Duisburg. Eine neue Art der Weberknechte hält die Forscher in Atem. Die Krabbeltiere sind aus Casablanca nach Deutschland gekommen. Die Hobbyfotografin Janina Bock hat sie hierzulande per Zufall als Erste fotografiert.

Von weitem sehen sie aus wie Grashalme im Wind. Schaut man genau hin, entdeckt man Unerwartetes: Ein Knäuel aus Dutzenden Spinnen, das sich rhythmisch bewegt. Janina Bock fotografierte sie 2006 per Zufall im Landschaftspark Nord. Ihre Fotos sind, wie sich später herausstellte, der Erstnachweis des Weberknechts „Leiobunum” in Deutschland.

Eklige Masse

„Wir fanden die Spinnen einfach nur eklig, vor allem diese Masse auf einem Haufen”, erklärt die Hobby-Fotografin. Das sei auch der Grund gewesen, die Art zu fotografieren. Vor allem die wabbernden Bewegungen des Spinnen-Knäuels erschienen ihr seltsam.

Außergewöhnliche Art

„Die Spinnen-Art ist außergewöhnlich”, weiß Kai Toss, Journalist und Hobby-Naturkundler. Jedes Exemplar misst von Bein zu Bein etwa 18 Zentimeter und ist damit sehr groß. Die Spinnen treten in Gruppen auf. Dort wo sie sind, findet man keine heimischen Weberknechte mehr. Kai Toss ging dem Spinnen-Alarm auf den Grund, als er einen Anruf bekam: „Bei mir an der Arbeitsstelle hängen so komische Spinnen an der Fassade 'rum!” Toss fuhr zu dem Verwaltungsgebäude auf der Wörth-straße in Hochfeld und staunte nicht schlecht: „Der Mann hat recht.” Der Naturkundler fand an zwölf Stellen, rund um das Gebäude, Ansammlungen der Spinnen.

Neu in Europa

Groß aber ungiftig

In der Nähe von Nijmegen wurde die Spinne der Gattung „Leiobunum" zum ersten Mal im Jahr 2004 entdeckt.

Der fotografische Erstnachweis für Deutschland erfolgte im August 2006 in Duisburg. Die Spinne stammt vermutlich aus Nordafrika, konnte aber bisher nicht identifiziert werden. Sie ist etwa 18 Zentimeter groß und lebt in großen Ansammlungen mit ihren Artgenossen. Sie ist für Menschen harmlos und besitzt kein Gift.

„Die Spinnen-Art ist neu in Europa”, erklärt Kai Toss. Entdeckt wurde sie erstmalig in 2004, in der Nähe von Nijmegen. Zwei Jahre später folgte dann der deutsche Erstnachweis in Witten, im September 2006. Doch eigentlich entdeckte sie Janina Bock im Landschaftspark Duisburg zuerst. Ihre Fotos stammen schon von August. „Die Spinnen sind weder schön, noch interessieren sie mich besonders”, sagt sie, „doch es ist bemerkenswert, wenn man so viele sieht.” Bemerkenswert ist auch, dass die Spinnen-Art seit über drei Jahren an der Außenfassade der Biologischen Station im Landschaftspark lebt und von den Naturwissenschaftlern nicht entdeckt wurde, trotz ihrer Größe. „Für mich waren es nur ganz normale Weberknechte”, erklärt Janina Bock. Daher schenkten ihr auch die Wissenschaftler in Duisburg zunächst keine Aufmerksamkeit.

Forscher an der Universität Mainz versuchen, das Rätsel um die Achtbeiner zu lösen.

Gefährdung für die heimische Fauna

Fest steht, dass die Art aus Casablanca auf einer Ladung Holz eingereist ist. Die Spinne konnte bisher noch nicht bestimmt werden, doch sie breitet sich schnell aus. Mittlerweile ist sie in weiten Teilen des Landes verbreitet. Forscher gehen davon aus, dass die „Leiobunum” die heimische Weberknecht-Fauna gefährdet. Menschen müssen den Riesen-Weberknecht jedoch nicht fürchten, weiß Toss: „Sie hat kein Gift und ist vollkommen harmlos.” Wer die Spinne entdeckt, soll sich an die Biologische Station im Landschaftspark wenden, denn die Ausbreitung wird derzeit untersucht.