Frank Switala ist Stadtführer und begleitet regelmäßig Gruppen. In seiner Hand liegt es, wie begeistert die Besucher von Duisburg sind. Harte Fakten werden mit Witz und Charme präsentiert

Am König-Heinrich-Platz wird gerne diskutiert. Etwa, ob die Stahlskulptur von Bernard Vernet ausgerechnet an dieser Stelle aufgebaut werden musste. Mit (politischen) Aussagen zur Stadtentwicklung hält sich Frank Switala allerdings meist zurück. Foto: WAZ, Stephan Eickershoff
Am König-Heinrich-Platz wird gerne diskutiert. Etwa, ob die Stahlskulptur von Bernard Vernet ausgerechnet an dieser Stelle aufgebaut werden musste. Mit (politischen) Aussagen zur Stadtentwicklung hält sich Frank Switala allerdings meist zurück. Foto: WAZ, Stephan Eickershoff © WAZ

MITMENSCHEN Keine Frage - Frank Switala hat einen verantwortungsvollen Job. In seiner Hand liegt es, welchen Eindruck die Menschen von Duisburg bekommen, ob sie schwärmend nach Hause gehen oder doch eher enttäuscht sind. Switala ist Stadtführer. Gemeinsam mit zehn weiteren Kollegen zeigt er Besuchern die Entwicklung rund um die Königstraße auf.

"Strukturwandel gab's schon immer, auch wenn das früher niemand so genannt hat", erklärt der gelernte Jurist, der sich nach dem ersten Staatsexamen entschied, doch lieber professionell Führungen anzubieten. Seitdem beschäftigt dich der gebürtige Homberger mit historischen Daten, aktuellen politischen Ereignissen und netten Anekdoten, um die Gäste umfassend zu informieren. Die Zeitungslektüre ist ebenso Pflicht wie ein Blick ins Geschichtsbuch der Stadt. So schafft er es, selbst Duisburger immer wieder zu überraschen.

"Jeder kennt das Averdunk-Center, aber kaum einer weiß, warum es so heißt", sagt Switala und bleibt die Erklärung nicht lange schuldig: Gymnasial-Professor Averdunk und der Lehrer Köhnen haben das Kunst- und Stadthistorische Museum mitgegründet. "Der Köhnen hat nur eine Straße bekommen, nach Averdunk wurde immerhin ein Platz benannt."

Nur ein paar Schritte weiter, am City-Palais, wird's meistens politisch. Switala kennt die Befindlichkeiten - viele alte Duisburger trauern der Mercator-Halle hinterher und hadern mit dem City-Palais. "Ich seh' das etwas lockerer und verweise darauf, dass wir ja nun eine Spielbank und ein neues Kongresszentrum in der Stadt haben." Noch ein Diskussionspunkt sei die Kunst. So die Stahlskulptur von Bernard Vernet. "Viele finden die Bögen gut, aber nicht an dieser Stelle."

Mit Witz und Charme schafft es der überzeugte Duisburger, der sich als "Ruhrgebiets-Bürger versteht", auch trockene Informationen ansprechend zu verpacken. Man merkt es ihm an, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Dabei kennt sich der Kulturinteressierte nicht nur in seiner Heimat aus, sondern führt auch über das Gelände der Zeche Zollverein.

Knapp die Hälfte aller Gruppen guckt sich die Region übrigens nicht zum Zeitvertreib an, sondern hat wissenschaftliche oder wirtschaftliche Interessen. So hat er die Werbeagentur eines schwedischen Möbelriesen davon überzeugt, dass Duisburg der richtige Standort ist. Und die Hitachi-Investoren wollten begutachten, wo ihr Geld hingeflossen ist. Je nach Interesse, geht's auch mal nach Marxloh oder in den Landschaftspark. Das ehemalige Hüttenwerk kennt er gut - dort begann seine Gästeführer-Karriere. Außerdem ist er in Meiderich aufgewachsen.

Nun schauen der 42-Jährige und seine Kollegen gespannt auf das Kulturhauptstadt-Jahr 2010. "Das wird bestimmt gut. Ich fand es bei der WM klasse, dass wir alle Ruhries waren und sich so ein tolles Wir-Gefühl entwickelt hat."