Duisburg. . Ex-OB Sauerland hat sich nach langem Schweigen mit seinen Befindlichkeiten zur Loveparade geäußert. Duisburg hat aber Wichtigeres zu tun.

Mit Verlaub, mich interessieren die Befindlichkeiten von Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland nicht, die er jetzt dem WDR präsentiert hat. Zu der Zeit, als er nach der Loveparade-Katastrophe hätte sprechen, zumindest moralische Verantwortung hätte übernehmen müssen, formulierte er unsäglich Falsches. Und danach schwieg er in einer für Opfer und Hinterbliebene und für die ganze Stadt unerträglichen Weise.

Loveparade 2010 - Tragödie in DuisburgEs sei ihm zugebilligt, dass der Walsumer nach den 21 Toten und Hunderten Verletzten, nach dem fürchterlichen Desaster im Tunnel ebenfalls litt; auch weil er danach am Pranger stand und dann auch um seine OB-Karriere gebracht wurde. Aber wem helfen jetzt seine Bekundungen, seine Selbst-Wahrnehmungen, die auch läuternde Selbsterkenntnisse sein mögen, aber den faden Beigeschmack des Selbstmitleids haben? Ihm nicht, Opfern nicht und Duisburg auch nicht. Das heilt keine Wunden, sind reißt sie wieder auf und bringt keinen Erkenntnisgewinn.

Bekenntnisse helfen wenig, auch Sauerland nicht

Doch es ist auch müßig und lässlich, auf Sauerland jetzt wieder einzuprügeln, „Pfui Deibel“ zu rufen wie in den Sozialen Medien und ihn als Monster zu stigmatisieren. Damit mag man seiner eigenen Empörung Luft verschaffen – diese Art der Befriedigung hat aber auch etwas Perfides und Selbstquälerisches. So ist Sauerlands spätes „Coming-Out“ nicht mehr als ein weiterer Fehlschlag im Umgang mit Duisburgs wohl schmerzlichster Tragödie.

Fraglos, eine Klärung der Schuldfrage zumindest im juristischen Sinne würde Duisburg helfen, die Aufarbeitung zu Ende zu bringen, nachdem sich die Stadt nach langer Schockstarre aus der Lethargie befreit hat, ohne die Tragödie zu verdrängen. Wie der Ex-OB als Privatperson Sauerland damit umgeht, ist dabei eigentlich nicht von Belang. Duisburg hat mit den Herausforderungen und der ohnehin schweren Aufgabe, die Stadt als wirtschaftlich und sozial stabilen und überdies lebenswerten Ort des Zusammenlebens von 500 000 Menschen wahrlich wichtigeres zu bewältigen.