Duisburg ist Modellstadt für Nordrhein-Westfalen. Projekt vom Bundes-Gesundheitsministerium gefördert.Regelmäßig mittwochs führt Therapeutin Gespräche mit Suchtkranken
THERAPIE IN DER NIKOLAUSBURG Nicht erst seit Duisburg Casino-Stadt ist, wird gezockt. Doch seit sich Automatenscheiben und Roulettekugeln drehen, ist die Spielleidenschaft noch größer geworden. Für einige, die sich nach dem großen Glück sehnen, führt der Weg von der Automaten-Faszination in die Sucht. 2000 Personen, so rechneten Suchtforscher in einer Studie hoch, seien in Duisburg ernsthaft betroffen, 1500 weitere bedroht. In einem Modellprojekt des Bundesgesundheits-Ministeriums bietet das Suchthilfezentrum Nikolausburg in Ruhrort (Tel: 809360) ab heute regelmäßig mittwochs von 15 bis 18 Uhr Therapiegespräche an.
Statistiker der Landesfachstelle für Glücksspielsucht haben herausgefunden, dass Duisburg als besonders spielfreudige Stadt gilt. Auf 288 Einwohner kommt ein Spielgerät. In Essen müssen sich 377, in Düsseldorf 315 Einwohner ein Gerät teilen.
Bisher konnten sich Spieler im St. Camillus in Walsum und im Alexianerhaus in Rheinhausen beraten lassen. Mit den Einrichtungen will die Nikolausburg kooperieren. Suchttherapeutin Melanie-Svenja Küppers möchte bei erfolgreichem Start eine Orientierungs- und Beratungsgruppe aufbauen. Vor allem Automaten gelten als Suchtbeschleuniger. "Je schneller es läuft, desto eher können die Spieler abhängig werden", glaubt die 37-Jährige. Haben die Spieler früher in 12 Sekunden ihr Geld verloren, ist das Spiel heute nach vier Sekunden beendet. 80 % der Menschen, die ihre Leidenschaft nicht in den Griff bekommen, sind vom Automatenspiel abhängig geworden. Das Pokerspiel im Internet ist kaum weniger gefährlich, gefolgt von den Spielen am Tisch wie Roulette oder Black Jack.
Arbeitslosigkeit, Geldsorgen sind häufig Gründe, die Menschen aufs vermeintliche Glück bauen und die Realität verdrängen lässt. Melanie-Svenja Küppers: "Wir wollen kein Verbot des Glücksspiels, sondern Hilfe anbieten, wie Betroffene der Falle wieder entrinnen können. Sie leben mit der Illusion, sich das verlorene Geld wiederzuholen. Wenn nicht heute, dann morgen." Die fatalen Folgen der Sucht: Die Schulden häufen sich, der Familenfriede ist in Gefahr, der Arbeitsplatz bedroht. Ein schwacher Trost für Spieler: Ein Großteil der Einnahmen fließt in soziale Projekte. Der Duisburger Stadtkämmerer konnte im letzten Jahr 6,5 Mio E verbuchen.