Im Frühjahr 1999 wurde am Dellplatz das Kulturzentrum Hundertmeister eröffnet.
Nach langer Durststrecke - das Alternativ-Zentrum Eschhaus war bereits viele Jahre abgerissen - hatte die Szene wieder einen Treffpunkt mit einem anspruchsvollen kulturellen Angebot.
Die WAZ sprach mit Hundertmeister-Geschäftsführer Christoph Reifenberg über die Bilanz des vergangenen Jahres, über neue Aktivitäten, Probleme, Altlasten und Kritiken.
Reifenberg, der hier 2006 als Vorstandsmitglied im verantwortlichen „Verein Feuerwache 1” begann, ist mit dem Ergebnis des Jahres 2008 „zufrieden”. Veranstaltungen und Partys seien rundum gut besucht worden. Eine „etwas kommerziellere Ausrichtung” sei dabei finanziell durchaus erfolgreich gewesen und schaffe wieder Platz für ambitionierte Kultur-Projekte mit freiem Theater und Musik. Ein Angebot, das von dem Gründungspublikum des Hauses schmerzlich vermisst wird.
Es sei auch gelungen, einen Teil der finanziellen Altlasten - die aus früheren Jahren stammen - abzutragen, obwohl man das Geld auch für die Erneuerung der Infrastruktur des Hauses hätte gut gebrauchen können.
Auch wenn das neue Nichtraucher-Gesetz Sorgen bereite, „läuft die Kneipe sonst gut”. Man sei jetzt dabei, „aus der Gastronomie eine GmbH zu machen, um die Transparenz” auch gegenüber der Stadt zu erhöhen. Es bleibe aber so, dass „alle Gewinne” an den Verein Feuerwache und an den Kulturbetrieb des Hauses gehen. So beruhte das Konzept des Zentrums stets darauf, neben einem städtischen Zuschuss - derzeit 114 500 Euro im Jahr - weitere Finanzmittel aus dem Kneipenbetrieb zu erwirtschaften.
Als heikles Thema empfindet Christoph Reifenberg die Kritik ehemaliger Mitarbeiter an seinem Führungsstil und an atmosphärischen Verwerfungen im Haus. So war immer wieder bemängelt worden, dass langjährigen Mitarbeitern gekündigt worden sei und Gehaltszahlungen verspätet oder gar nicht erfolgten. Eine ehemalige Mitarbeiterin habe ihr Geld sogar erst nach einer Drohung mit dem Arbeitsgericht bekommen.
Reifenberg: „Wir haben das Haus hier in einer massiven Schieflage mit vielen Schulden übernommen. Es gab verquaste Strukturen und viele Leute, die sich auf einmal in ihrer permanenten Party gestört fühlten. Es gab auch ein großes Potenzial des Missbrauchs.” Da man aber auch über öffentliche Mittel finanziert werde, sei es seine Aufgabe, wieder für geordnete Strukturen zu sorgen. Dies sei inzwischen auch gelungen.
Wie Reifenberg betont, werde man auch weiterhin soziale Projekte unterstützen. So gebe es hier Raum für das Behinderten-Theater „Aihassissi” und einen Behinderten-Stammtisch. Auch arbeite man eng mit der Lebenshilfe zusammen. Reifenberg: „Hier gibt es mehr als nur Partys.”