Anklage: 34-Jähriger stach einen Ex-Freund seiner Verlobten nieder. Opfer überlebte die sechs Messerstiche nur knapp

Sechs Messerstiche, jeder davon hätte tödlich sein können - pures Glück, dass ein 19-jähriger Duisburger den Morgen des 3. Aprils überhaupt noch überlebte. Auf dem Firmengelände eines Lebensmittelhändlers in Oberhausen-Lirich war der junge Mann hinterrücks von einem 34-jährigen Angestellten niedergestochen worden. Gegen ihn eröffnete das Duisburger Landgericht gestern das Verfahren. Der Vorwurf lautet auf versuchten Mord.

Auslöser des Beinahe-Mordes soll ein Streit um die Verlobte des Angeklagten gewesen sein. Wie er gestern im Prozess berichtete, habe seine Freundin während einer kurzen Trennungsphase im Vorjahr ein Tête-à-Tête mit dem Opfer gehabt. Schnell jedoch gab sie dem Jüngeren zu verstehen, dass daraus nicht mehr werden würde. Für sie war der Fall damit erledigt, für ihn nicht. Mehrfach soll er danach Dritten gegenüber schlecht über die Frau geredet, sie als "billige Schlampe" und "Hure" bezeichnet haben. Auch angerufen und direkt beschimpft haben soll er sie.

In diesem Frühjahr eskalierte dieser schwelende Konflikt schließlich. Drei Tage vor den Messerstichen soll sich bereits eine erste Schlägerei mit weiteren Beleidigungen zugetragen haben. Gegen 6.30 Uhr am 3. April passierte es dann: Der 19-Jährige war mit einem Nachbarn nach Lirich gefahren, wollte sich dort um einen Praktikumsplatz bewerben. Er wartete auf dem Hof, wo er vom Angeklagten entdeckt wurde, der dort ebenfalls beschäftigt war.

Laut Anklage schlich sich der 34-Jährige an sein Opfer heran, trieb ihm mindestens drei Mal die Klinge eines Klappmessers in den Rücken. Weitere Stiche trafen den jungen Mann in Brust, Arm und Beine. Nur durch herbei eilende Arbeitskollegen konnte der Angeklagte von seinem Opfer getrennt werden, auf das er wie von Sinnen einstach.

Der 19-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht, mehrere Not-Operationen retteten sein Leben, unter anderem war ein Lungenflügel aufgeschlitzt worden. Auch danach nahmen seine Beschwerden kaum ab. Mindestens drei weitere stationäre Aufenthalte und Operationen musste er seit März über sich ergehen lassen. Immer noch plagen ihn Atembeschwerden und viele unschöne Narben entstellen seinen Körper.

Der Gelsenkirchener gestand die Tat bei Gericht ein, will sich aber an Einzelheiten nicht erinnern können. Alles sei wie im Rausch geschehen, sagte er aus. Heute soll das Verfahren fortgesetzt werden.