Nachwuchs-Akademiker bewerten weiche Standortfaktoren: Duisburg schneidet in puncto Kulturangebot, Kneipenszene und Nachtleben schlecht ab. Nur 30 Prozent wohnen hier. Der Rest pendelt lieber.

Schon zu seinem Amtsantritt hat Uni-Rektor Prof. Ulrich Radtke festgestellt: Duisburg ist eine Stadt mit Uni, aber keine Unistadt. Das bestätigt nun eine Umfrage, die Master-Studenten unter Kommilitonen durchgeführt haben. Rund 6800 Nachwuchs-Akademiker haben sich an der Online-Fragerunde beteiligt – und stellten der Stadt schlechte Noten aus. Bewertet wurden sowohl der Standort Essen als auch Duisburg. Von rund 12 000 Studenten wohnen lediglich 30 % in der Hochschul-Stadt. Der Rest pendelt – und kennt oft nur den Weg vom Bahnhof zum Campus oder die Autobahn-Abfahrt Kaiserberg.

In den Blickpunkt rückte die selbsternannte Task-Force der „NRW School of Governance” die weichen Standort-Faktoren: Wie ist es um die Kneipenszene bestellt? Wie gut gefällt den jungen Erwachsenen die Innenstadt? Sind sie mit Sport- und Kulturangebot zufrieden? Die Ergebnisse sind ernüchternd. Nur ein Drittel bewerten die neu gestaltete City „mit sehr gut” oder „gut”. In Essen sind mehr als 60 % mit dem Shopping-Angebot zufrieden. 27,1 % finden es dort immerhin „befriedigend”. Auch die Kneipenszene kommt nicht gut weg. 78 % halten sie für „befriedigend” bis „mangelhaft”. Das Duisburger Nachtleben wird noch schlechter benotet. Mit dem Kulturangebot sind wieder die Essener zufriedener. „Bei der Einschätzung hat sicherlich die Kür Essens zur Kulturhauptstadt eine Rolle gespielt”, glaubt Master-Student Jürgen Bäumer. Nur die Naherholungs- und Sportmöglichkeiten werden von der Hälfte der Befragten als „gut” bis „sehr gut” bewertet.

Wie man die Uni künftig besser in der Stadt verankern kann, darüber wollen die Studenten mit der Verwaltung diskutieren. Prof. Radtke schwebt vor, dass die jungen Leute in benachteiligte Bezirke ziehen, diese so für Künstler attraktiv werden und auf diese Weise Straßenzüge aufgewertet werden. „Wir bemühen uns, überregional anerkannte Studiengänge nach Duisburg zu holen, damit der eine oder andere in die Stadt zieht”, verspricht Radtke.

Bei Dozenten für den Wohnstandort werben

Bei Planungsdezernent Jürgen Dressler rennen die Studenten offene Türen ein. „Uns fehlt eine Strategie, Studenten von der Stadt zu begeistern.” Es gebe zudem ein Defizit, die Uni und deren Potenziale in die Stadt zu integrieren. Wichtig sei es, schon bei den Dozenten für den Wohnstandort zu werben. „Wir müssen ihnen zeigen, dass man auch im Innenhafen gut leben kann – und nicht nur in der Nachbarstadt Mülheim.”