Duisburg. Im Kantpark sollen 112 Bäume weichen. Vor der endgültigen Ratsentscheidung hatte die Stadt die Bürger zu einem letzten Info-Rundgang eingeladen.

  • 112 Bäume sollen für eine Neugestaltung des Kantparks in der Innenstadt weichen
  • Die Stadt hatte zu einem letzten Rundgang vor der Ratsentscheidung über die Pläne eingeladen
  • Die Bürger zeigten sich misstrauisch, aber lehnten eine Neugestaltung des Parks nicht grundsätzlich ab

Wie viel Bäume passen in einen Park? Sind 112 Parkbäume, die „entnommen“ werden, viel oder wenig, wenn am Ende mehr als 300 noch stehen bleiben? Diese beiden Fragen standen am vergangenen Dienstag Nachmittag im Kern einer öffentlichen Führung durch den Kantpark, zu der das städtische Amt für Umwelt und Grün die Duisburger Bürger eingeladen hatte. Diese hatten zu Beginn der Herbstferien aus ihrer Lokalzeitung und nicht aus dem Munde von Politik oder Verwaltung erfahren müssen, wie viele Bäume am Ende nun tatsächlich der in zahlreichen Bürgerforen und Beteiligungsgesprächen kommunizierten Neugestaltung des Kantparkes verschwinden sollen. Antwort: 112 Bäume.

Mit einer Mischung aus verschreckter Ablehnung, misstrauischer Skepsis wie auch zögerlicher Zustimmung und deutlicher Ermunterung für die geplante Parkgestaltung versammelten sich am Dienstag dann etwa 40 Bürger am Café Museum — meist Anwohner des Kantparks, sowie Aktive des Projektes „Kants Garten“, wie auch politisch Interessierte. Diese gingen dann in vier Gruppen der beinah philosophischen Frage nach, wieviel Bäume eigentlich einem Park gut tun, und ob man am Ende die 112 weggenommenen Bäume womöglich gar nicht vermissen werde.

Der Park: Nackt und kahl?

Volker Heimann, kommissarischer Leiter des städtischen Amtes für Umwelt und Grün und seine drei Mitstreiter, gaben sich in den vier Bürger-Rundgängen durch den Park dann alle Mühe, das Ausmaß der geplanten Abholzaktion zu relativieren und zu beteuern, dass der Kernbestand der großen und alten Bäume im Kantpark von der gestalterischen Säge unberührt bleibe (von einigen Ausnahmen dann doch wieder abgesehen).

Gefällt werden sollen hauptsächlich, so Heimann und seine Mitstreiter, kleinere Bäume, am Rande und im hinteren Teil des Parks. Das Ziel: Es solle künftig mehr Licht in den Park einziehen, der Park solle von allen Seiten sichtbar geöffnet werden, er solle den Nutzern ein neues Gefühl von Orientierung und ein neues Sichtgefüge sowie auch ein größeres Gefühl von Sicherheit geben. Ob die Neugestaltung auch das soziale Problem des Ortes (Drogenszene, zwielichtige Gestalten) lösen wird, blieb völlig unberührt.

Von 112 oder 114 Bäumen sei doch nie die Rede gewesen

Damals sei doch „nie von 112 oder 114 Bäumen die Rede“ gewesen, die gefällt werden müsste, reklamierte ein Bürger. Habe man denn auch mal Botaniker, Biologen und Baumexperten gefragt, was diese Abholzung mit dem Park und den Innenstadt-Bewohnern macht? Wird der Park am Ende ganz nackt und kahl sein? Natürlich, so Heimann, habe man niemals leichtfertig ohne Konzept einen Baumkahlschlag geplant, immer habe man sich mit Experten aller Art über die geplante Maßnahme verständigt. Der Amtsleiter machte mit einer gewissen Selbstkritik deutlich, dass die Stadt es in der Vergangenheit an Pflege und an strukturierter Grün-Planung im Umgang mit diesem wichtigen Innenstadtpark hat mangeln lassen. Weswegen der Park heute leicht verwaldet daher komme, und mit alten Mauern, einem Kraut-und-Rübe-Baumwuchs und jeder Menge Unterholz und Sträuchern ungepflegt wirke. Ein Argument, dem sich die Zuhörer nicht grundsätzlich entgegen stellen mochten.

Bürger fragten nach einem Konzept für „Kölner Allee“ im Park

Und: Das Lehmbruck-Museum solle optisch stärker in die Sicht und somit auch ins Bewusstsein der Parknutzer zurückkehren können. Mit Blick auf eine vorhandene Mini-Allee im Park (die Wegführung alte Kölner Straße durch den Park) trafen die Bürger indes einen wunden Punkt. Sie fragten nach dem Konzept, warum die halbe Kölner Allee weichen müsse und forderten mehrheitlich den Erhalt dieser alten Baumreihe. Auch möge man nicht die großen Bäume an den Eingängen fällen, lautete der klar hörbare Wunsch vieler Bürger.

Unklarheit herrschte indes an diesem Nachmittag über die weiteren politischen Abläufe. Mancher Bürger hegte die Erwartung, dass die am Dienstag gemachten Bürger-Anregungen tatsächlich noch in die Planung einfließen würden. Bereits Ende November wird der Rat mit Mehrheit aus SPD und CDU dem planerisch abgschlossenen Vorhaben seine Zustimmung erteilen. Unmittelbar danach, bis spätestens Ende Februar 2017 (Beginn der Brutperiode) werden dann die Bäume abgeholzt. Damit danach dann die Erdarbeiten und Umgestaltung beginnen kann.