Wie das Familien-Bier damals geschmeckt hat?

Nein, Günther Böllert weiß es nicht mehr. Dafür kann sich der 95-Jährige an die Geschichte der Brauerei Böllert sehr gut erinnern. So waren seine Vorfahren über 100 Jahre lang Brauerei-Besitzer in Duisburg und nach dem Krieg hier bis 1952 neben König die einzige verbliebene Brauerei. 1870 hatte es in Duisburg immerhin noch 22 Brauereien gegeben.

„Frisch gezapft!” lautet der Titel der Ausstellung zur Duisburger Bier- und Brauereigeschichte, die derzeit im Kultur- und Stadthistorischen Museum zu sehen ist (wir berichteten). Und wer eine Ausstellung über die Duisburger Brauerei-Geschichte macht, der kommt an Böllert nicht vorbei.

Gläser, Flaschen und Fotos erinnern an Zeiten, in denen der Name Böllert in Duisburg für ein frisches Pils oder Export-Bier stand. Günther Böllert: „50 Prozent der Duisburger Gaststätten gehörten der Brauerei.”

Der 1913 in Duisburg geborene Günther Böllert wuchs mit der Brauerei auf, in der er als Kind „jede Ecke” kannte und die „48 Pferde” und mehrere Handwerksbetriebe besaß. An der Werthauser Straße lag der große Betrieb der Familie Böllert. Günther Böllert wohnte als Kind im Haus Menzelstraße 2.

Als Matthias und Wilhelm Böllert 1881 den Betrieb zur Werthauser Straße nach Hochfeld verlagerten, da war ein großer Teil der Familien-Chronik bereits geschrieben. Wie es in dem von Stefanie Paufler vom Stadthistorischen Museum erstellten Begleitheft zur Ausstellung heißt, besaß die Familie Böllert bereits 1740 in Duisburg Stadtrechte und Grundbesitz. Auf diesem Grundstück in der Altstadt gründete 1840 Johann Matthias Böllert die Familien-Brauerei. Über 40 Jahre danach entstand dann an der Werthauser Straße eine moderne Produktionsanlage, die 1888 die erste Eismaschine bekam und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.

Im Jahr 1940 feierte die Brauerei ihr 100-jähriges Jubiläum. Im Auftrag der König-Brauerei wurde dort nach Kriegsende Bier gebraut. 1949 wurde die finanzielle Lage unsicher und die Stern-Brauerei übernahm das Unternehmen. Wie Günter Böllert sich erinnert, habe die König-Brauerei gute Beziehungen zur Bank gehabt, die der Böllert-Brauerei dann keinen Kredit mehr geben wollte. Als die Bank zur Bedingung machte, die Firma unter fremde Leitung zu stellen, war 1952 das Ende des Traditionsunternehmens gekommen. Böllert: „Die Familie war auf ihren Namen zu stolz, um darauf einzugehen.”

Günter Böllert selbst übernahm keine Verantwortung in der Brauerei, auf der sich heute übrigens der Parkplatz der Firma Siemens befindet. Nach dem Krieg („sogar in Brest habe ich eine Böllert-Bierflasche gefunden”) wurde er Stahlhändler bei der Duisburger Firma Spaeter, der er bis zu seiner Pensionierung viele Jahre lang beruflich verbunden blieb.