In den 40 Jahren ihres Bestehens gibt es bei der Duisburger Filmwoche eine Konstante: Nach der Vorführung jedes Dokumentarfilms diskutieren die Kreativen mit dem Publikum über das zuvor Gesehene. Damit dieser Austausch von Gedanken und Argumenten auch für die Nachwelt erhalten bleibt, wird zu jeder Diskussion ein ausführliches Protokoll erstellt. Sven Ilgner zählt zu jenen, die diese wichtige Aufgabe in den vergangenen Jahren ausgefüllt haben. Die WAZ sprach gestern mit dem 36-jährigen Kölner, der heute als Autor und Produzent wirkt.
Für drei Jahre – zwischen 2007 und 2009 – übernahm Ilgner den Job des Protokollanten. Er gehörte zu einem sechsköpfigen Team, das sich diese Aufgabe teilt. „Pro Festivaltag werden fünf bis sechs Filme gezeigt. Wir haben immer darauf geachtet, dass jeder von uns nur ein Protokoll pro Tag anfertigen musste“, so Ilgner. Gerade in seiner Anfangszeit habe ihm Thorsten Alisch sehr geholfen. Der hatte über Jahre hinweg Protokoll geführt und konnte den Neueinsteigern wichtige Tipps geben. Einer lautete: nicht einfach nur wortwörtlich festzuhalten, wer was wozu sagt, sondern vor allem die Atmosphäre während des Films und während der Diskussion einzufangen.
Schlagworte und Kernzitate
„Der erste Austausch direkt nach Filmende findet stets zwischen dem Moderator und dem Filmschaffenden statt. Danach wird das Publikum mit einbezogen“, schildert Ilgner den üblichen Ablauf. Der Protokollant sitzt an einem kleinen Tisch seitlich von der Leinwand und dokumentiert alles. „Ich hab mir einige Schlagworte und Kernzitate aufgeschrieben, anhand derer ich nachher das Protokoll erstellt habe“, sagt Ilgner. Meistens habe er sich sofort danach an den Rechner gesetzt, weil dann alles zuvor Gesagte noch frisch in seinem Gedächtnis war. Die fertigen Protokolle eines jeden Filmwochen-Jahrgangs landen zum einen als Ausdruck in einem Schrank, der von allen Kinobesuchern eingesehen werden kann. So kann jeder Interessierte, der nicht anwesend war, zumindest nachlesen, was er verpasst hat. Die Protokolle aus allen 40 Filmwochen sind zudem im Internet zu finden unter: www.protokult.de.
„Dort ist interessant zu sehen, wie sich die Schreibart im Laufe der Jahrzehnte verändert hat“, so Ilgner. Er gehörte bei der 40. Filmwoche, die an diesem Montag (7. November) im Filmforum am Dellplatz beginnt, erstmals der Auswahlkommission an. In dieser Funktion muss er als Moderator auftreten, der die Diskussionen anschiebt. „Dann erlebe ich das Prozedere einmal aus einer für mich ganz neuen Perspektive“, so der Kölner. Viele der Protokollanten vergangener Tage sind heute übrigens Professoren oder renommierte Filmemacher geworden.