Duisburg. Duisburg sucht Ideen für die Zwischenlösung des Mercatorquartier-Gelände, damit es bis zum Bau keine Brache bleibt. Parkplätze sind umstritten.
Wie kann das Gelände für das geplante Mercatorquartier gegenüber dem Burgplatz zwischenzeitlich „bespielt“ und genutzt werden, bis es den Baustart für das neue Wohnviertel in der Innenstadt gibt? Denn es kann dauern, bis Investoren gefunden und Bauvorhaben geplant, beschlossen und genehmigt sind. Viele Duisburger haben nach dem WAZ-Aufruf schon Vorschläge gemacht.
Nach einer Online-Umfrage, an der sich 1111 Leser beteiligten, sind Parkplätze, gern auch kostenlose, allerdings umstritten. 24 Prozent sind dafür, 19 Prozent sagen: „Bloß keine Parkplätze.“ 12 Prozent klickten die Antwort an, dass dort Trödelmärkte, Feste oder andere Veranstaltungen stattfinden könnten. Fast drei Hektar groß ist die Fläche: „Da sollten mehrere Lösungen her“, meinten 20 Prozent. Ein Fünftel in der nicht repräsentativen Abstimmung stellt aber auch klar: Auf der Fläche soll nicht sinnlos Geld investiert werden.
Auch Harald Küst hat eine Idee für eine Zwischennutzung: Ein „Geschichtspark Duisburg“ soll das Mercatorquartier zu einem temporären Freilichtmuseum machen, schlägt der Duisburger vor, der sich schon seit langem intensiv mit Duisburgs Geschichte beschäftigt und zahlreiche Arbeiten veröffentlicht hat. Allerdings: Küsts Ideen sind anspruchsvoll, gehen über eine leicht umsetzbare Zwischenlösung hinaus. Sie geben zugleich aber Anregungen dazu, wie später der historischen Bedeutung des Ortes Rechnung getragen werden kann, an dem schließlich auch das Mercatorhaus wieder aufgebaut werden soll.
Herzstück und Wahrzeichen seines Geschichtsparks soll ein Wehrturm (Aussichtsturm) mit Palisaden auf einem der Bauschutthügel sein. Bei einem Rundgang durchstreift der Besucher die Duisburger Siedlung des 8./9. Jahrhunderts; neben Wohnhäusern finden sich auch Einrichtungen des alltäglichen Lebens – etwa ein Lehmkuppelofen zum Brotbacken, ein Fischräucherofen oder angelegte Hausgärten.
„Der Geschichtspark wird so zu einem lebendigen Mitmach-Museum, das dem Besucher auf unterhaltsame Weise die Duisburger Stadtgeschichte näher bringt“, schreibt Küst. Auch Bogenschießen, Speerwerfen oder Reiterturniere ließen sich dort denken und Kulinarisches aus dem Mittelalter. Für Kinder schlägt der Duisburger mittelalterliche Spielstationen vor. Und rundherum an den Straßen wären kostenfreie Parkplätze und Grünflächen denkbar.
Manfred Bergstermann schlägt für das Gelände einen „Gärten der Kulturen“ vor, sozusagen einen multikulturellen Integrations-Schrebergarten mit unterschiedlichen Nutzgärten, in denen Obst und Gemüse angebaut wird. Personen oder Vereine können Parzellen für kleines Geld pachten. „Vielleicht könnte dann auch im Herbst eines Jahres ein entsprechendes Erntefest diesem Projekt noch einen besonderen Event-Charakter verleihen“, schreibt er.
Auch Günter Gillissen, Ehrenvorsitzender des Duisserner Bürgervereins, hat sich seine Gedanken gemacht: Er würde das Gelände platt walzen, Straßen markieren, Verkehrsschilder aufstellen und dort einen Verkehrsübungsplatz für Kinder anlegen. Drumherum Bänke und Spielgärten, die nach der Zwischennutzung andernorts verwendet werden könnten. Für die Wochenende kann er sich Trödelmärkte vorstellen, dazu mobile gastronomische Angebote.
Bodendenkmäler müssen erhalten bleiben
Leser fragen – Die Redaktion liefert die Antworten zu der Frage der Bodendenkmäler und zum Zeitplan für die Investorensuche für das Mercatorquartiergelände.
Oliver Pelczer aus Oberhausen fragt: „Was passiert mit den Ausgrabungen. Werden die im zukünftigen Gelände integriert? Kann man die Kellergewölbe nicht mit einer Glasplatte abdecken und in die zukünftige Architektur oder was auch immer dort entstehen soll integrieren?
Antwort: Die mittelalterlichen Ausgrabungen auf der gesamten Fläche gelten laut Auskunft der Stadt als Bodendenkmäler, die archäologischen Arbeiten sind aber auch noch nicht abgeschlossen. Das „Herzstück“ der Ausgrabungen, der Kellerbereich des ehemaligen Wohnhauses von Gerhard Mercator an der Oberstraße gegenüber der Einmündung des Flachsmarkt ist derzeit schon zum Schutz vor Witterungseinflüssen mit Sand verfüllt.
Auch die anderen Ausgrabungen werden zum Schutz der Funde und als Unfallschutz mit Sand verfüllt. Diese Bereiche werden auch für Zwischenlösungen nur begrenzt genutzt werden können.
Künftige Investoren müssen bei Bebauungen die Bodendenkmale erhalten, sie müssen aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Fundamente des Mercatorhauses sollen aber in den geplanten Wiederaufbau integriert werden. Denkbar sind auch Glasabdeckungen etwa wie in der Königsgalerie.
Harald Küst hat mit seinem Geschichtspark nicht nur einen Vorschlag für eine Zwischenlösung, sondern auch eine Frage: „Welche Akquiseaktivitäten zur Gewinnung von Investoren wurden bisher eingeleitet?“
Antwort: Die Frage kommt für die Stadt insofern etwas zu früh, weil sie noch mitten in der Vorbereitung für die Präsentation auf der Münchener Immobilienmesse Expo Real im Oktober ist. Dort soll es den großen Aufschlag mit einem neuen städtebaulichen Rahmenkonzept für das Mercatorquartier geben, mit Präsentationen, Flyern etc. Einen ersten Entwurf gab es schon vor zwei Jahren, auch mit Computeranimationen, der sich aber mit den Grabungsfunden überholt hat.
Als Zeitfaktor spielt neben der Investorensuche das baurechtliche Verfahren eine Rolle. Denn für den kompletten Bereich der ehemaligen Schulgebäude muss ein neuer Bebauungsplan erarbeitet und genehmigt werden. Lediglich für zuvor unbebaute Randflächen in der Nähe der Stadtmauer besteht die Möglichkeit, nach Paragraf 34 des Baugesetzbuch mit Investoren-Verträgen bereits vor Abschluss des Bauleitplanverfahrens erste Bauabschnitte zu realisieren. Diese Flächen können direkt nach Vorliegen des städtebaulichen Konzeptes, also ab Oktober, vermarktet werden.