenkippen verbrannt. Und als ihn die Polizei befreite, war er völlig unterernährt und dehydriert. 11,3 Kilogramm wog der damals zweijährige Lukas im letzten November, über mehrere Monate war er zuvor von seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten brutal misshandelt worden. Als die beiden gestern vor Gericht standen, sprach auch die Richterin von "unfassbarer Grausamkeit".

Wie kann man das nur einem wehrlosen Kleinkind antun? Diese Frage stellten sich gestern wohl alle Zuhörer und Prozessbeteiligte, als die Staatsanwältin die Anklageschrift gegen die beiden 25-Jährigen verlas. 20 Fälle der schweren Kindesmisshandlung wurden ihnen vorgeworfen. Tatsächlich ging der Prozess schnell zu Ende, denn die Mutter und ihr Freund gestanden die Übergriffe.

Übereinstimmend schilderten die beiden, dass sie mit Erziehung und Versorgung des Kleinkindes überfordert waren. Beide hatten keine Arbeit und kein Geld. Ohne Antrieb und Perspektive hockte man in der Wohnung des 25-Jährigen herum und rauchte einen Joint nach dem anderen. Um das Kind kümmerte sich niemand. Weil immer mehr Geld in die Drogen floss, gab es bald nichts mehr zu essen, außer hin und wieder ein paar Haferflocken oder Nudeln.

Dem Zweijährigen zum Verhängsnis wurde schließlich, dass er häufig in die Hose machte. Immer wieder rastete der Angeklagte deshalb aus, auch die Mutter versohlte ihrem Sohn darum den Hintern. Der Junge sollte "stubenrein" werden, lautete die herzlose Erklärung des Paares.

Zumindest bei der Mutter kam es, wenn auch viel zu spät, im letzten Jahr zum Sinneswandel. Nach einem Streit mit ihrem Freund verbrachte sie einige Tage im Krankenhaus. Wohl in dem Versuch, dem Freund die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben, informierte sie nach ihrer Entlassung die Polizei und der Junge wurde unter großem Aufgebot aus der Marxloher Wohnung geborgen. Im Anschluss wurde das Kind der Obhut des Jugendamtes übergeben und soll sich mittlerweile erholt haben.

Weil beide Angeklagte geständig waren, konnte der Prozess schnell beendet werden. Beide traf die maximale Härte des Gesetzes. "Unsere Strafgewalt hat gerade eben ausgereicht, um dieses unfassbare Unrecht zu sühnen", kommentierte die Richterin das Urteil. Für vier Jahre muss der mehrfach vorbestrafte Mann ins Gefängnis, die Mutter für drei Jahre und neun Monate.