Duisburg. . Der 3D-Druck revolutioniert Fertigungsprozesse und verändert Logistik-Ketten. Prof. Dr. Gerd Witt von der UDE ist einer der führenden Fachleute

  • Prof. Dr. Gerd Witt entwickelt an der Universität Duisburg-Essen 3D-Drucker weiter
  • Er gilt als einer der führenden Fachleute auf dem Gebiet dieser Fertigungstechnik
  • Den 3D-Druck beschreibt er als konsequente Weiterentwicklung der Technik

Der Gang durch die Werkstatt des Lehrstuhls für Fertigungstechnik ist so etwas wie eine Zeitreise durch die jüngere Entwicklung der Metallbearbeitung: Neben der klassischen Drehbank steht der 3D-Drucker der neuesten Generation. Die Präzisisonsarbeit des Zerspanungsmechanikers kann die digitale Technik schon übernehmen: Aus feinstem Metallpulver schmelzen Laser im Innern des eher unscheinbaren Blechkastens nicht nur massive Bauteile, sondern auch feinste Stützkonstruktionen, die filigranen Hohlkörpern große Festigkeit verleihen können.

Der Mann, der im MA-Gebäude der Universität Duisburg-Essen an der Revolution arbeitet, deren verschiedene Ausprägungen mit dem Begriff „Industrie 4.0“ beschrieben werden, heißt Gerd Witt. Nicht mit dem akademischen Prof. Dr.-Ing., sondern respektvoll als „3D-Papst“ sprechen akademische Kollegen von dem 60-Jährigen, der zu den „Top Drei“ unter den führenden Köpfe. Bei hat der leutselige Professor, der ebenso ausdauernd wie unterhaltsam über sein Fachgebiet plaudern kann, so gar nicht päpstliches.

„Der ist für’s Home-Office, spannend für Modellbauer“, sagt der gebürtige Thüringer über das Mikrowellen-große Tischgerät, das mit in dem ein dicker Kunststoff-Faden nach einem vorgegebenen Datensatz Schachfiguren, Handy-Hüllen oder Plastikhalterungen druckt. „Das sind Geräte, um schnell etwa zu kopieren, gibt’s mittlerweile in jedem Elektronik-Fachhandel für rund 4000 Euro“, sagt Witt.

Wer Bauteile mit filigranen Strukturen selbst konstruieren will, sollte die zehnfache Summe für ein Großgerät bereithalten. Hier steuert ein Rechner Laser über eine Pulverschicht aus feinstem Polyamid-Pulver und schmilzt so auf einer Arbeitsfläche Schicht um Schicht des Bauteils. „Er schafft rund einen Zentimeter pro Stunde. Damit lassen sich auch komplexe Strukturen herstellen“, erklärt Gerd Witt.

Das gilt auch für die Drucker, die mit ungleich leistungsfähigeren Lasern nach dem gleichen Prinzip feinstes Metallpulver verarbeiten. Massive Teile mit superglatten oder oder strukturierten Oberflächen entstehen so, aber der Besucher staunt auch über kleine Kugeln aus hauchfeinen Drahtgeflechten.

Die Rechnung für die Maschinen, deren Gesamtwert er auf drei Millionen Euro beziffert, müsse nicht die Universität begleichen, betont Witt. „Das Geld holen wir durch Industrie-Aufträge rein.“ Der Professor ist auch Grenzgänger zwischen Hochschule und Unternehmen, sein Know-How gefragt, etwa bei den Großen der Automobilbranche. Neben acht Doktoranden am Lehrstuhl gibt’s 14 weitere, die in den Firmen forschen.

Die Ziele, die hüben wie drüben verfolgt werden, ähneln sich: „Prozess-Stabilität, Geschwindigkeit, die Werkstoffe – das sind die Top-Themen“, sagt Witt. Die treibt er längst nicht mehr ausschließlich in der Werkstatt des MA-Gebäudes, sondern auch in zwei Ausgründungen. Die AMR (Additive Manufacturing Research) und AMPR (Additive Manufacturing Polymer Research) beschäftigen sich, wie könnte es anders sein, mit 3D-Druck: eine für’s Metall, die andere für den Kunststoff.