Duisburg. . In Walsum, Baerl und Binsheim muss Geflügel im Stall bleiben. Nach infizierten Wildvögeln in Xanten und Hagen werden Schutzmaßnahmen getroffen.
- Stadt hat eine Stallpflicht für Geflügel in Walsum, Baerl und Binsheim im Duisburger Norden angeordnet
- Betroffen sind nicht nur große Betriebe, sondern auch Kleinhalter mit weniger als 1000 Tieren
- Neben der Stallpflicht wurden auch weitere Schutzmaßnahmen gegen das Virus verstärkt
Noch können die Hühner des Lehr- und Lernbauernhofes der AWo im Landschaftspark Nord draußen umherlaufen. Doch das könnte sich bald ändern, wenn der zentrale Krisenstab wegen der Vogelgrippe eine bundesweite Stallpflicht angeordnet. Aktuell wird darüber beraten, denn die Lage ist ernst. In mittlerweile elf Bundesländern konnte das hochansteckende, aber für Menschen ungefährliche, Virus H5N8 nachgewiesen werden. In NRW gibt es bereits zwei bekannte Fälle: Bei Xanten wurde ein infizierter Bussard gefunden und am Hengsteysee in Hagen fand man eine tote Ente, die das Virus in sich trug.
Die Stadt Duisburg hat deshalb für Risikogebiete eine Anordnung zur Aufstallung von Geflügel verhängt. Diese gilt für Gebiete im Norden der Stadt: linksrheinisch Baerl und Binsheim bis zur A42 im Süden sowie rechtsrheinisch Walsum bis zum Nordhafen. Warum ist dort das Risiko so hoch? „Weil die Rheinauen ein beliebter Rastplatz für Zugvögel sind, die das Virus übertragen“, erklärt Dr. Natalie van Straaten vom Duisburger Veterinäramt. Zusätzlich zur Stallpflicht sollen verstärkte Schutzmaßnahmen die Einschleppung des Virus verhindern. So dürfen Ställe nur noch in Schutzkleidung betreten werden, die nach Gebrauch desinfiziert wird; Ein- und Ausgänge müssen so gesichert sein, dass keine Wildtiere eindringen können; Vorrichtungen zur Desinfektion müssen vorgehalten werden. Das gilt nicht nur für große Betriebe, sondern seit Montag auch für Halter von Kleinbeständen. Laut van Straaten sind in Duisburg 26 Betriebe und Züchter betroffen.
Geflügelhalter hoffen auf frostige Temperaturen
„Wir haben Glück gehabt. Unser Hof liegt genau an der Grenze“, sagt Margret Haseke vom AWo-Lernbauernhof. Sorgen macht sich Haseke trotzdem. 25 Hühner und 11 Gänse werden auf dem Hof gehalten. Einige der Hühner sind Teil eines Forschungsprojekt zum potenziell krebserregenden Umweltgift Dioxin. Eine Stallpflicht könnte das Projekt gefährden „Diese Hühner müssen täglich von 9 bis 15 Uhr draußen sein“, so Haseke.
Auch Landwirt Reinhard Mosch aus Mündelheim ist besorgt. Aktuell leben 700 Gänse und Hühner auf seinem Hof. „Wer keine Angst hat, macht Fehler“, sagt Mosch. Die Zeit, die die Tiere draußen verbringen, hat er verkürzt. Besucher, die sonst auf dem Hof gerne gesehen sind, dürfen den Stall momentan nicht mehr besichtigen. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es allerdings nicht“, weiß Mosch.
Die Mitglieder des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Buchholz halten ihre Tiere zur Vorsicht nur noch im Stall. „Man macht sich schon Gedanken“, sagt die Vorsitzende Ute Dietz. Doch das sei schon ein großer Aufwand, dafür zu sorgen, dass kein anderes Tier in den Stall kommt, findet Josef Narz aus Wanheim-Angerhausen. Er hält drei Lachshühner und ist der Meinung, dass für Kleinhalter Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen. Marc Schaltmann, Vorsitzender des RGZV Homberg, ist zwiegespalten: Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, sei wichtig, diese sollten allerdings nicht zu Panikmache werden. Die Geflügelhalter hoffen nun auf frostige Temperaturen, dann bleiben die Zugvögel tendenziell eher an einem Ort und auch die Vogelgrippe breitet sich weniger aus.
Vermutlich mit Zugtieren aus dem Osten gekommen
Das Vogelgrippe-Virus H5N8 wird über den Kot infizierter Tiere übertragen. Beim Friedrich-Loeffler-Instituts, das zur Tiergesundheit forscht, vermutet man, dass der Virus von Vögeln aus Zentralrussland, Sibirien und der Mongolei nach Europa gebracht wurde. Der erste Fall in Deutschland ist am 8. November in Schleswig-Holstein aufgetreten.