Mit Anfang 20 führen Kevin Kalde und Dominik Schmidt bereits ihre eigene Digitalagentur. Sie entwickeln Apps für Banken und Versicherungen.
Die Aussicht ist schwindelerregend: Rathausturm, Salvatorkirche, Innenhafen – wer im 18. Stockwerk des Hoist-Hochhauses residiert, dem liegt die Stadt buchstäblich zu Füßen. Ob Kevin Kalde und Dominik Schmidt sich manchmal auch ein wenig schwindlig fühlen? Nicht wegen der Lage ihres Büros – eher schon angesichts dessen, was sie innerhalb eines knappen Jahres auf die Beine gestellt haben? „Wir hätten jedenfalls nie gedacht, dass es so schnell geht“, sagt Kevin Kalde.
Kaum aus der Schule raus, waren die beiden auch schon mitten drin in der Geschäftswelt. Mit Anfang 20 sind sie Inhaber einer eigenen Digitalagentur namens Kreativgebiet, betreuen nationale und internationale Kunden, beschäftigen sechs Mitarbeiter – drei weitere sollen im Januar hinzukommen.
Ihr rasanter Werdegang lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Nach Dominik Schmidts Abitur und Kevin Kaldes Ausbildung mieteten sie zum Arbeiten eine Wohnung in Großenbaum. Gerade mal drei Monate blieben sie dort, zogen dann weiter in den Duisburger Innenhafen. Der Bürogemeinschaft mit einer befreundeten Agentur waren sie ebenfalls schnell entwachsen; nach weiteren acht Monaten bezogen sie ihr Büro im Hoist-Hochhaus.
Hobby zum Beruf gemacht
So abgegriffen es klingt: Die beiden jungen Männer haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Schon zu Schulzeiten realisierten sie erste kleine Projekte „zum Spaß“, wie Kevin Kalde sagt, präsentierten die Arbeiten im Internet und kamen damit offenbar gut an: Einige ihrer heutigen Geschäftskontakte ergaben sich auf diesem Weg. Beim Spaß ist es geblieben, anders lässt sich kaum erklären, dass die beiden ihre Arbeit an manchen Tagen nur zum Essen und Schlafen unterbrechen. Heute sprechen sie allerdings lieber von „Leidenschaft“ – die sie auch von ihren Mitarbeitern erwarten. „Man sieht die Unterschiede in der Qualität der Arbeit, wenn jemand etwas mit Leidenschaft macht“, so Kalde.
Die Objekte dieser Leidenschaft scheinen den Wortsinn gehörig zu strapazieren: „digitale Innovationen für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister“. Ernsthaft?
Je länger man Kevin Kalde jedoch zuhört, desto klarer wird: Für ihn sind die Apps, die sie konzipieren, designen und „bauen“, nichts Geringeres als eine Verjüngungskur für die Finanzbranche. Seine Agentur soll das Banking der Zukunft mitgestalten. Andere Länder seien Deutschland weit voraus, was die Digitalisierung dieses Sektors angehe, so Kalde. Gerade in Bezug auf neuere Technologien für Geld-Transaktionen, „auch für die breite Masse“. Noch seien die Traditionsbanken diesbezüglich eben „sehr zurückhaltend“.
Aber wie, die Frage muss erlaubt sein, kommt man als junger Senkrechtstarter eigentlich zu derartigen Kunden? Immerhin sind Banken in den USA und Südafrika darunter. Eigentlich hätten sie nie gezielt nach Auftraggebern suchen müssen, sagt Kalde, die Auftraggeber kamen zu ihnen – erst über die Projektpräsentationen im Internet, später über Empfehlungen zufriedener Kunden. Und weil sich vieles online abspiele, sei ihr Alter – Kevin Kalde ist 22, Dominik Schmidt 21 – meistens Nebensache.
Durch die internationalen Aufträge haben die beiden jungen Gründer Erfahrungen sammeln können, die sie nun zu gern auf den deutschen Markt übertragen würden. Zwar spiele der Datenschutz hier eine größere Rolle als anderswo, sei strenger reglementiert – „aber die Produkte würden sich regelkonform umsetzen lassen“.
Keine Spur also von Unsicherheit, von Schwindelgefühlen: Der Blick aus dem 18. Stockwerk geht eben nicht nur in die Tiefe – sondern auch in die Ferne.