Wegen umstrittener Tantiemen wurde der ehemalige Klinikum-Chef fristlos gefeuert. Gestern begann der Zivilprozess
Häufig hatte das Klinikum Duisburg in den letzten Jahren für Wirbel gesorgt. Die umstrittene Kündigung von sechs Gewerkschaftern, der Teilverkauf an die "Sana Kliniken AG", schließlich die fristlose Entlassung des langjährigen Leiters Reinhard Isenberg. Genau der bringt das Krankenhaus nun erneut in die Schlagzeilen. Gestern begann am Landgericht ein Zivilprozess um seine Kündigung.
Drei Gründe führten im August 2007 zu Isenbergs Rauswurf: Er leistete sich Dienstwagen, die teurer waren, als es ihm laut Arbeitsvertrag zustand. Darin war ein Maximum von 38 500 Euro festgesetzt. Fixiert war dort auch eine gestaffelte Gehaltserhöhung. Zunächst sollte das jährliche Salär um 30 000 Euro, später um weitere 20 000 Euro steigen. Tatsächlich wuchs das Gehalt im zweiten Schritt um aber um 50 000 Euro.
Dritter und strittigster Anlass war die Zahlung von Gewinnbeteiligungen. Diese Tantiemen waren im Jahr 2000 als Anhang zu dem bereits 1998 geschlossenen Angestellten-Vertrag vereinbart worden. Doch als das Klinikum 2002 im Rahmen der Umwandlung zu einer GmbH mit Isenberg einen neuen Geschäftsführer-Vertrag schloss, enthielt das Dokument keine neue Klausel zu den Tantiemen. Ausgezahlt wurden sie dennoch. 298 000 Euro wanderten auf das Konto des ehemaligen Klinik-Chefs.
Und der sieht sich auch heute frei von jeder Schuld. Schließlich sei keine Zahlung je vor dem Aufsichtsrat verborgen geblieben. Darum hatte er gestern bei Gericht für alles eine Erklärung. Die Autos? Wurden nachträglich gebilligt, außerdem habe er früher sogar günstigere Wagen genommen. Die Überzahlungen beim Gehalt? Fehler der Buchhaltung, zudem habe er selbst nie genau auf seine Abrechnungen geachtet. Die Tantiemen? Er dachte, der Anhang des alten Vertrages gelte fort. Alle Seiten hätten vergessen, die Zahlungen wieder schriftlich zu regeln.
Da blieb wenig Raum für einen Vergleich. Reinhard Isenberg wehrt sich gegen die Kündigung und fordert sein Gehalt bis zum offiziellen Vertragsende im September 2009. Die Klinik dagegen fordert Schadensersatz, Rückzahlungen der Tantiemen und des Gehaltes. "Da liegen sie ja über 600 000 Euro auseinander", resümierte der zuständige Richter der Handelskammer. Er äußerte aber auch die Einschätzung, dass er Isenbergs Kündigung für rechtens und somit für wirksam halte. Ob es dabei bleibt, wird sich am 7. Juli erweisen. Dann wird der Prozess um 10 Uhr fortgesetzt.