Duisburg. . Kürbis, Zucchini, Salat: Im Gespräch erinnert Rolf Schragmann, Pastor in Serm und Mündelheim, an die Aktualität des guten Brauchs.

Die Ernte auf Fabis Scholle ist natürlich nicht vergleichbar mit der eines echten Bauern. Gemüsemäßig hat mich der Miet-Acker allerdings gut durch die Saison gebracht. Oft hatte ich sogar etwas übrig und konnte Bekannte und Kollegen mitversorgen. Oft gab’s Salat und Zucchini statt Blumen. Und auch wenn das Feld erst in ein paar Wochen wieder an Bauer Blomenkamp zurück gegeben wird, ist es an der Zeit, Erntedank zu feiern. Der Termin liegt traditionell am ersten Oktober-Wochenende.

Pastor Rolf Schragmann ist für die katholische Gemeinde St. Dionysius in Mündelheim und Serm zuständig. Außerdem betreut er noch die Stadtteile Hüttenheim und Ungelsheim. Im Gespräch erinnert er an den Hintergrund des Erntedank-Festes und welche Bedeutung der Tag in der heutigen Überfluss-Zeit hat.

Warum wird eigentlich Erntedank gefeiert?

Rolf Schragmann: Den Brauch gab es schon in vorchristlicher Zeit. In der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem dritten Jahrhundert belegt. Da die Ernte je nach Klimazone zu verschiedenen Zeiten eingebracht wird, gab es nie einen einheitlichen Termin. Eigentlich könnte man das ganze Jahr Erntedankfest feiern. Inzwischen hat sich eingebürgert, das Erntedankfest rund um den Michaelistag am ersten Wochenende im Oktober zu begehen. Es ist aber auch erlaubt, es auf einen Sonntag vor den Termin zu verlegen. Wir glauben an Gott, den Schöpfer, der die Welt erschaffen hat und bedanken uns, dass es das ganze Jahr genug zu essen gab.

Feiern Sie in der Kirche St. Dionysius?

Schragmann: Nein, wir haben schon am vergangenen Sonntag eine sehr schöne Messe auf dem Holtumer Hof gefeiert. Es wurde ein Altar mit allerlei Feldfrüchten aufgebaut. Der Gospelchor und die Bläsergruppe haben die Messe musikalisch gestaltet und unser Sermer Kindergarten hat ein Lied gesungen. Es waren rund 300 Personen dabei. Das sind schon deutlich mehr als sonst zum Gottesdienst kommen. Nach der Messe hat sogar die Kartoffelkönigin, die ja auch in Serm wohnt, vorbeigeschaut.

Haben die Menschen in den dörflichen Stadtteilen Serm und Mündelheim einen anderen Bezug zur Kirche?

Schragmann: Er ist im Duisburger Süden noch etwas stärker als in vielen städtischen Regionen. Es gibt hier sicher auch ein ausgeprägteres Bewusstsein für den Stadtteil. Aber die Bindung an die Kirche hat hier ebenfalls abgenommen.

Viele kaufen ihr Obst und Gemüse im Supermarkt ein und haben gar keinen Bezug zur Landwirtschaft.

Schragmann: Auch dafür kann man danke sagen, denn die Kartoffeln mussten ja auch angebaut und geernet werden.

Für die Bauern war es dieses Jahr schwierig. Der Juni zu nass, der September zu trocken.

Schragmann: Wir feiern trotzdem Erntedank, aber wir haben ja auch die Möglichkeit, zu bitten, dass es im nächsten Jahr vielleicht besser wird. Erntedank hat in Zeiten wie diesen noch eine andere Bedeutung. Wir sollten in Deutschland auch daran denken, dass wir seit 70 Jahren ohne Krieg leben. Es gibt andere Teile in der Welt, wo die Menschen Hunger leiden und sterben und Krieg erleben.

Sie selbst haben einige Zeit als Militärseelsorger gearbeitet. Hat sich ihr Bezug zu Krieg und Frieden geändert?

Schragmann: Nein, Frieden war mir schon immer wichtig. Ich bin gefragt worden, ob ich mir dieses Amt vorstellen könnte. Meine Aufgabe war es, die katholische Kirche zu repräsentieren und für die Soldaten ein offenes Ohr für religiöse und andere Probleme zu haben. Der Militärdienst bringt für die Soldaten Besonderheiten mit sich, die es in normalen Gemeinden so vielleicht nicht gibt.

Sind Sie froh, jetzt im friedlichen Mündelheim zu arbeiten?

Schragmann: Ich habe mich in der Tat gefreut, nach diesen zwölf Jahren wieder ein wenig sesshafter zu werden und fühle mich in Mündelheim und im Duisburger Süden sehr wohl.

Gottesdienst auf dem Rosenhof

Wer selbst einen Erntedank-Gottesdienst miterleben möchte, hat dazu am kommenden Sonntag, 2. Oktober, die Gelegenheit. In Kooperation mit der evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde Marxloh-Obermarxloh findet auf dem Rosenhof ein Gottesdienst zum Erntedank statt. Eingeladen sind große und kleine Besucher. Pfarrerin Birgit Brüggehält den Gottesdienst, für den der Rosenhof der Familie Rademacher hübsch geschmückt wird. Der Hof befindet sich an der Kaiser-Friedrich-Straße 377 in Röttgersbach. Los geht’s um 11 Uhr.