Auf der Scholle wird es langsam Herbst. Die Blätter welken, die Reihen lichten sich, Hokkaido hat Hochsaison. Neulich, Hoch Karl täuschte Hochsommer mitten im September vor, war mir bei 27 Grad sogar weihnachtlich zumute. Im Supermarkt gibt’s Lebkuchen, und ich habe Rotkohl geerntet. Und weil meine Nachbarin noch Äpfel aus dem Garten mitbrachte, fiel mir nicht viel mehr ein, als Apfelrotkohl daraus zu kochen.

Ballon strandet im Feld

Es war mein erstes Mal – eine Aufgabe, die sonst immer von der Oma erledigt wurde. Zum Glück kann man heutzutage alles googlen und mit Zimt, Lorbeerblatt und Wachholderbeeren schmeckte es fast ein bisschen wie früher. Vielleicht wird doch noch eine Landfrau aus mir – ich schaue jetzt sogar Sendungen wie „Land und Lecker“, um neue Rezeptetipps zu bekommen. Außerdem blättere ich durch „Landlust“-Magazine und lese „Ö“. Das Blatt erscheint bei einem Bioverlag. „Ö“ steht für Ökologisch und die neueste Ausgabe zierte ein volltätowierter Landwirt. Darunter versprach die Titelstory: „Provinz. Geschichten vom Arsch der Welt.“ Ach, Velbert. Wobei – Großstadt ist Serm nun wirklich nicht und betont bei jeder Gelegenheit, dass es sich als Dorf versteht. Jeder kennt jeden und ist mindestens in einem Verein Mitglied. Der Bus fährt zweimal pro Stunde, es gibt einen Jungbauern-Stammtisch und Treffen der Landfrauen. Feiern können sie, in Serm wie in Mündelheim. Am Sonntag zogen dort die Schützen durch die Straßen, mit Pauken und Trompeten, das gar kein Durchkommen war. Ackern mit Musik. Das Oktoberfest in Serm, jedes Mal eine Mordsgaudi, ist schon restlos ausverkauft.

Apropos Feiern: Zwischen meiner Scholle und dem Garten „Dem groben Unfug sein Gemüse“ hat sich ein gemalter Gruß von Josephine verheddert. Das Mädchen hat mit ihrer Mutter das Fest zum Weltkindertag besucht und bei einem Luftballon-Wettbewerb vom Jugendzentrum Driesenbusch mitgemacht. Der rote Ballon ist unterwegs geplatzt, hat die Karte aber immerhin vom Innenhafen nach Serm getragen – bis sie auf dem Acker landete. Sie wird natürlich zurück geschickt. Die Gärtner drücken die Daumen, dass die Entfernung ausreicht, um beim Gewinnspiel abzuräumen.

Auch wenn auf der Scholle alles etwas kahler wird, gibt’s Lichtblicke und neue Pflänzchen, die wieder sprießen. Der Pflücksalat wächst und gedeiht, neuer Spinat lugt aus der Erde. Zucchini wachsen immer noch. Die „Meine Ernte“-Saison geht voraussichtlich noch bis November. Zeit genug also für neue Vitamine.