Duisburg. . Der Rheinpegel in Ruhrort könnte am Sonntag unter die Zwei-Meter-Marke fallen. Binnenschiffer können derzeit nicht den kompletten Frachtraum beladen.
- Das Niedrigwasser im Rhein nähert sich der Zwei-Meter-Marke am Pegel in Duisburg-Ruhrort
- Die Binnenschiffer können derzeit ihre Frachträume nicht voll beladen
- Allein in der vergangenen Woche haben sich auf dem Rhein in Duisburg drei Schiffe festgefahren
Der Pegel in Ruhrort meldete Mittwochnachmittag einen Stand von 2,15 Meter – Tendenz: weiter fallend. An diesem Sonntag könnte er sogar unter die Zwei-Meter-Marke sinken. „Niedrigwasser ist für die Jahreszeit vom Spätsommer bis in den November nichts Ungewöhnliches“, sagte Jan Böhme, Gewässerkundler beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein mit Sitz in Alt-Homberg. „Mit Blick auf die Zehn-Jahres-Statistik sprechen wir jetzt aber schon von einem sehr niedrigen Wasserstand.“ Und der hat Folgen für die Binnenschiffer.
„Für die Wasserschutzpolizei bedeutet Niedrigwasser stets mehr Arbeit“, betonte Duisburgs Polizeisprecher Ramon van der Maat im Gespräch mit der WAZ. Die Zahl der Festfahrungen habe in den vergangenen Tagen spürbar zugenommen. Denn wegen des Niedrigwassers wird die Fahrrinne im Rhein enger. Somit bleibt den Binnenschiffern weniger Platz. Und manche fahren ihr Schiff dann in einem unachtsamen Moment in Ufernähe fest. „Das ist allein bei uns in Duisburg in der Vorwoche dreimal vorgekommen“, so van der Maat. Bei normalen Wasserständen passiere das einmal im Monat.
Laut Polizeibericht blieb am vergangenen Samstag ein Gütermotorschiff bei der Einfahrt in den Hafen Rheinhausen stecken. Es wurde später durch ein anderes Schiff zurück in tieferes Wasser gezogen. Zuvor hatte am Donnerstag ein Binnenschiffer nach der Ausfahrt aus dem Hafen Huckingen sein Fahrzeug im linksrheinischen Bereich im flachen Wasser festgefahren. Der dritte Fall ereignete sich am Montag der Vorwoche – erneut als ein Schiff in den Hafen Rheinhausen einfahren wollte.
„Wegen des Niedrigwassers können die Schiffe derzeit nicht voll beladen fahren. Das heißt: Sie müssen Teile ihrer Fracht zurücklassen“, erklärte Jens Schwanen. Der 48-Jährige ist seit 2001 Geschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mit Sitz in Ruhrort. Und weil die Schiffe eben nicht ihren kompletten Frachtraum nutzen können, bestehe derzeit seitens der Industrie eine sehr hohe Nachfrage nach Schiffsraum, bestätigte Schwanen.
Denn weil alle Schiffe weniger geladen haben, muss der Rest der Ladung entweder auf andere Schiffe verteilt werden. „Oder man vereinbart eine spätere Lieferung“, so Schwanen. Denn bei der Fracht handelt es sich nur in den seltensten Fällen um verderbliche Waren. Das Gros der bis zu 600 Binnenschiffe, die täglich den Rhein bei Duisburg passieren, habe Baustoffe, Steine, Kohle, Erz und Container geladen. „Und als Verband ist es wichtig zu betonen: Trotz des Niedrigwassers bleibt hier keine Tonne Fracht liegen“, erklärte Schwanen. Der so genannte „Kleinwasserzuschlag“ werde auch bereits gezahlt. „Das ist aber nur ein Handelsbrauch, die Binnenschiffer haben keinen rechtlichen Anspruch darauf“, so Schwanen. „Manche zahlen ihn, manche nicht.“ Dabei handelt es sich um einen finanziellen Ausgleich für die Schiffer, wenn sie wegen Niedrigwasser ihr Fahrzeug nicht voll beladen können.
Die Tiefstmarke des Rheins in jüngerer Vergangenheit stammt laut Jan Böhme vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt übrigens aus 2003, dem Rekord-Niedrigwasserjahr. „Damals stand der Pegel in Ruhrort bei 1,74 Meter.“ Doch selbst damals wurde der Rhein als Wasserstraße nicht offiziell gesperrt. „Ein Schiffer muss immer in eigener Verantwortung entscheiden, ob er fahren kann oder nicht“, stellt Böhme klar.