Weil der Stadt die Kosten für die Begleitung von Kindern mit Handicap davonlaufen, will das Jugendamt eine neue Organisationsform erproben.
- Rund 500 Begleiter sind in Duisburg bei 20 verschiedenen Trägern beschäftigt
- Die Stadt erprobt ein neues Modell mit drei Gruppe zu jeweils drei Schulen
- Im Bewerbungsverfahren haben sechs Träger ihr Interesse bekundet
Die Umsetzung des Rechts auf gemeinsames Lernen von Kinder mit und ohne Förderbedarf wird für die Stadt immer teurer. Weil eine zunehmende Zahl von Kindern durch sogenannten Unterrichtsbegleiter betreut werden, sind die Kosten von rund 400 000 Euro zu Beginn der schulischen Inklusion vor vier Jahren auf nunmehr 9,5 Millionen Euro pro Jahr gestiegen. In einem Modellprojekt will das Jugendamt nun erproben, ob eine Neuorganisation organisatorische, pädagogische und damit nicht zuletzt auch wirtschaftliche Vorteile bringt.
Neun Schulen, in denen besonders viele Kinder begleitet werden und in denen viele unterschiedliche Träger aktiv sind, werden zu drei Dreiergruppen zusammengefasst. Jeweils nur ein Träger soll künftig jeweils ein solches Schultrio betreuen. Das Los 1 bilden Gesamtschuld Walsum, Grundschule Vennbruchstr. und Alfred-Adler-Förderschule. Im Los 2 sind Gesamtschule Meiderich, Grundschule Am Mattlerbusch und Förderschule Am Rönsbergshof, in Los 3 die Gesamtschulen Mitte und Globus am Dellplatz sowie Grundschule Hebbelstraße.
Sechs Bewerbungen – darunter ist ein auswärtiger Träger – hat es in einem Interessenbekundungsverfahren gegeben. Beteiligt haben sich nach WAZ-Informationen die großen Duisburger Träger wie Lebenshilfe, Runder Tisch Marxloh und VKM. „Sie sind nun aufgefordert, in den nächsten sechs Wochen ein Konzept vorzulegen“, erklärt Jugendamtsleiter Holger Pethke. Wunsch der Verwaltung sei es, dass die Träger künftig im Verbund agieren, die Begleitung sicherstellen, indem sie auch Personal untereinander austauschen und Vertretungen organisieren. Nicht zuletzt hat die Verwaltung auch damit auch eine einheitliche Bezahlung sowie eine vergleichbare Qualität bei Aus- und Weiterbildung der Betreuer im Blick.
Ziel der neuen Struktur sei es, Synergieeffekte zu ergründen, so der Amtsleiter. Weder die Trägerautonomie noch die Gewerbefreiheit kleiner Anbieter werde eingeschränkt. Sie hatten in Düsseldorf erfolgreich gegen ein solches Modell geklagt, dort musste die Verwaltung nachbessern. „Die kleinen Träger können Bietergemeinschaften bilden und so im Rennen bleiben“, erläutert Pethke. Damit bleibe auch die Träger-Wahlfreiheit der Eltern gewahrt.
Dem Jugendhilfeausschuss soll das neue Konzept noch in diesem Jahr zur Entscheidung vorgelegt werden, greifen kann es erst im ab Sommer 2017, weil die Verträge für die Begleitung jeweils für ein komplettes Schuljahr laufen.