WAZ-Interview mit Alt-Oberbürgermeister Josef Krings über Rathaus-Politik, Philharmoniker und Diskussions-Kultur. Kritik am Erweiterungs-Entwurf für die Küppersmühle
Für viele Deutsche ist der 89-jährige Helmut Schmidt immer noch "der" Bundeskanzler. Für zahlreiche Menschen in Duisburg bleibt Josef Krings "ihr" Oberbürgermeister. Josef Krings, geboren am 26. Oktober 1926 in Düsseldorf, bekleidete dieses Amt in Duisburg immerhin von 1975 bis 1997. WAZ-Redakteur Thomas Becker erlebte die ungebrochene Popularität des Pädagogen, Sportlers und SPD-Politikers beim Interview in einem Cafe? an der Königstraße, in dem Josef Krings viele Hände schütteln konnte.
Interessieren Sie sich immer noch für Politik?
Krings: Auf jeden Fall. Ich studiere jeden Morgen genau die Zeitung. Erst lese ich ausführlich den Lokalteil, dann die Nachrichten aus aller Welt und die Kultur, die Wirtschaft lege ich schon mal weg...Dabei hatte ich immer gute Kontakte zu den Unternehmen. Gespräche mit Ex-Thyssen-Chef Dieter Spethmann verliefen immer in sehr guter Atmosphäre. Wenn ich mich an seinen Vorgänger Dr. Günter Sohl erinnere, dann auch daran, dass er glänzend Klavier spielte. Wie auch Klöckner-Chef Günther Henle, der in seiner heute leider verfallenen Villa an der Wilhelmshöhe sehr gut besetzte Hauskonzerte gab....
Verfolgen Sie die Debatten im Duisburger Rathaus?
Krings: Ja. Doch das Klima zwischen den Politikern der Fraktionen hat sich sehr verschlechtert. Ich würde mir wünschen, dass sich das politische Klima im Rathaus wieder verbessert. ....Sehr gute Beziehungen habe ich aber zu Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der mich in Duisburg einbindet. So habe ich für ihn den Empfang zum Jüdischen Neujahrstag übernommen. Ein Angebot, das mir Bärbel Zieling nicht gemacht hätte.
Wie bewerten Sie die aktuelle Kulturpolitik in Duisburg?
Krings: Hervorheben möchte ich die gewachsene Bedeutung des Landschaftsparks. Besonders die Ruhr-Triennale hat den Park zur Bühne für die Kultur gemacht. Triennale-Intendant Jürgen Flimm war dafür ein ganz wichtiger Mann. Früher war es so, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Ermert sagte, du gehst ins Theater, und ich kümmere mich um den Haushalt...Das ist für Kulturpolitiker sicher heute viel schwieriger geworden.
Hat die Kultur in Duisburg noch eine Lobby?
Krings: Die Zahl der praktizierenden Kulturpolitiker ist sicher nicht groß. In den Konzerten trifft man immer die selben Politiker. Dabei muss ich auch den ehemaligen Kulturdezernenten Konrad Schilling mit seinen Festivals loben, mit denen er Kulturgeschichte geschrieben hat.
Wie bewerten Sie die Leistungen der Duisburger Philharmoniker und die Qualitäten der neuen Mercatorhalle?
Krings: Die Akustik der Halle ist sehr gut, auch wenn sie nicht sehr festlich ist. Das Orchester hat sich sehr gegenüber dem Publikum geöfffnet. Jonathan Darlington ist dabei für das Orchester ein Glücksfall. Auch Intendant Alfred Wendel ist als guter Kenner der Szene ein Gewinn.
Wie geht es mit der Kultur in Duisburg weiter?
Krings: In Zeiten knapper Kassen müssen politische Kampfabstimmungen zwischen Sozialem und Kultur vermieden werden. Ich habe dieses immer versucht. Idiotisch finde ich den architektonischen Entwurf für die Küppersmühlen-Erweiterung am Innenhafen. Der Schuhkarton auf dem Dach des Gebäudes ist zwar sensationell, aber auch nur als Gag...