Duisburg. Duisburg hat die höchsten Kita-Gebühren: Keine andere Kommune im Umland verlangt von den Eltern so viel finanziellen Aufwand.

Zaubersterne oder Gartenzwerge? Oder doch lieber etwas mit christlichem Namen? Eltern haben es bei der Suche nach einer passenden Kita nicht leicht. Früher war nicht alles besser, aber vieles überschaubarer. Die Kindertagesstätte hieß einfach nur Kindergarten, das Frühstück war in der Kindergartentasche, bis 12 wurde gemeinsam gespielt, dann kam Mama. Schluss und fertig. Heute ist die Betreuungslandschaft etwas differenzierter. Angepasster an den Arbeitsalltag der Eltern.

Mehr Familienzentren

Allerdings sollten diese schon frühzeitig damit beginnen, sich im Angebotsdschungel der Duisburger Kitalandschaft zu orientieren. 196 Kindertageseinrichtungen gibt es insgesamt. Neben der Frage, ob der Sprössling in eine konfessionelle, städtische oder integrative Einrichtung gehen soll, muss die Familie auch klären, ob sie vielleicht besser in einem Familienzentrum besser aufgehoben ist. Insgesamt bietet die Stadt zwölf Einrichtungen an, die einen integrativen Ansatz gewählt haben.

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Grob 31 Prozent der Kitas sind mittlerweile zertifizierte Familienzentren, die alle Anforderungen einer Regel-Kita erfüllen. Der Fokus liegt aber nicht ausschließlich auf der Förderung und Betreuung des Kindes, sondern auch auf der Unterstützung der Eltern. Die Tageseinrichtung helfen beispielsweise bei der Vermittlung von Ärzten und Therapeuten oder unterstützt bei Behördengängen. Familienzentren gibt es sowohl unter städtischer, als auch konfessioneller Trägerschaft. In diesem Punkt liegt Duisburg im Vergleich übrigens weit vorn. In Düsseldorf und Mülheim sind rund 22 Prozent der Kitas Familienzentren.

Höchstsatz: 630 Euro

Anders sieht es bei den Gebühren für die Betreuung aus. Hier langt die Stadt ordentlich zu. Der Höchstsatz liegt bei einer 45-Stunden-Betreuung für unter Dreijährige bei 630 Euro – bei einem Jahreseinkommen über 75 000 Euro. In Düsseldorf zahlt man dafür lediglich 475 Euro.

Auch bei der rein rechnerischen pro Kopf-Verteilung sieht es schlecht aus. In Duisburg gehen durchschnittlich 76 Jungen und Mädchen gemeinsam in eine Kindertagesstätte. In Mülheim hingegen nur 56. Bei deutlich geringeren Gebühren.

Die Stadt versichert, dass für jeden, der von seinem Rechtsanspruch Gebrauch macht, auch ein Kindergartenplatz gefunden wird. Und bisher habe es noch keine einzige Klage diesbezüglich gegeben. Das heißt aber nicht, dass alle Kinder auch einen Platz und schon gar nicht ihren Wunschplatz bekommen haben. Noch hat die Stadt kein elektronisches Anmeldeverfahren, das dies bestätigen könnte.

Kitas in Duisburg:

KonfessionAnzahl
Städtische89
Evangelisch34
Katholisch47
Jüdisch1
Ökumenisch1
Privat24

>> Stadt bietet Orientierungshilfe

Die Stadt hilft bei der Auswahl der Kita. Wer Fragen hat, kann sich an Mario Drawnert unter Telefon 0203-2832357 wenden.

Eine Orientierungshilfe gibt es auch im Internet auf der Homepage der Stadt Duisburg unter www.stadt-duisburg.de. Im Suchfeld auf der Startseite „Kitas“ eingeben. Man gelangt nach wenigen Klicks zu einem Navigator, der sich mit verschiedenen Kriterien füttern lässt und die passenden Kitas auflistet.

Zahlen und Fakten aus Duisburg 

14.610 – so viele Kinder besuchen insgesamt in Duisburg eine Kindertagesstätte. Die Anzahl der Kinder entspricht damit auch der Anzahl der Plätze, die Kita-Landschaft in der Stadt ist zu 100 Prozent ausgelastet.

196 Kitas gibt es insgesamt in Duisburg. Die meisten hat der Stadtbezirk Mitte (43), gefolgt von Süd (30) und Meiderich (28). Homberg ist der Bezirk mit den wenigsten Kindertagesstätten (16).

76 Kinder kommen durchschnittlich auf eine Kita. Aktuell besuchen 14 610 Kinder in Duisburg eine Kita, für das kommende Kalenderjahr 2016/2017 sind bereits 14 958 Anmeldungen eingegangen.

13,84 Prozent der Kinder unter drei Jahren besuchen in Duisburg eine Kita. In konkreten Zahlen bedeutet das: 1837 Kinder profitieren von einer U3-Betreuung.

1370 Angestellte arbeiten in den Duisburger Kitas. Jede Einrichtung beschäftigt damit rein rechnerisch sieben Mitarbeiter, gut zehn Kinder kommen damit im Durchschnitt auf einen Betreuer.

630 Euro pro Monat ist der Höchstsatz für eine U2-Betreuung für Eltern, die über ein Jahreseinkommen von über 75 000 Euro verfügen und eine Betreuungszeit von 45 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen wollen. Auf das Jahr gerechnet betragen die Duisburger Kita-Gebühren somit 10,08 Prozent des Einkommens. Bei der Betreuung der Zwei- bis Sechsjährigen halbiert sich dieser Betrag auf 315 Euro. Das letzte Kindergartenjahr ist frei.

1,2 Millionen Euro bekommt die Stadt Duisburg vom Land NRW für das Projekt „Kinderbetreuung in besonderen Fällen“. Damit sollen rund 400 Kinder und deren Eltern – in erster Linie Flüchtlinge – an zehn Standorten in Duisburg unterstützt werden, z.B. bei der Wohnungssuche.

Städte-Vergleich: So machen es die Nachbarn 

Dinslaken - Kosten im oberen Drittel: 1894 Kinder besuchen in Dinslaken eine der 30 Kitas. Rein rechnerisch kommen damit etwa 63 Kinder auf eine Einrichtung. Der Höchstsatz an Gebühren liegt deutlich unter Duisburger Verhältnissen: Für eine 45-Stunden-Betreuung der unter Dreijährigen müssen Eltern monatlich 549 Euro bezahlen, wenn sie über 72 000 Euro pro Jahr verdienen.

Oberhausen – Kosten seit 2008 unverändert: Die Stadt unterhält insgesamt 83 Kitas, die im aktuellen Kalenderjahr 6176 Kindern Platz bieten. Im Durchschnitt teilen sich so rund 74 Kinder eine Einrichtung. Die Kita-Gebühren wurden zuletzt 2008 erhöht; und auch hier ist die U2-Betreuung deutlich günstiger als in Duisburg. Für eine 45-Stunden-Betreuung sind für unter Zweijährige 497 Euro fällig, wenn die Eltern auf ein Einkommen von über 85 897 Euro kommen.

Mülheim – weniger Kinder pro Kita: Die 87 Kitas in Mülheim bieten insgesamt Platz für 4893 Kinder. Damit kommen durchschnittlich rund 56 Kinder auf eine Kita – mit Düsseldorf ist das die niedrigste Dichte im Städtevergleich. Dafür müssen Eltern bei der U3-Betreuung für eine Zeit von 45 Stunden pro Woche tief in die Tasche greifen: 600 Euro beträgt der Höchstsatz bei einem Jahreseinkommen von über 100 000 Euro. Allerdings ist das immer noch günstiger als in Duisburg.

Düsseldorf – Gebühren im unteren Mittelfeld: Die Stadt verfügt insgesamt über 381 Kitas, die zusammen Platz für 21 228 Kinder bieten. Theoretisch kommen so etwa 56 Kinder auf eine Einrichtung. Bei einem Jahreseinkommen von über 80 000 Euro und einer 45-Stunden-Betreuung bei unter Dreijährigen bezahlen Eltern in Düsseldorf einen monatlichen Beitrag von 475 Euro – das ist im Städtevergleich unteres Mittelfeld.

Krefeld – niedrigster Beitrag für Kleinkinder: In Krefeld verteilen sich 7093 Kinder auf 103 Kitas. Damit kommen rechnerisch knapp 69 Kinder auf eine Tagesstätte. Mit einem Gebührenhöchstsatz von 424 Euro bei einem Jahreseinkommen größer als 68 900 Euro und einer 45-Stunden-Betreuung für unter Zweijährige ist die Stadt am günstigsten im Vergleich zu den umliegenden Kommunen. Zum August haben sich die Beiträge für die höheren Einkommensstufen geändert. Eltern, die mehr als 150 000 Euro im Jahr verdienen, müssen einen Beitrag von 591 Euro bezahlen.

Moers – 6,2 Prozent des Einkommens für die Kita: 45 Kitas und 2908 Kinder, die eine Tagesstätte besuchen: Im Durchschnitt kommen so etwa 65 Kinder auf eine Kita in Moers. Für eine U3-Betreuung und einem Zeitrahmen von 45 Stunden pro Woche bezahlen Eltern maximal 517 Euro (Jahreseinkommen höher als 100 000 Euro).

Uni-Kita betreut 50 Kinder von Studierenden: Beispiel eines Kita-Alltags 

Es sind kleine Bildchen, die neben den Mittagsgerichten angebracht sind. Sie zeigen einen Fisch, eine Blume (vegetarisch), ein Schaf oder eine Kuh und sollen den Kindern in der Campino Kita der Uni Duisburg Essen die Auswahl des Mittagessens erleichtern. Wenn Jessica Klink, Leiterin der Kita, ihren Schützlingen erklären würde, dass es heute Rindersteak mit Reis gibt, würde sie nur in ratlose große Kulleraugen blicken. Denn viele Kinder hier sprechen noch kein Deutsch. Sie haben ausländische Eltern, die hier studieren. Da macht die Kuh schon mehr her. Die kennt man in allen Sprachen.

„Wir haben über 15 verschiedene Nationen in unseren drei Gruppen“, erklärt Jessica Klink. Gespielt wird in einem offenen Gruppensystem. Insgesamt 50 Kinder werden von 7.30 bis 17 Uhr hier betreut. Der jüngste Spielkamerad ist vier Monate alt und wird in der U3 Riege umsorgt, in der nicht mehr als zehn Kinder sind.

Unterschiedliche Muttersprachen

2007 hat das Studentenwerk Haus und Gelände von einem kirchlichen Träger übernommen und renoviert. Das ist kein karitatives Geschenk, das Studentenwerk ist gesetzlich dazu verpflichtet. Rund fünf Prozent der angehenden Akademiker in NRW sind Eltern. Diese Zahl ist seit Jahren konstant.

Natürlich ist die Elternschaft dieser Kindertageseinrichtung mit durchschnittlich Mitte 20 deutlich jünger als der Bundesdurchschnitt. „Studieren mit Kind ist eine enorme Herausforderung“, erklärt Johanne Peito, Pressesprecherin des Studentenwerks. „Vor allem, wenn die Mamas und Papas aus dem Ausland an die Hochschule kommen. Sie haben in der Regel kein verlässliches Netzwerk an Omas, Opas oder Tanten vor Ort, die den Nachwuchs stundenweise betreuen.“

Das erklärt den hohen Anteil der unterschiedlichen Muttersprachen. „Manchmal fangen wir bei den Kleinen bei Null an, weil sie entweder noch gar nicht, oder ausschließlich ihre Sprache sprechen“, sagt Leiterin Jessica Klink. Ein Problem ist das aber keineswegs. Die Kleinen lernen schnell und beim Spielen kann man sich auch mit Händen und Füßen verständigen. Die Kita hat sich einen Kreativschwerpunkt gesetzt und fördert den universitären Nachwuchs im individuellen Gestalten.

Seit vergangenen Semester ist die Uni-Kita ein Familienzentrum. „Vielen ausländischen Studierenden ist das deutsche Behördensystem fremd, wir versuchen so viel wie möglich aufzuklären“, so Klink. Die Plätze bei den Campinos sind begehrt, es gibt Wartelisten. Viele ausländische Studierende gehen nach dem Abschluss wieder in ihre Heimat. Jessica Klink hat noch mit vielen Ex-Studenten Kontakt und freut sich über die Fortschritte der Ex-Campinos.