Durch den Einsatz von Schülern als Bus-Coach ging auf mehreren Linien die Zahl der Schäden zurück.

Cihan und Natthida machen nicht unbedingt einen Respekt einflößenden Eindruck. Cihan ist keine „Kante”, Natthida lächelt immer nett. Und doch haben sie gemeinsam mit Andreas, Surani und Mahir-Can etwas erreicht, von dem die DVG lange Zeit geträumt hat: Die Beschädigungen in den Bussen der Linie 908 sind zurückgegangen, seit sie und andere Schüler als „Bus-Coach” eingesetzt werden. Rückblende: Ende 2001 verzeichnete die Duisburger Verkehrsgesellschaft im Duisburger Norden auf der Linie 919 zunehmend Beschädigungen an den Fahrzeugen, Raubstraftaten, Beleidigungen und tätliche Angriffe auf Fahrgäste. Andreas Grehl, Gruppenleiter bei der DVG, erinnert sich: „Unsere erste Überlegung war damals, mehr Dienstpersonal auf dieser Linie einzusetzen. Das diente zwar der Beruhigung der Fahrgäste, brachte unterm Strich aber nicht den erhofften, langfristigen Erfolg.” Da damals mehrere Täter und Verursacher der Alfred-Adler-Schule zugeordnet werden konnten, suchte die DVG das Gespräch mit dem Schulleiter. Gemeinsam wurde ein Konzept übernommen, das schon seit 1998 von der Bochum-Gelsenkirchener-Straßenbahn (BoGeStra) erfolgreich umgesetzt wurde: die Fahrzeugbegleiter, die aus den Kreisen der Schüler rekrutiert werden. Im März 2002 startet der erste Versuch gemeinsam mit der Alfred-Adler- und der Frankenschule. Aus dem „Fahrzeugbegleiter” wurde der „Bus-Coach”. Nach der erfolgreichen Pilotphase engagierten sich auch die Anne-Frank- und die Darling-Schule sowie die Homberger Schule In den Haesen. Seit 2006 gehört auch die Gesamtschule Neumühl dazu, die Cihan, Mahir-Can, Andreas, Natthida und Surani besuchen. Begonnen haben sie im achten Schuljahr, jetzt sind sie in der Neun. Von den 30 Schülerinnen und Schülern, die sich für die „Arbeitsgemeinschaft Bus-Coach” anfangs interessierten, blieben am Ende zwölf, die ein Jahr lang geschult wurden. „War es im ersten Halbjahr Pflichtunterricht, machten sie im 2. Halbjahr frewillig weiter”, lobt Abteilungsleiter Christoph Hönig den Einsatz seiner Schüler. Andreas Grehl: „Zunächst ging es einmal darum, unter den Schülern den Teamgeist zu wecken und zu entwickeln. Dann haben wir erklärt, was ein Bus-Coach überhaupt machen soll und es dann in zahlreichen Rollenspielen eingeübt.” Das richtige Verhalten wurde immer wieder trainiert, denn die Schüler sollen schließlich keine Hilfspolizisten spielen. Trotzdem, so erzählt Cihan, sei es am Anfang schwer gewesen. „Wir haben aber dann langsam Erfahrung gesammelt.” Sprüche wie ,Du hast mir gar nichts zu sagen' hörten sie alle oft, wenn sie Mitschüler ansprachen, weil sie gerade ein Kaugummi auf den Sitz kleben oder einen Nothammer abmontieren wollten. Jetzt sind alle in der 9. Klasse, haben Erfahrungen gesammelt und zählen in den Bussen zu den Größeren. Für die DVG ist zwar ein Rückgang der Schäden zu verzeichnen aber nicht genau zu beziffern. Cihan glaubt: „Zehn Prozent weniger.” Zwei „Bus-Coach” sind immer zwei gemeinsam unterwegs. Sie sprechen Mitschüler an, die dabei sind teuren Blödsinn zu verzapfen. In erster Linie appellieren sie an Schülerinnen und Schüler der eigenen Schule an. Läuft es auf eine Konfrontation hinaus, suchen sie Hilfe beim Busfahrer. Eine Eskalation soll vermieden werden. Nicht immer sind dem Bus-Coach die Namen aller Schüler bekannt. Aber manche haben sich auch schon gewundert, dass sie ermittelt wurden und den Schaden wieder gut machen mussten. DVG-Sprecher Helmut Schoofs: „Bevor wir das Projekt starteten, hatten wir Schäden von rund 700 000 Euro im Jahr zu verzeichnen. Heute sind es etwa 100 000 Euro weniger. Und während wir früher immer steigende Tendenzen hatten, geht die Zahl der Schäden nicht weiter hoch.”