Duisburg.. Die deutsche Erstaufführung von „Mädchen wie die“ in Duisburg überzeugt vor allem mit der Geschichte zu einem weiter hochaktuellen Thema.
Es ist ein Stück, das den Nerv der Zeit trifft: „Mädchen wie die“ von Evan Placey. Die ausverkaufte Premiere des Spieltriebs im Duisburger Theater war die deutsche Erstaufführung. Im Mittelpunkt steht das Nacktfoto eines Mädchens, das an ihrer Schule herumgeschickt wird. Das Bild sorgt schnell dafür, dass Scarlett ausgeschlossen wird. Als das Nacktfoto eines Jungen kurze Zeit später die Runde macht, erntet er dafür hingegen Anerkennung.
Autor Evan Placey zeigt, wie aktuell das Thema ist und die Zwängen von jungen Frauen deutlich auf. Spielverderberin oder Schlampe? Dazwischen scheint es nichts zu geben. Ein Problem, das das Stück auch nicht löst.
Suche nach dem Raum dazwischen
Dafür rückt es eine ganz neue Gruppe ins Rampenlicht: die stummen Zuschauer, denn für Placey ist „Untätigkeit manchmal genauso grausam wie Tun“. Die zehn jungen Schauspielerinnen verkörpern einerseits gemeinsam die anonyme Masse als Mittäter. Sie erzählen dem Publikum die Geschichte, wechseln sich dabei ab und schlüpfen andererseits im Laufe der zwei Stunden in die Rolle der Scarlett und damit in die Opferrolle. „Es soll klar machen, dass Mobbing jeden treffen kann und sich nicht nur auf eine Person konzentriert“, kommentiert die Regisseurin Katharina Böhrke das szenische Mittel.
Letztendlich könnte der Zuschauer das Stück auch mit geschlossenen Augen problemlos verfolgen. Zum einen ist das schade, da nicht viel Platz für schauspielerische Darbietung bleibt. Auf der anderen Seite ist es positiv, weil es das Stück authentisch macht. Es ist beinahe so, als würden Freundinnen dem Publikum die Geschichte erzählen. Und das macht mehr als deutlich: Mobbing ist kein Thema, das nur auf der Bühne stattfindet.
Frau in den vergangenen Jahrzehnten
Zwischendurch gibt es kleine Zeitreisen, die Probleme der Frau in den vergangenen Jahrzehnten in den Mittelpunkt rücken – sei es wegen des Tragens eines Badeanzugs in den späten Zwanzigern oder wegen einer gewünschten Abtreibung in den Sechzigern. In den Sequenzen können die Darstellerinnen zumindest für kurze Zeit ihr schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Es sind wahre Höhepunkte in der Aufführung.