Duisburg. Alle Bewerber um eine Lehrstelle sollen von der Wirtschaft auch ein Angebot bekommen. Von 3600 Bewerbern suchen noch 51 eine Stelle. Und dann?
- Mitglieder der Ausbildungskonferenz versprechen: Wer noch unversorgt ist, wird nachvermittelt
- In Duisburg sind nur noch 51 Jugendliche ohne Lehrstelle
- IHK appelliert an Wirtschaft und öffentliche Verwaltung: Meldet frei gewordene Lehrstellen
Das Angebot an Lehrstellen in der Stadt Duisburg stagniert leicht, die Nachfrage nach einer Lehrstelle indessen ist in diesem Ausbildungsjahr 2016 etwas angestiegen. Aber: Noch unversorgte Bewerber werden bis zum Jahresende gezielt nachvermittelt.
Mit diesen Zahlen und diesem Versprechen haben gestern die Mitglieder der Regionalen Ausbildungskonferenz die Bilanz des Ausbildungsjahres 2016 vorgelegt.
Die Zahlen in den Bereichen der Arbeitsagenturen Duisburg und Kreis Wesel/Kreis Kleve weichen leicht von einander ab: Während die Arbeitsagentur für Duisburg aktuell einen leichten Rückgang der gemeldeten Lehrstellen von 2986 auf jetzt 2902 verzeichnet, ist in diesem Jahr (Stichtag 30. September) in den Landkreisen Wesel und Kleve die Zahl der Lehrstellen um 148 auf jetzt 4108 gesteigen.
Bei einer gleichzeitig leicht gestiegenen Bewerberzahl bieten deshalb die Arbeitsagenturen und Jobcenter, sowie die IHK und das Handwerk in einer Gemeinschaftsaktion so genannte „Nachvermittlungsgespräche“ an.
Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ soll helfen
In Duisburg sind indes nur noch 51 Jugendliche ohne Lehrstelle (in den Landkreisen aber 512). IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger zeigte sich aber gestern bei der Vorlage der Bilanz zuversichtlich, dass diese Personen noch leicht zu vermitteln seien.
Zudem werde die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ flächendeckend umgesetzt. So werden Schüler der allgemeinbildenden Schulen unter anderem mit Potenzialanalysen und Berufsfelderkundungen systematisch und gezielt frühzeitig auf die Berufswahl vorbereitet.
IHK appelliert: Meldet noch freie und auch wieder frei gewordene Lehrstellen
Der IHK-Hauptgeschäftsführer appellierte im Namen der Konferenzteilnehmer an Wirtschaft und öffentliche Verwaltung im Rahmen der jetzt laufenden Nachvermittlung noch freie und auch wieder frei gewordene Lehrstellen weiterhin anzubieten und den Agenturen für Arbeit zu melden.
Frank Bruxmeier, Geschäftsführer des Bildungszentrums des Handwerk Duisburg. zeigte sich gestern mit den Zahlen und dem Ergebnis sehr zufrieden: „Das Handwerk hat geliefert!“ Auch wenn weiterhin immer wieder die Sorge besteht, dass sich die Bewerber auf die Top 10 der Ausbildungsberufe stürzen und dabei häufig übersehen, dass es insgesamt 122 Lehrberufe mit attraktiven Tätigkeiten, verwandten Berufsfeldern und guten Verdienstmöglichkeiten gebe.
Praktiker werben bei Abiturienten für eine duale Ausbildung
Immer wieder verweisen die Praktiker auch Abiturienten auf die besondere Qualität einer dualen Ausbildung, als eine attraktive Alternative zum Studium.
Leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt
Leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt: Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen in Duisburg lag im Oktober bei 31.310 Menschen und damit mit 402 Personen unter der Zahl vom Vormonat September und knapp 1000 Personen weniger als im Oktober des Vorjahres 2015. Die Quote für Duisburg liegt jetzt bei 12,6 Prozent, im Oktober 2015 lag sie bei 13 Prozent.
Dennoch hält Duisburg weiterhin den bitteren Spitzenwert. Zum Vergleich: Im Ruhrgebiet sind derzeit 10,4 Prozent der Erwerbsfähigen arbeitslos, in NRW sind es 7,4 Prozent.
9111 weitere Personen befinden sich in „Unterbeschäftigung“
Neben den registrierten Arbeitslosen befinden aber noch 9111 weitere Personen in so genannten Qualifizierungen, Aktivierungsseminaren und Arbeitsgelegenheiten, die allesamt nicht als Arbeitslose in der Statistik gezählt werden.
Im Oktober wurden 6106 Personen neu arbeitslos gemeldet, aber 6589 haben die Arbeitslosigkeit verlassen. Der Bestand an offenen Stellen liegt derzeit bei 3624, liegt aber weiterhin unter dem Wert vom Vorjahresmonat.
Jugendarbeitslosigkeit: Der höchste Wert seit zehn Jahren
Petra Neu, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit, wünschte sich gestern bei der Vorlage der Zahlen in diesem Bereich noch dringend „eine positivere Entwicklung“. Bei der Ausländer-Arbeitslosigkeit, die sich auch auf die Jugendarbeitslosigkeit auswirke, mache sich, so Neu, bekanntermaßen die „Entwicklung bei geflüchteten und zugewanderten Menschen bemerkbar.“
Knapp 3000 junge Leute waren im Oktober ohne Beschäftigung. 400 mehr als im Oktober 2015. Dies ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Hier spielt die Zuwanderung eine entscheidende Rolle. Die Integration zugewanderter Jugendliche in den Arbeitsmarkt sei vor dem Hintergrund zahlreicher Defizite (Sprache, Schulbildung) enorm schwer.
Damit ist praktisch jeder zweite Arbeitslose ein Langzeitarbeitsloser
Weiterhin unverändert hoch ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl der Arbeitslosigkeit in Duisburg: 15.022. Damit ist praktisch jeder zweite Arbeitslose in Duisburg länger als ein Jahr ohne Arbeit.