Duisburg. Kammerhandelsexperte Rüscher warnt: Die Pläne gefährden die Wiederbelebung der City. Eine Initiative zur Neunutzung von leerstehenden Läden steht am Start.

Mode statt Möbel auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs in der Stadtmitte – diese Überlegungen treiben die Spitze der Industrie- und Handelskammer auf die Barrikaden. In einem Appell an die Vorsitzenden der Ratsfraktionen warnt die IHK, solche Diskussion würden in der Innenstadt „erneut über Jahre zu großer Unsicherheit bei Einzelhändlern und Investoren führen und die Entwicklung der City aufs Abstellgleis führen.“ Dabei mache es auch keinen Unterschied, ob ein Factory Outlet Center oder ein Designer Outlet Center mit nobleren Marken geplant werde, sagt IHK-Handelsexperte Michael Rüscher, die Unterscheidung sei „Augenwischerei“.

Erheblicher Schaden für die Duisburger City

Die Folgen für den örtlichen Handel wären aber gleich schlecht: „Die Duisburger City würde von der Ansiedlung erheblichen Schaden erleiden.“ Das Gelände des Güterbahnhofes sei rund 1,5 Kilometer von der Königsstraße entfernt, 2,5 Kilometer zur Altstadt, „und damit städtebaulich isoliert“. Kunden würden diese Distanz kaum akzeptieren, meint Rüscher, und nicht nach einer Shoppingtour im Outlet die Innenstadt besuchen. Die Ansiedlung des Centers würde daher Kaufkraft aus der City abziehen. „Hinzu kommt, dass das neue Angebot die verhältnismäßig hohe Kaufkraftbindung der Innenstadt deutlich zu verringern droht“, erwartet Rüscher und stützt sich auf eine Befragung von Kunden, die im Stadtbezirk Mitte leben. Von denen kauften 70 Prozent ihre Kleidung vor Ort. Rüschers Prognose: „Die ausbleibenden Kunden hätten eine Erhöhung der Leerstandsquote zur Folge und eine negative Entwicklung der City insgesamt.“ Damit würden sämtliche Bemühungen, den Innen- und Altstadtbereich aufzuwerten, konterkariert. „Wir hatten angenommen, dass sich die Politik nach dem Aus für das FOC in Hamborn darauf besinnen würde, die Entwicklung der Innenstadt verstärkt in den Fokus zu nehmen, um sie als zentralen Handelsstandort und Visitenkarte der Stadt zu fördern“, zeigt sich Rüscher enttäuscht.

Zumal es derzeit Initiativen gibt, konkret den Handel in der Innenstadt zu stärken. So steht ein Leerstandsmanagement am Start, das Interessenten passgenaue Angebote für Ladenlokale unterbreiten soll. Erhebungen von derzeit nicht genutzten Geschäften sind bereits durchgeführt worden, ebenso ist die Ermittlung der entsprechenden Ansprechpartner weit gediehen. „Wir sind in den letzten Zügen“, sagt Rüscher. Zentrale Anlaufstelle für alle Interessenten für Duisburger Ladenlokale soll die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung werden, die in wenigen Wochen – wie bereits berichtet – von Ruhrort wieder in die Innenstadt umziehen wird. Dort soll die Vermittlung von Flächen und die Betreuung von Unternehmen und Unternehmern, die Duisburgs Einzelhandel ergänzen wollen, professionell und aus einer Hand erfolgen.

Zweifel an planungsrechtlicher Zulassung

Dass das Handelsangebot durch eine Outlet-Center-Ansiedlung südlich vom Hauptbahnhof gestärkt werden könnte, gerade mit Blick auf höherwertige Waren, stellt Rüscher in Abrede: „Wer glaubt, dass mit dem Bau eines FOCs bestehende Angebotslücken zum Beispiel im Bekleidungssegment geschlossen würden, der irrt. Dort werden Auslaufmodelle, Zweite-Wahl-Produkte und Überschussproduktionen verkauft. Wer etwa einen hochwertigen Herrenanzug kaufen will, der wird in einem FOC nicht unbedingt fündig werden.“

Zudem sei zweifelhaft, ob ein Outlet am Bahnhof planungsrechtlich überhaupt zulässig sei.