Norbert Heuser hat eine ungewöhnliche Tanz-Location am Innenhafen gefunden. Gemeinsam mit Schülern und anderen Rhythmus-Liebhabern trifft er sich am Garten der Erinnerung zu Drehungen unter freiem Himmel

Der Innenhafen ist zweifelsohne eine der ersten Ausflugsadressen für Fahrradfahrer, Jogger und Inline-Skater in Duisburg. Getanzt wurde bisher allerdings vor allem in den Bars und Clubs. Norbert Heuser hat indes eine andere Location als Tanzsaal auserkoren: Der Inhaber des "Studio N" verabredet sich samstags, bei gutem Wetter, mit seinen Schülern und anderen Tänzern zu einem spontanen Tango-Abend im Garten der Erinnerung. Offiziell angemeldet ist das nicht. Heuser macht quasi von seinem Grundrecht der Versammlungsfreiheit Gebrauch. Es ist eine stilvolle, leidenschaftliche Art der Versammlung.

"In Buenos Aires wird an jeder Ecke unter freiem Himmel getanzt, das ist einfach eine besondere Atmosphäre", erklärt Norbert Heuser und streut Babypuder auf die glatte Beton-Fläche, damit sich die Damen und Herren besser drehen können. Grabkerzen spenden Licht und begrenzen das Karree. Aus einem Ghettobluster klingt Tango-Musik. In Trainingshosen und Turnschuhen schmiegen sich die Paare aneinander, machen mal grazile, dann wieder kraftvolle Bewegungen. "Das Schöne ist, dass man beim Tango keine Choreographie abtanzt, sondern sich auf den Partner einstellt und improvisiert", gerät Leonie Jedamski ins Schwärmen. Sie und Thomas Richter sind diesem Tanz nahezu verfallen, trainieren fast jeden Tag. "Tango ist wie das Leben. Manchmal ist die Musik fröhlicher, dann hebt das die Stimmung. Dann ist sie eher traurig und melancholisch", beschreibt Leonie Jedamski ihre Gefühle.

Die Szene in Duisburg ist zwar eher klein, dafür haben sich viele Liebhaber der südamerikanischen Musik aus der Umgebung am Garten der Erinnerung versammelt. Durch Mundpropaganda haben sie von dem Abend gehört, offiziell ist es ja hier nicht. "Es gibt eine einschlägige Internetseite, auf der sich alle Tango-Fans informieren", weiß Norbert Heuser. Dort hatte er die Treffen bisher angekündigt.

Auf ausgebreiteten Decken machen sie sich's gemütlich, schauen den anderen Paaren zu. Zwischendurch bleiben immer wieder Passanten stehen und staunen über die unerwartete Performance. "Ich find' das gut. Ich glaube, Tango könnte man überall tanzen, zum Beispiel im Stadtwald", freut sich Uta Sanders über den Anblick.

Leonie Jedamski und Thomas Richter zirkeln immer noch tänzerisch über das Forum Ludwig. Blicke für die Kulisse haben sie kaum, sind ganz vertieft in die Bewegungen. Die Beine gestreckt, gehen sie vor und zurück. Ein Paar sind die Zwei zwar nicht, doch man merkt ihnen an, dass sie sich gut verstehen. Sie wirken vertraut. "Man kommt sich sehr nah, da sollte man sich sympathisch sein."