Duisburg. . Die SfS in Duissern bietet Sprachkurse, Schulabschlüsse und berufliche Qualifizierung an. Derzeit steht Deutsch als Fremdsprache im Mittelpunkt.

Nur die kleine Leuchte mit der schwarzen Eule, dem Symbol für Weisheit, deutet darauf hin, dass sich hinter der Hausnummer 69 der Königsberger Allee eine Bildungseinrichtung beachtlicher Größe befindet. Erst hinter dem Durchgang öffnet sich der Blick auf den Innenhof, zugleich Pausenraum für die Schüler der SfS Schulungsgesellschaft, die hier an den Stehtischen plaudern oder im Strandkorb die Spätsommer-Sonne genießen.

Schulabschlüsse, Umschulungen und Qualifizierungen

Dass Lernerfolg auch mit einer angenehmen Umgebung zu tun hat, war wohl ein Grund dafür, dass sich Judith Talian für diesen Standort entschieden hat. An anderer Stelle hat sie die „Schulungsgesellschaft für Sprachförderung“ 1988 mit zwei mittlerweile ausgeschiedenen Mitstreiterinnen gegründet. Wenig später erfolgte der Umzug in die einstige Firma für den Vertrieb von Kühlaggregaten, die dann zur Schule umgebaut wurde. Die drei Gründerinnen hatten nach Lehramtsstudium und Referendariat keine Anstellung an der Schule bekommen – Judith Talian suchte ihr Glück statt dessen in der Selbständigkeit im Bereich der Aus- und Weiterbildung, sowie Qualifizierung. Eine Empfehlung der Arbeitsverwaltung, mit der sie seither eng zusammenarbeitet. „Wir sind keine reine Sprachschule“, erklärt die Geschäftsführerin, „bei uns kann man Schulabschlüsse nachholen, Umschulungen und Qualifizierungen machen. Wir stimmen unser Angebot auf die Bildungsziel-Planung des Jobcenters ab.“

Erst Sprache, dann Qualifizierung

Bei Gründung war noch nicht absehbar, was der SfS viele Aufträge bescheren sollte: Die große Zahl von Übersiedlern aus der DDR, Übersiedlern aus der Sowjetunion und wenig später den Flüchtlingen vor dem Jugoslawien-Krieg, die Sprachkurse und Qualifizierungen benötigten.

Im vergangenen Jahr, als Judith Talian gerade ihren schrittweisen Rückzug aus dem Unternehmen vorbereiten wollte, kamen die Kriegsflüchtlinge aus Syrien. „Die Geschichte wiederholt sich“, sagt die Geschäftsführerin, die Anfang des Jahres die Leitung der SfS an Sohn Georg übergeben hat. Der Sportökonom ist nach Jahren im Sportmarketing in Nürnberg nach Duisburg zurückgekehrt. „Die Entwicklung hat uns anfangs überrollt“, räumt der 37-Jährige ein. Mittlerweile ist die Duisserner Schule vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) anerkannter Träger für die 600-stündigen Sprachkurse, 15 weitere Lehrer verstärken als Honorarkräfte das Team, um rund 400 Schüler in einer Art Zweischicht-Betrieb in Duissern und in den SfS-Zweigstellen in Oberhausen und Mülheim zu unterrichten. Werbung sei nicht notwendig, sagt Georg Talian. „Die Schüler kommen von selbst zu uns. Die Mund- zu Mund-Propaganda funktioniert.“

Zwei Monate Wartezeit, weil Deutschlehrer fehlen

Zwei Monate Wartezeit müssen Bewerber derzeit in Kauf nehmen, weil der Markt für Dozenten leergefegt ist. Nicht nur für die Vermittlung der Fremdsprache sind die Lehrer gefragt. „Das ist auch in der Pause ein Vollzeit-Job“, sagt Judith Talian, die auch selbst wieder unterrichtet hat. „Die Schüler haben unendlich viele Fragen und Probleme.“ Begeistert sind die Lehrer vom Engagement und den schnellen Fortschritten der jungen Syrer. „Sie sind ungeheuer fleißig und engagiert und stellen auch Ansprüche“, berichtet Georg Talian. Deutlich wird das in der Akademiker-Klasse, wo junge Zuwanderer mit Lehrer Wolf Peter Schneiderheinze fünf Stunden am Tag Deutsch pauken, um bald ein Studium aufzunehmen oder es fortzusetzen. Andere werden dem SfS über den Sprachkurs als Kunden erhalten bleiben, ahnt Judith Talian: „Nach der Sprache kommt die Qualifizierung.“

Spezieller Sprachkurs für geflüchtete Mediziner 

Ärzte unter dem Flüchtlingen sind gefragt im deutschen Gesundheitswesen, müssen aber zunächst Deutsch lernen und dann ihre medizinischen Kenntnisse in einer Prüfung nachweisen. Die SfS Schulungsgesellschaft hat in Abstimmung mit dem Jobcenter ein Konzept zur Schulung der Mediziner entwickelt, das seit Juni mit 19 Teilnehmern aus Duisburg und den Nachbarstädten umgesetzt wird.

Bis zum kommenden Herbst steht zunächst reiner Deutsch-Spracherwerb im Mittelpunkt, danach erfolgt die Vermittlung der medizinischen Fachsprache. „Dafür haben wir Ärzte als Dozenten gewonnen“, berichtet Georg Talian. Vor allem in den Sprachprüfungen für Mediziner gebe es bislang hohe Durchfallquoten, weiß der SfS-Geschäftsführer. „Es ist unser Ziel, die in unserem Kurs deutlich zu senken.“