Duisburg. Dr. Alexander Wiehart, der an der VHS Philosophie gelehrt hat, verabschiedet sich mit einer geharnischten Mail von seinen Duisburger Hörern.
- In einer privaten E-Mail äußert sich Alexander Wiehart wütend über das Kulturdezernat
- Im Frühjahrssemester fallen 20 VHS-Veranstaltungen aus, davon ein Kurs
- Volkshochschul-Direktor Dr. Gerd Jahn sieht die Hörer bestraft
Die Volkshochschule muss sich nach einem neuen Philosophie-Dozenten umsehen. Dr. Alexander Wiehart, der seit vielen Jahren an der VHS Kurse und Vorträge gehalten hat, hat alle Veranstaltungen fürs Herbstsemester abgesagt. „Grund der Absage ist, dass jegliches Vertrauen in die Verwaltung der Stadt Duisburg, insbesondere in das Kulturdezernat, zerstört ist“, schreibt Wiehart in einer Mail, die an die „Freundinnen und Freunde der Philosophie, Kunst und Kultur“ adressiert ist, in diesem Fall an seine Duisburger Teilnehmer.
Wie Wiehart betont, sei die Mail als private Mitteilung gedacht gewesen und „im ersten Zorn“ geschreiben, inzwischen kursiert sie in der Stadt. Darin nennt er das Verhalten der Kulturverwaltung ihm gegenüber „inakzeptabel“. Es passe „zu all den sonstigen Umtrieben der Kulturverwaltung, Kultur und Erwachsenenbildung in Duisburg schleichend zu ruinieren“.
Ärger über unabgesprochene Änderungen
Anlass für Wieharts Abschied ist die Verärgerung darüber, dass ein von ihm verfasster Beitrag für den Begleitband zur Ausstellung „Die ganze Welt in Gottes Hand“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum „ungefragt massiv verändert“ worden und ihm anschließend nicht vorgelegt worden sei – trotz mehrfacher Nachfrage. So habe er die Änderungen erst nach Drucklegung gesehen.
Daraufhin habe er dem Kulturdezernat mitgeteilt, dass er mit den Textänderungen nicht einverstanden sei. „Einen Monat später habe ich einen Brief vom Kulturdezernenten erhalten – mit einem Rechtsgutachten, dass keine Verletzung des Urheberrechts vorliege.“ Diese Reaktion habe ihn enttäuscht, und das Gutachten genüge juristischen Ansprüchen nicht.
Entschuldigung vom Kulturdezernenten
„Das ist schlecht gelaufen“, räumt Kulturdezernent Thomas Krützberg ein. Die Textänderungen hätten im Vorfeld abgestimmt werden müssen. „Im ersten Satz meines Briefes an Herrn Wiehart habe ich mich dafür aufrichtig entschuldigt. Aber warum lässt er seinen Ärger an Unbeteiligten aus?“
Auch VHS-Chef Dr. Gerd Jahn bedauert: „Schade, er trifft die Hörerschaft.“ Sie habe die Konsequenzen aus einer Situation zu tragen, „mit der die VHS gar nichts zu tun hat“. Und: „Es trifft uns, weil ein fähiger Dozent verloren geht.“ Wiehart habe in seiner langjährigen Arbeit eine große Hörerschaft gewonnen, „die gerne in seine Veranstaltungen gekommen ist“. Das spreche für seine Qualität. 20 Veranstaltungen fallen mit seinem Abschied im Herbstsemester aus, darunter ein Kurs „Philosophie am Morgen“.
Zur Zeit werde überlegt, wie die Schadensbegrenzung organisiert werden könne, auch werde nach einem „qualifizierten Ersatz“ fürs Frühjahrssemester gesucht.
VHS-Direktor Gerd Jahn verlängert bis März 2018
Der Vertrag von Dr. Gerd Jahn als Volkshochschul-Direktor ist vom Oberbürgermeister im Frühjahr über die Pensionsgrenze hinaus bis März 2018 verlängert worden. Bis dahin möchte Jahn „ein paar Dinge vollenden“. Dazu zählt er nach dem Umzug von VHS und Zentralbibliothek ins Stadtfenster, die „gute und intensive Zusammenarbeit herzustellen“, die die beiden Institute jetzt unter einem Dach pflegen sollten. Er verfüge über die Erfahrung und fühlt sich wohl und „noch jung genug“.
Jahn wurde im März 1951 in Rosenheim geboren. Der Diplompädagoge war für die SPD zunächst in der Bezirksvertretung Innenstadt (1989 bis 1991), Ratsmitglied und Sprecher im Kulturausschuss. 2003 wurde Jahn zum Direktor der Volkshochschule gewählt und schied aus dem Rat aus.
Krützberg lobt Jahn als „herausragend guten VHS-Leiter“; die „gute Zusammenarbeit“ zwischen VHS und Bibliothek solle nach dem Umzug durch „Kontinuität in der Leitung“ fortgesetzt werden.