Duisburg. . Sabine López Míguez leitet den Kinderchor der Oper am Rhein. Mit viel Fantasie und Körpereinsatz werden die Kinder an den Gesang heran geführt.
Die Zeiten, als man im Musikunterricht nahezu unvorbereitet tapfer versuchte, beim Vorsingen (im Sitzen!) eine gute Note zu ergattern, sind vorbei. Sabine López Míguez arbeitet mit viel Bewegung und Fantasie bei den Proben mit dem Kinderchor der Rheinoper. Bei den Sechs- bis Neunjährigen im Vorchor „ist Routine wichtig“. Dazu gehören das Begrüßungslied, den Körper selbst mit leichten Schlägen zu wecken und Atemübungen. Die richtige Haltung und das Gleichgewicht herzustellen zwischen Anspannung und Entspannung, zeigt Sabine López Míguez und stellt dazu Fragen: Soll man stehen wie ein Stein? Nein! Soll man stehen wie ein Wackelpudding? Nein! Richtig ist, wie ein Baum fest mit den Füßen auf dem Boden zu sein.
20 Kinder sind zur Zeit im Vorchor. „Wann darf ich in den Hauptchor?“, fragen viele bald, nachdem sie angefangen und Freunde gefunden haben. Im Hauptchor sind 32 Kinder und Jugendliche von neun bis 19 Jahren. „Da nehmen die Großen die Kleinen mit“, sagt Sabine López Míguez.
„Es ist aber auch bei den Kleinen wichtig, sie mal einzeln zu hören“, sagt die Chorleiterin, die damit die Entwicklung der Stimme prüft. Einfacher macht sie es den jungen Sängern mit dem Satz: „Mund auf, stell’ dir vor, da oben ist eine Rakete, die der Ton treffen muss.“ Oft trauen sich die Kinder nicht, allein zu singen, „aber das Selbstbewusstsein wächst durch Anerkennung“. Wenn die „großen“ Solisten der Rheinoper die Kinder loben, dann sei das eine große Motivation.
Mit den Größeren im Hauptchor wird auch Stimmbildung betrieben, um ihre Stimme zu stützen und zu fördern. So schaffen es die Chorkinder, auch Solopartien im Projekt „Lost in the Forest“ zu übernehmen. „Es läuft gut, sie nehmen das sehr Ernst.“
Das Repertoire des Kinderchors reicht von Klassik über Kinder- und Volkslieder bis hin zu Pop, „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ ist ebenso dabei wie Michael Jacksons „We are the World“. In Originalsprache, „das lernen die Kinder schnell, dreimal gesungen und sie können’s auswendig“.
Wichtig sei es, die Kinder spielerisch und ohne Druck aufzubauen. Nur so können sie dann auch große Aufgaben im Opern wie „Turandot“, „Werther“ oder „Carmen“ bewältigen. Dabei lernen sie zusätzlich Musikalität, Disziplin und Körperausdruck. Auch wenn es etwa im „Rosenkavalier“ nur darum gehe, „Papa“ zu rufen, sei das gar nicht so einfach, sagt Sabine López Míguez: „Es muss genau sitzen – und richtig gespielt werden.“
Musischer Unterricht in Kolumbien schon in der 3. Klasse
Sabine López Míguez wurde in Aachen geboren, wo ihr Vater studierte. Als Zweijährige ging’s zurück nach Kolumbien, wo sie schon ab der 3. Klasse in Klavier, Theater, Chor, Tanz und Folklore unterrichtet wurde. Nach dem Abitur mit Schwerpunkt Musik studierte sie Lehramt in ihrer Heimatstadt Tunja. Es schlossen sich Gesangsstudien in Maastricht und an der Folkwang-Hochschule, schließlich das Studium Kultur, Ästhetik und Medien in Düsseldorf an. Schon während des Studiums hat sie mit Kindern gearbeitet, am Theater Aachen begann sie, mit dem Kinderchor zu proben. Seit zwei Spielzeiten ist Sabine López Míguez bei der „Jungen Oper am Rhein“ engagiert.