Kiosk, Trinkhalle, Bude – wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, liebt diese Einrichtungen der Nahversorgung und verknüpft mit ihnen nostalgische Erinnerungen an die Kindheit. Die Fotografien von Tata Ronkholz dokumentieren Trinkhallen – ohne jede Spur von bunten Tüten und leuchtenden Kinderaugen. Ganz anders also, als es am 1. Tag der Trinkhallen am 20. August zwischen Duisburg und Witten, Wesel und Bergkamen zugehen dürfte. Dieser Tag ist Anlass für die Ausstellung „Trinkhallen und mehr“, die das Museum DKM an der Güntherstraße bis zum 28. August zeigt.
Die 1940 in Krefeld geborene Fotografin, die 1997 verstorben ist, dokumentiert Trinkhallen so unsentimental wie man es von einer Becher-Schülerin erwarten darf: Zentralperspektive, schwarz-weiß, grauer Himmel, menschenleer. Tata Ronkholz gehörte zu den ersten Studenten von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Fotografien von Bernd und Hilla Becher sind in der ersten Etage des Museums DKM zu sehen. Fotografien bilden einen Schwerpunkt der Sammlung von Dirk Krämer und Klaus Maas, und Fotografien von Tata Ronkholz und Thomas Struth, die den Düsseldorfer Rheinhafen vor dem Abriss dokumentieren, hat Klaus Maas schon 1984 in der Galerie „Linie“ in Moers ausgestellt.
Bier und Bratrollmöpse
Der Fotokunst widmete sich Tata Ronkholz von 1978 bis 1985, danach erledigte sie nur noch Auftragsarbeiten in einer Kölner Agentur. 17 Fotografien ihrer Trinkhallen-Serie sind im Museum DKM zu sehen. Sie habe „das Büdchen um die Ecke in seiner ganzen Liebenswürdigkeit zeigen“ wollen, wird die Künstlerin zitiert. Liebenswürdig – das liegt wohl im Auge des Betrachters, denn nüchterner als Tata Ronkholz, die zuvor Architektur und Innenarchitektur studiert hatte, kann man Büdchen wohl kaum fotografieren. Alle Trinkhallen sind anders, aber jede könnte in jeder Stadt stehen. Nur wenige Details wie Biermarken oder die örtliche Tageszeitung grenzen den Ort ein. König Pilsener trifft Diebels Alt in Rheinhausen hinter einer Backsteinfront am Grabenacker 83 (im Jahr 1978), ein riesiger Zigarettenautomat und ein halb so großer mit „Frische für den ganzen Tag“ rahmen das Schiebefenster in der Klinkerfassade einer „Verkaufshalle“ an der Sittardsberger Allee 250 in Wedau ein (1978).
Die Aufnahmen dokumentieren auch Zeitgeschichte, so entdeckt man Marken und Zeitschriften, die es längst nicht mehr gibt, darunter solche mit ziemlich nackten Frauen, die manchen Buden – neben Alkohol- und Zigarettengeruch – etwas Anrüchiges gaben.
Das dürfte es heute wohl kaum noch geben. Aber Bratrollmöpse vielleicht?