Ausstellung in der Liebfrauenkirche zeigt Möglichkeiten, auf den Bevölkerungsrückgang zu reagieren.Masterplan ist im Modell zu sehen. Dezernent Jürgen Dressler: Liebfrauenkirche im Stadtbild frei stellen

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Duisburg hat von 1962 bis 2006 fast 25 Prozent seiner Bevölkerung verloren, in Dortmund waren es zehn Prozent. Daher sind beide Städte ideale Orte für die Ausstellung "Schrumpfende Städte - Reginen neu denken", die als Projekt der Kulturstiftung des Bundes am heutigen Dienstag, 26. Februar, um 19 Uhr in der Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz eröffnet wird. Die vom Projektbüro Philipp Oswall aus Berlin realisierte Ausstellung wurde in Duisburg gemeinsam mit dem Lehmbruck-Museum und der Stiftung Brennender Dornbusch durchgeführt. Gestern wurde die Schau in der Liebfrauenkirche vorgestellt.

Die Ausstellung in Dortmund im Museum Ostwall setzt sich mit dem Schrumpfungsprozess in sechs ausgesuchten Städten und Regionen auseinander, darunter auch im Ruhrgebiet. In Duisburg beschäftigen sich die Ausstellungsmacher, ein großer Teil der Schau wurde von einem Team des Lehmbruck-Museums gestaltet, mit den "Interventionen" als Reaktion auf den Schrumpfungsprozess. Vorgestellt werden anhand von Modellen, Fotos und Schrifttafeln, wie künstlerisch, architektonisch, städteplanersich, politisch und medial mit der Schrumpfung umgegangen wird.

Florian Heilmeyer und Christian Hiller vom Projektbüro Oswall laden zum Besuch der Ausstellung ein, die mit "Duisburger Modellen" ganz gezielt auf die Veränderung von Bevölkerungsstatistiken im Ruhrgebiet eingehen. Dazu zählen Norman Fosters Masterplan, der Landschaftspark Nord sowie der geplante Grüngürtel. Dr. Christoph Brockhaus, Direktor des Lehmbruck-Museums, sieht diese Ausstellung in der Kontinuität der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA). Pater Dr. Philipp Reichling von der Stiftung Brennender Dornbusch nannte die Kirche, die als kulturelles Forum für die drei Weltreligionen Veranstaltungen und Ausstellungen bieten soll, ein Beispiel für eine zukunftsweisende Neunutzung aufgegebenen Kirchenraumes.

Planungsdezernent Jürgen Dressler betonte, dass der Bevölkerungsrückgang in Duisburg die natürliche Folge des ökonomischen Prozesses sei. Es stelle sich jetzt jedoch die Frage, was sich eine solche Stadt mit weniger Menschen sozial und kulturell noch erlauben könne. Dressler machte deutlich, dass Stadtteile wie Marxloh oder Hochfeld keineswegs von einer "Schrumpfung" betroffen seien. Klare Worte sprach Dressler zum Erhalt der Liebfrauenkirche: "Diese Kirche reißt hier keiner ab." Vielmehr könnten sich aus Verhandlungen mit der benachbarten Justiz sogar Möglichkeiten ergeben, die "Kirche frei zu stellen".

Begleitet wird die Ausstellung (täglich 12 - 19 Uhr, dienstags bis 22 Uhr) von Vorträgen und Workshops. Am Dienstag, 4. März, 19 Uhr, wird hier über die Kulturhauptstadt 2010 und ihre Bedeutung für die Stadterneuerung diskutiert.