"Ich muss noch ungefähr 40 Jahre durchhalten"

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© Tanja Pickartz / far

MITMENSCHEN Es ist kalt, noch blüht kaum etwas, Bäume und Sträucher sind kahl und die Felder braun. Doch einer kann dieser Tage mit seinen Händen durch eine reiche Lese fahren. "Die Bäume hängen voll mit dicken Früchten. Ich muss nur noch zulangen, und das mache ich jetzt", sagt Frank Baier mit glänzenden Augen. Der Liedermacher ist gerade 65. Jahre alt geworden, die Feier dazu nennt er Ernte-Dank-Fest. Doch satt gegessen hat er sich noch nicht. "Ich muss noch ungefähr 40 Jahre durchhalten" - und Frank Baier kommt ins Erzählen.

Bevor er durch sein Haus in der Rheinpreußensiedlung huscht, blickt er kurz ins Leere, kneift dann die Augen zusammen und folgt dann seinem ausgestreckten Zeigefinger ins Arbeitszimmer. Hier greift er eine CD, da ein Tonband, ein Buch, einen Ordner, eine Zeitung, klickt auf die Computermaus und lässt drucken. Den Ausflug in die Zukunft beginnt er in der Vergangenheit. "Frank Baier", sagt Frank Baier, der gerne mit der dritten Person Abstand zu sich gewinnt, "ist nicht nur solo. Frank Baier gibt es auch in einem Duo, in einer Band, in dicker Besetzung auf dicken Bühnen." Doch er selbst war Frank Baier in letzter Zeit nicht. Er wühlte sich durch die Geschichte des Ruhrgebiets, der März-Revolution, "aber jetzt bin ich wieder frei", sagt er und ballt die Fäuste. "Jetzt kann ich mich wieder auf Frank Baier-Texte konzentrieren, auf sehr persönliche, mit denen ich mich erst gar nicht getraut habe, nach draußen zu gehen. Aber ich merke schon, dass es Leute gibt, die das gut finden." Die Texte sollen auch den Weg in ein Buch finden, die alten Texte aber auch, und ein anderes Buch will er schließlich auch noch schreiben. Und fünf Alben hat er schon im Kopf, und dann noch zwei. "Ich kann den Arsch einfach noch nicht zukneifen. 40 Jahre noch. Ach, ein Liederbuch mit Noten muss ich ja auch noch machen..."