Duisburg. Tessa Wilczoch verbrachte ein Jahr in Kamerun, um gemeinnützige Arbeit zu leisten. Jetzt ist sie wieder in Duisburg berichtet über ihre Eindrücke.

Tessa gibt Tipps zum Öffnen neuer Tabs im Browser und zeigt den Frauen noch andere Tricks im Internet – mitten im tropennahen Teil Kameruns, dem Ndop-Tal. Vor etwas mehr als einem Jahr verschlägt es die Duisburgerin Tessa Wilczoch in den westafrikanischen Urwald, um gemeinnützige Arbeit zu leisten und junge Frauen und Mädchen zu unterstützen: bei Computer-Fortbildungen, der richtigen Benutzung von Binden und Verhütungsmitteln.

Nun ist die inzwischen 19-Jährige zurück in Overbruch, 7000 Kilometer weit weg von Fufu, dem gekochten Nationalgericht aus Maismehl, weg von Anna, die ihren Computerkurs erfolgreich abgeschlossen hat und weg von all den Gerüchen, Geschichten und Gewohnheiten rund um Ndop. „Anfangs war es schon sehr aufregend. Direkt am ersten Abend ging der Strom in der Unterkunft nicht, aber mit ganz vielen Kerzen haben meine Mitbewohnerin und ich es uns gemütlich gemacht. In Kamerun muss man halt improvisieren“, wird Tessa schnell klar. Ihr soziales Jahr verbringt die Abiturientin bei RuWCED, einer Nichtregierungs-Organisation, die sich insbesondere für Frauen stark macht und mit dem Projekt „Weltwärts“ kooperiert.

© Tessa Wilczoch

In Kamerun hat Tessa unterschiedlichste Aufgaben. Sie besucht viele Schulen in der Gegend rund um Ndop und erklärt den Mädchen warum und wie man Binden benutzt, warum Kondome so wichtig sind und welche Krankheiten beim Geschlechtsverkehr auftreten können. „Viele kennen Verhütungsmittel überhaupt nicht oder kaum, weil Sex und die Frauenhygiene oft im Elternhaus tabuisiert werden“, erzählt Tessa. Ein weiteres Problem für HIV-Infektionen seien die verhältnismäßig teuren Präservative für rund 100 Franc, ein Preis, für den Kameruner im Vergleich ein vollständiges Mittagessen kaufen könnten.

Aufklärungsarbeit in den Schulklassen

Aber die Duisburgerin leistet nicht nur Aufklärungsarbeit, sie bietet auch Computerkurse an. „In den Kursen fängt man bei Null an. Also vom Computer anmachen über Ordner erstellen – die Basics“, sagt die 19-Jährige. Das sei so, weil viele nämlich keinen PC Zuhause haben. Die meisten Menschen gingen in Internet-Cafés online. „Mit den Kenntnissen die wir vermitteln, haben die Kursteilnehmer gute Chancen auf einen Arbeitsplatz im Büro.“

Tessa beim Interview in der Redaktion vor ihrer Abreise nach Kamerun
Tessa beim Interview in der Redaktion vor ihrer Abreise nach Kamerun © Lars Heidrich

Abseits der Arbeit verbringt Tessa viel Zeit mit anderen Freiwilligen aus Deutschland. Sie erkunden an ihren freien Tagen den 4000 Meter hohen und aktiven Vulkan Mount Cameroon an der Küste, den Regenwald oder machen Party am Strand. „Ich hatte von vornherein nicht viel Heimweh, weil die Mitarbeiter und Kollegen so freundlich waren.“ Am Anfang der Reise tauschte sich Tessa noch regelmäßig mit der Familie per Skype oder Handy aus. Aber nachdem diese Anfang des Jahres zu Besuch war, ebbte der Kontakt spürbar ab. „Meine Familie war so beruhigt, als sie Kamerun selbst erlebt hat und es nicht so schrecklich war, wie viele Plakate und Werbungen es zeigen.“ Sie findet es bedenklich, welches Bild Afrikas den Deutschen vermittelt wird: „Die Leute haben zu essen, sie kümmern sich gut um die Kinder und helfen sich viel mehr untereinander als ich es hier je mitbekommen habe.“

Für Tessa waren die Monate am Äquator unglaublich kostbar und wertvoll: „Das soziale Jahr war für die Frauen in Kamerun und für mich ein Gewinn. Ich habe die Landschaft und Kultur dort so sehr genossen und ich möchte auf jeden Fall nochmal zurück und schauen wie sich RuWCED weiterentwickelt.“ Außerdem habe sie das Jahr und die Erfahrungen nach dem Abitur gebraucht, um jetzt zu wissen, was sie machen möchte – in ein paar Wochen startet der Studiengang Soziale Arbeit in Düsseldorf.

26 000 Freiwillige mit Weltwärts im Ausland

Den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „Weltwärts gibt es seit 2008. Seitdem sind bereits über 26 000 Freiwillige ins Ausland gereist. Gründer des Projekts ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).Junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren haben die Chance, sich in einem Entwicklungs- oder Schwellenland zu engagieren. Zwischen sechs und 24 Monaten können die jungen Leute eine lokale Partnerorganisation für Bildung, Gesundheit, Umwelt oder Menschenrechte unterstützen.