Duisburg. Vor 30 Jahren machte sich Irmhild Kugel mit ihrer Kunsthandlung in Moers selbstständig. Vor 20 Jahren kehrte sie in ihre Heimatstadt Duisburg zurück.

„Stellen Sie sich vor, da hatte ich vergangenen Dienstag Firmenjubiläum und habe das erst gemerkt, als ich aus einem anderen Grund in meinen Terminkalender geguckt habe“, lacht Irmhild Kugel. „Zeit vergeht so schnell, wenn man Spaß hat“, würde der Volksmund wohl dazu sagen. Vor 30 Jahren hat sich die in Meiderich aufgewachsene Galeristin mit ihrer Kunsthandlung, die schwerpunktmäßig Klassische Moderne, aber auch Werke zeitgenössischer Künstler anbietet, selbstständig gemacht.

„In der Friedrichstraße in Moers habe ich angefangen. In einem entzückenden Ladenlokal mit Garten hintendran“, schildert Irmhild Kugel den Beginn ihrer Karriere als Galeristin. „Dazu hatte ich ein richtig schönes Kabinett mit illustrierten Büchern, seltenes Exemplare und kleinen Kostbarkeiten. Ich hatte Piranesi, hochkarätige Grafiken von Picasso, viele Expressionisten und schon früh Arbeiten von Dalí.“

Originalskulpturen von Niki de Saint Phalle

Als in Duisburg der Lifesaver-Brunnen von Niki de Saint Phalle eingeweiht wurde, präsentierte Irmhild Kugel in ihrer Galerie Originalskulpturen der Künstlerin. „Dazu gehörten drei Stelen, Kakteendarstellungen. Die kosteten damals schon 172 000 Mark. Und in meinem Schaufenster hockte eine entzückende, dicke blaue Katze von Saint Phalle. Das hat Aufsehen erregt“, erinnert sich Irmhild Kugel.

„Viel zu wissen und die Sachen zu kennen, das war immer mein eigentliches Kapital.“ Den Grundstein dafür hat sie in der legendären Duisburger Buchhandlung Atlantis erworben. Dort hat sie nach der Schule eine Lehre als Buchhändlerin begonnen. „Weil ich gerne gelesen haben und bei Atlantis gerade eine Lehrstelle frei war“, erzählt sie und gesteht, dass sie im Gegensatz zu ihren Schulkolleginnen gar nicht wusste, was sie werden wollte. Und was sie schließlich einmal werden würde, wusste sie damals umso weniger.

Von der Pike auf gelernt

Weil Kurt Selbiger in seinem einzigartigen Laden, der Buchhandlung mit Antiquariat, Galerie, einem Café, Schallplatten- , Keramik- und Schmuckverkauf verband, nicht nur viel Wert auf gut ausgebildetes, sondern auch auf gebildetes Personal legte, schenkte er Angestellten und Lehrlingen oft Karten für Kulturveranstaltungen. Die auch Irmhild Kugel gerne nutzte: „Wir waren jung, unerfahren und begeisterungsfähig bis zum geht nicht mehr.“

Und mit der ihr eigenen Freude an schönen Dingen begleitete sie ihren Chef mit Hingabe auch auf die wichtigen Kunst- und Buchmessen sowie Auktionen. Umso häufiger, nachdem Selbiger ihr die Leitung der Grafik-Abteilung angeboten hatte, um sie nach Duisburg zurückzuholen. Denn: Irmhild Kugel hatte sich zwei Jahre zuvor von Atlantis getrennt und bei der renommierten Buchhandlung Schrobsdorf in Düsseldorf auf der „Kö“ gearbeitet.

Zurück in Duisburg widmete sie ihre Energie, von der sie bis heute nicht gerade wenig besitzt, der Grafik-Abteilung von Atlantis. „Das war Learning by Doing“, beschreibt Irmhild Kugel ihre Anfänge in der Abteilung. „Der Fundus war exzellent, aber wir sind auch sofort mit auf die Auktionen. Ich war mit Selbiger in Paris, wo wir bei Bergruen gekauft haben. Dort durfte ich durch die Schubladen gucken, das war sensationell.“ Hinzu kamen für sie Besuche international bedeutender Messen, wie die Art Basel. „Das war ungeheuer spannend. Für mich als jungen Menschen war das toll“, schwärmt sie noch heute. „Das hat Spaß gemacht, und wir waren erfolgreich.“

Kunst ist zur Geldanlage geworden

Den Spaß an der Kunst hat Irmhild Kugel bis heute nicht verloren, und der Erfolg war ihr auch weiter hold, als sie 1996 Moers den Rücken kehrte und mit Ulrike Thelen und deren Tochter Konstanze in einem Ladenlokal an der Friedrich-Wilhelm-Straße Galerie, Rahmungen und Künstlerbedarf unter einem Dach anbot. Seit 2006 betreiben Ulrike Thelen und Irmhild Kugel ihr jeweiliges Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite in zwei Ladenlokalen, die zwar getrennt sind, aber in alter Verbundenheit miteinander arbeiten.

„Ich denke, dass ist gut, dass ich zurück nach Duisburg gekommen bin“, davon ist die Galeristin nach wie vor überzeugt. Dass Duisburg kein Pflaster für eine Kunsthandlung sei, hört Irmhild Kugel auch heute noch öfters, obwohl sie seit 20 Jahren das Gegenteil beweist: „Das ist völliger Blödsinn. Meine Kunden sind Sammler, die von überall herkommen.“ Allerdings habe sich ihr Klientel mit den Jahren verändert, stellt sie fest: „Junge Leute, die Geld haben, kaufen heute vor allem Namen und nicht, weil sie etwas schön finden. Uecker ist gerade groß angesagt.“ Kunst ist zur Geldanlage mit Gewinnaussicht geworden.

Dennoch denkt Irmhild Kugel auch mit 72 Jahren noch nicht daran aufzuhören. „Nicht solange es funktioniert. Das macht man ja doch mit Leidenschaft. Es ist ein gelebter Beruf, ein toller Traumberuf. Mein Traumberuf!“