Duisburg/Mülheim. . Informationsveranstaltung zum Windrad im Ruhrbogen. Teilnehmer zweifeln Wirtschaftlichkeit und Berechnungen an
- Die Stadt Mülheim will im Ruhrbogen ein Windrad errichten – dagegen wehren sich Duisburger
- Freiwillige Informationsveranstaltung der Projektgesellschaft: Genehmigung läuft
- Kritik: Windrad wird extra dort errichtet, wo nur Duisburger und Oberhausener betroffen seien
Eine „faire“ Diskussion wünschte sich der Moderator beim Informationsabend zum geplanten Windrad im Styrumer Ruhrbogen, gegen das die Siedler im Duisburger Werthacker Sturm laufen. Sachlich blieb die Debatte nicht immer. Die Bürger werfen der Stadt Mülheim unfaires Verhalten vor – und der Projektgesellschaft, einem Zusammenschluss aus Mülheimer Energiedienstleistungs Gmbh (Medl) und Gelsenwasser, die Informationen nur häppchenweise preiszugeben. Die Informationsabende finden indes freiwillig statt. Da das Windrad im so genannten vereinfachten Verfahren genehmigt wird, ist eine Beteiligung der Öffentlichkeit nicht zwingend.
Politische Lösung verpasst
„Sie haben das Windrad extra in einen Bereich gelegt, in dem es die Mülheimer nicht betrifft, sondern nur die Duisburger und Oberhausener“, sagt Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Werthacker, wütend. Dabei seien im Rat der Stadt Mülheim auch sinngemäß Argumente gefallen, dass der Werthacker ohnehin mit Lärm der Autobahn- und Bahntrasse belastet sei und die Bewohner sich deshalb nicht aufregen sollten. „Das ist eine Frechheit“, so Stahl. Dies wollte Dr. Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes der Stadt Mülheim, nicht bestätigen. „Ich bin hier als Vertreter der Verwaltung, nicht der Polizik.“ Eine politische Lösung, ein Windrad zu verhindern, sei im Jahr 2009 verpasst worden.
2009 haben Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim und Oberhausen einen Regionalen Flächennutzungsplan aufgestellt und in diesem Flächen ausgewiesen, die für Windräder in Frage kommen. „Die Stadt Duisburg hat damals entschieden, einen eigenen Flächennutzungsplan aufzustellen“, erklärt eine Stadtsprecherin. Freilich habe 2009 in den anderen Städten niemand so richtig damit gerechnet, dass so schnell ein Windrad gebaut würde. Im Dezember 2015 beschloss der Rat in Mülheim den Bau des Windrades. Anfangs hatte auch der Ruhrverband überlegt, eines zu errichten, ist aber wieder abgesprungen. Medl und Gelsenwasser blieben übrig. „Wie ist es eigentlich um die Wirtschaftlichkeit bestellt bei einem Windrad?“, fragt sich einer der rund 40 Zuhörer, die zum Informationsabend gekommen sind. Volker Weißhuhn von der Medl betont, dass auch ein einziges Rad wirtschaftlich sei. Auch wenn zum Beispiel nachts die Rotoren abgeschaltet würden, um Fledermäuse zu schützen. Dazu seien in den vergangenen Monaten Messungen durchgeführt worden.
Ein anderer Bürger wundert sich, dass die Messungen „immer gerade so passen“. So ist zum Beispiel von der so genannten optischen Bedrängung die Rede, die die anliegenden Bewohner erleben. Auf den Plänen ist diese nur bis zur Ruhr eingetragen. „Es ist doch komisch, dass die optische Bedrängung hinter der Ruhr plötzlich aufhört.“ Er schlägt vor, entlang des Ruhrtalradwegs eine Tafel aufzustellen, um auf Mülheims einziges Windrad aufmerksam zu machen. Ein anderer will herausgefunden haben, dass die Firma, die die Messungen durchgeführt hat, in der Vergangenheit unsauber gearbeitet habe. Das wolle man beobachten.
Von Seiten der Stadt Duisburg heißt es: „Die Stadt Duisburg ist im Genehmigungsverfahren der Stadt Mülheim als betroffene Nachbarkommune im Verfahren beteiligt worden. Dies ist auch die einzige Möglichkeit, in das Verfahren einzugreifen. Aus Sicht des Duisburger Immissionsschutzes und der Stadtplanung gibt es keine gravierenden Gründe, die gegen das Vorhaben sprechen, daher gab es hier eine positive Stellungnahme.“
Einige Bürger behalten sich vor, gegen das Vorhaben zu klagen.