Duisburg.. Alfred Roch engagiert sich seit Jahren als ehrenamtlicher Sozialarbeiter für jugendliche Straftäter. Bald will er auch als Schiedsmann Gutes tun.


Alfred Roch engagiert sich seit Jahren in Hochheide als ehrenamtlicher Sozialarbeiter, vor allem im Stadtteilförderverein an der Ehrenstraße. Bei dem 55-Jährigen bekommen jugendliche Intensivstraftäter aus dem Hochhausquartier und der Rheinpreußensiedlung eine zweite, manchmal sogar eine dritte Chance. Im Kraftraum seines Vereins stemmen sie Gewichte oder Roch vermittelt ihnen Stellen, wo sie ihre Sozialstunden ableisten können.

Nach einem Zusammenbruch hat der Polizist viele seiner Ehrenämter aufgegeben, damals war er in 14 Projekte eingespannt und zudem in der Piratenpartei aktiv. Seither konzentriert er sich auf die Arbeit des Fördervereins. Im vergangenen Jahr brauchte er dabei dringend selbst Unterstützung. Damals sagte er: „Wenn ich weiterhin allein bleibe, dann muss ich bald die Schotten dicht machen.“

Vermittlung an die Hochheider Tasche

Heute sind seine Prognosen für den Stadtteilförderverein jedoch durchweg positiv. Die Vorsitzende Stefanie Kreitz nimmt ihm die komplette Verwaltung ab. Die Zusammenarbeit sei hervorragend. Das Duo engagiert sich zudem für Opferschutz beim Weißen Ring, und Alfred Roch ist zusätzlich in der Flüchtlingshilfe aktiv.

Das Engagement für jugendliche Straftäter bleibt jedoch seine Herzensangelegenheit. „Das sind oft wirklich schlimme Jungs“, räumt er ein, meint aber keine Messerstecher oder aggressive Schläger, sondern vor allem Kreditkartenbetrüger oder junge Väter, die keinen Unterhalt für ihre Kinder zahlen. Die Arbeit mit Intensivstraftätern, das weiß er, ist kraftraubend, „aber es begeistert mich, wenn die Jugendlichen sich mir öffnen oder einen Perspektivenwechsel zulassen“.

Als Polizist nimmt er dabei „eine manchmal gefährliche Doppelrolle“ ein, doch der Balanceakt zwischen Sozialarbeiter und Ordnungshüter gelinge ihm, und er sieht auch Erfolge: So habe die Zeit beim Verein einigen geholfen, mit ihren Familien ihr delinquentes Umfeld zu verlassen. Diejenigen, die er für Sozialstunden an die Hochheider Tasche im gleichen Gebäude vermittelt, können zudem erleben, dass ihre Hilfe benötigt wird, denn etwa 500 Bedürftige verwaltet Roch in der Kartei dieser Essensausgabe. Bis zu 150 Menschen kommen an den Tagen, an denen das Tasche-Team seine Lebensmittel ausgibt.

Musik als Ausgleich

„Der Burnout war heilsam für mich“, sagt Alfred Roch und fürchtet keinen Rückfall. Den Großteil seines Stresses, der damals zu viel für ihn geworden war, habe sein privates Umfeld verursacht. Das habe er, so der alleinerziehende Vater dreier Kinder, aber in Ordnung gebracht. Als Bezirkspolizist von Alt-Homberg habe die berufliche Belastung in diesem Jahr zwar stark angezogen, doch er hat einen Ausgleich gefunden: die Musik. Er singt jetzt im Shanty-Chor Duisburg.

„Ich verbringe fast jede wache Minute im Ehrenamt“, sagt Alfred Roch und lächelt. „Ich kann nicht anders, das ist ein Teil meiner Persönlichkeit.“ Doch er ist niemand, der sich imposant klingende Titel auf Visitenkarten druckt, lieber packt er von der zweiten Reihe aus an und sieht sich vielmehr als Netzwerker, der Menschen und Gruppen zusammenbringt.

Regelmäßige Gruppenangebote

Doch sein Kopf ist voller Ideen: Für straffällig gewordene Jugendliche plant er regelmäßige, verlässliche Gruppen in vertrauensvoller Atmosphäre. Außerdem möchte Alfred Roch künftig als Schiedsmann Gutes tun. Als Rheinhauser interessiert er sich für den vakanten Schiedsbezirk Hochemmerich. „Ich kann die Welt nicht retten, aber im Kleinen kann ich etwas bewegen.“