Duisburg. . Kritische, aber sachliche Diskussion beim Rundgang zu den Baumfällungen im Kantpark. Architekt und Stadt erläutern Pläne
Der Aufschrei war groß: Mehr als 100 Bäume werden im Kantpark abgeholzt, damit die Grünfläche umgestaltet werden kann. Nun bot die Stadt erneut einen Rundgang, bei dem sich Interessierte vor Ort ansehen konnten, welche Bäume genau gefällt werden sollen. Die Zahl ist freilich nicht kleiner geworden, dennoch waren die Nachfragen der Bürger kritisch und sachlich. Sowohl Vertreter des ausführenden Architektenbüros als auch vom Amt für Umwelt und Grün warben um Verständnis. „Das ist kein Kahlschlag. Der Park bleibt grün“, betont Volker Heimann, kommisarischer Leiter des Amts für Umwelt und Grün.
431 Bäume zählt der Kantpark zurzeit. Bis zum Frühjahr sollen 112 „entnommen“ werden. 47 müssen aus „bautechnischen Gründen“ weichen, etwa, weil Wege angelegt werden. Zwölf sind krank, weitere 38 sollen aus „gestalterischen Gründen“ entnommen werden. „In der Vergangenheit ist die Pflege häufig den Gärtnern überlassen worden. Bei einigen Bäumen hätte man sich schon vor zehn Jahren entscheiden sollen, diese herauszunehmen“, erklärt Heimann. Um schönen Solitären Raum zu geben, sollen kleinere Bäume verschwinden. „Das sind Entwürfe, es ist nichts in Stein gemeißelt.“ Der Park solle lichtdurchlässiger werden. „In der Vergangenheit wurden uns von vielen Problemen berichtet, die auch aufgrund von dunklen Ecken entstanden“, so Heimann. Die Auswirkungen auf die Szene waren allerdings kein Thema an diesem Nachmittag. „Ich möchte aber im Schatten sitzen und nicht in der Sonne“, betonte eine Teilnehmerin.
Die Fällungen sollen „Wurden denn auch Biologen und Baumexperten zu Rate gezogen? Welche Auswirkungen hat das auf die Luft“, hakte jemand kritisch nach. „Natürlich. Bei uns arbeiten auch Fachleute. Wir schieben nicht nur Stapel Papier hin und her“, entgegnete Heimann. Dennoch wollte er sich in der Diskussion ausschließlich auf den Kantpark beschränken und nicht die Auswirkungen der Baumschutzsatzung an anderen Stellen debattieren.
Sämtliche Mauern, die den Park bisher umgeben, sollen zudem entfernt werden. „Wir wollen den Park zum Dellviertel hin öffnen“, erläutert Florian Mänz vom Büro „Vogt“. „Bisher läuft man von dort vor eine grüne Wand.“ Dort, wo heute an der Düsseldorfer Straße noch Parkplätze sind, soll ein kleiner Garten angelegt werden, in dem sich Nachbarn treffen könnten. Auch die Schüler des „Steinbart“ sollen die Grünfläche verstärkt nutzen. Für sportliche Aktivitäten soll ebenfalls Platz geschaffen werden.
Rat entscheidet im November
97 Bäume sollen bis zum Frühjahr 2017 gefällt werden. In einer zweiten Phase wird noch einmal über 15 Bäume diskutiert werden. Zu diesen gehören auch vier Buchen der Kölner Allee. „Das ist doch ein historisch belegter Weg. Warum müssen die weg?“, wollte Jutta Botschun wissen. Volker Heimann vom Amt für Umwelt und Grün gab zu, dass die Buchen an dieser Stelle nicht krank seien und man über diese noch einmal reden könne. „Wo ist das Konzept?“, sagte ein Teilnehmer stirnrunzelnd. „Und wer entscheidet, welche Bäume gefällt werden?“, fragte Jutta Botschun nach.
In der nächsten Ratssitzung sollen die Politiker das Konzept zum Kantpark und die Fällungen beschließen. Die Vorlage ist schon geschrieben. Auf Nachfrage der WAZ, was mit den Vorschlägen der Bürger passiere, erklärte eine Stadtsprecherin: „Das Treffen war aus unserer Sicht konstruktiv. Vorschläge werden in die Diskussion einfließen und mit den politischen Vertretern erörtert.“
Um ein Konzept zu erstellen, hatten die Stadt 2016 regelmäßig Bürgerforen veranstaltet und einen Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich drei Planungsbüros beteiligten. Am Ende entschied sich eine Jury für das Konzept des Büros „Vogt“. Insgesamt stehen der Stadt für die Umgestaltung der Grünfläche 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Zusammen mit dem Umbau soll auch ein Konzept für die künftige Pflege der Bäume ausgearbeitet werden, kündigte Heimann an.