Duisburg. . Bei einer Diskussion über Sicherheit im ÖPNV im Duisburger Hauptbahnhof riefen Sicherheitsfachleute die Bürger auf, Zivilcourage zu zeigen.
- Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) diskutierte am Freitag mit Fachleute im Hauptbahnhof
- Bundespolizei registriert steigende Gewaltbereitschaft gegen Beamte
- Bahn-Mitarbeiter treten bei Fahrkarten-Kontrollen verstärkt im Team auf
Michael Groschek kam am Freitag mit dem Zug von Düsseldorf nach Duisburg. „Keine Weltreise“, sagt der NRW-Verkehrsminister, aber lang genug, um mit Frauen über ihr Sicherheitsgefühl im ÖPNV ins Gespräch zu kommen. „So viel ist sicher“ heißt eine Kampagne von Landesregierung und Verkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Frauen sind die Zielgruppe. Auch darüber diskutierte der Minister im Hauptbahnhof anlässlich der „Woche des Respekts“.
All diese Aktionen sind der Versuch, Belästigungen, Pöbeleien und Gewalt in Bussen und Bahnen Einhalt zu gebieten. Dabei sei eine Zunahme der Vorfälle statistisch nicht belegt, sagt Birgit Stecker, die als stellvertretende Leiterin von Marketing.NRW die Kampagne leitet. „Aber es wird mehr berichtet, wahrscheinlich steigt damit das Gefühl der Unsicherheit.“
Bundespolizei: Waffeneinsatz oft schon bei geringen Anlässen
Für die Statistik der Übergriffe gegen seine Beamten konstatiert Wolfgang Wurm vor allem eine Veränderung in der Qualität der Aggression: „Wir müssen schon bei den geringsten Anlässen davon ausgehen, dass Waffen eingesetzt werden“, sagt Wurm, Präsident der Bundespolizei-Direktion St. Augustin. Fast wöchentlich registriert die Bundespolizei derartige Überfälle, hörte auch Minister Groschek von den Beamten: „Die sind am liebsten mit einem Hund auf Streife. Und das, obwohl die alle doppelt so groß und doppelt so breit sind wie ich.“
Polizeipräsidentin: Jeder sollte sich auch für den anderen verantwortlich fühlen
Zivilcourage und gegenseitige Hilfe seien wichtig, sagt deshalb Elke Bartels. Die Duisburger Polizeipräsidentin ist eines der Gesichter der Landeskampagne. „Wenn ich schon nicht verhindern kann, dass es im ÖPNV Angsträume für Frauen gibt, möchte ich darauf aufmerksam machen, was zu tun ist, wenn man Opfer oder Zeuge wird“, so Bartels. „Erst den Notruf 110 wählen und dann eingreifen, am besten gemeinsam mit anderen Fahrgästen“, rät nicht nur VRR-Vorstand Martin Husmann. Der Verkehrsverbund bildet seit 2012 in „muTiger“-Seminaren Bürger aus, um auf solche Situationen vorzubereiten (www.mutiger.de). „Zusammen sind wir stark. Dann haben einzelne keine Chance“, betont auch Bundespolizist Wurm.
Kundenbetreuerin für souveräne Reaktion ausgezeichnet
Ganz allein war Lena-Sophia Nobbe mit einem pöbelnden Fahrgast, der nicht neben einer Flüchtlingsfamilie sitzen wollte. Die Kundenbetreuerin bei Abellio setzte kurzerhand die Familie in die erste Klasse. „Ich entscheide aus dem Bauch und kann mich gut durchsetzen“, sagt sie. Eine souveräne Aktion, fand die „Allianz pro Schiene“ der Bahnunternehmen: Sie zeichnete Lena-Sophia Nobbe als „Eisenbahnerin mit Herz“ des Jahres 2016 aus.
Experten: Notruf 110 wählen und Hilfe organisieren
„Jeder kann einen Beitrag leisten“, sagen die Sicherheitsexperten. Sie fordern auf, umgehend den Notruf 110 zu wählen, wenn sich eine Auseinandersetzung anbahnt.“
Dafür müsse „niemand zum Superhelden werden“, meint auch Verkehrminister Michael Groschek (SPD). „Es reicht, Hilfe zu organisieren.“