Rheinopern-Intendant Christoph Meyer weiß, dass man jungen Talenten eine Chance geben muss. Im Programm „Young Directors“ stellen sich zwei Regieassistenten mit eigenen Inszenierungen von Kurzopern im Theater Duisburg vor.

Elliott Carters „What Next?“ wird von Tibor Torell auf die Bühne gebracht. Bei der Uraufführung 1999 an der Berliner Staatsoper war Carter schon 91 Jahre alt, doch die Musik kommt so hypernervös daher, dass man ihr kein Alter anhört. Auch die Handlung ist kein bisschen altersweise: Nach irgendeiner Katastrophe, im Libretto ist von einem Autounfall die Rede, versuchen sechs Personen, sich ihrer Vorgeschichte und Identität zu erinnern. Ana Tasics Bühnenbild schwankt zwischen Zerstörung und Hoffnung: Eine Betonruine wird von einem Krater dominiert, in dem ein Baum wächst.

Tibor Torell zeigt die Figuren am Anfang als demente Senioren, so dass man sich fragt, ob nicht die Krankheit die eigentliche Katastrophe ist? Dann verwandeln sich die Charaktere auf offener Bühne in Menschen in den besten Jahren, bevor sie am Ende hilflose Säuglinge werden. Ein interessantes Konzept, das aber das Stück und seine Charaktere nicht wirklich entschlüsselt.

Philipp Westerbarkei hat da mit „Trouble in Tahiti“ von Leonard Bernstein die scheinbar leichtere Regieaufgabe zu bewältigen: Dem Ehepaar Sam und Dinah ist im Laufe der Beziehung ihre Liebe abhanden gekommen. Sam geht fremd, Dinah shoppen, doch über ihre Gefühle können sie nicht miteinander reden.

Ausstatterin Tatjana Ivschina hat einen Raum mit drei Küchen entworfen. Für die Eheszenen die mittlere, für die anderen Situationen, die im Büro oder auf der Straße spielen, gibt es die Seitenküchen. Es gibt kein Entkommen aus dem Ehealltag. Westerbarkei zeichnet glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere.

Auf sehr hohem Niveau bewegt sich die musikalische Seite, da hier nur die besten Kräfte im Einsatz sind. In „What Next?“ ragt Heidi Elisabeth Meier als Rose mit strahlendem Sopran heraus. Aber auch Susan Maclean, Romana Noack, Dmitri Vargin und Corby Welch sind sängerisch stark. In „Trouble in Tahiti“ gestalten Ramona Zaharia als Dinah und Thomas Laske als Sam mit eindringlichem Spiel und schönem Gesang die Probleme des Paars.

Die großartig aufspielenden Duisburger Philharmoniker werden von zwei Dirigenten geleitet. Der gerade einmal 26-jährige Jesse Wong hält bei „What Next?“ die musikalischen Fäden zusammen, Patrick Francis Chestnut dirigiert „Trouble in Tahiti“ als swingend melancholische Mischung aus Musical und Oper.