Duisburg. Die Schäden an der Ruhr- und Hafenkanalbrücke in Ruhrort sind so gravierend, dass der Verkehr ab kommenden Freitag, 10. Juni, nur noch einspurig laufen wird. Und das für die nächsten vier Jahre. Sorgen bei den Unternehmen.

Der Stau kommt mit Ansage: Ab kommenden Freitag wird der Verkehr auf der Ruhr- und angrenzenden Hafenkanalbrücke in Ruhrort nur noch einspurig in beide Richtungen rollen können. Nicht einmal ein Jahr nachdem der neugebaute Abschnitt des Karl-Lehr-Brückenzuges fertig gestellt wurde, muss die Stadt den Verkehr wieder einschränken. Und das für die nächsten vier Jahre. Bei der statischen Überprüfung des Brückenzuges wurden an beiden Brücken Schäden festgestellt, die diesen Schritt erfordern. „Nur so kann sichergestellt werden, dass die Brücken bis zum bereits geplanten Neubau in 2020 weiter genutzt werden können“, heißt es seitens der Stadt.

3700 Schwerlast Lkw pro Tag

Autos, Lkw und der ÖPNV dürfen darüber hinaus nur noch mit Tempo 30 die Brücken befahren, die Fahrspuren müssen sich die Pkw mit den Straßenbahnen teilen. Der Brückenzug gehört zu den stark frequentierten Achsen dieser Stadt – mit 27.000 Fahrzeugen pro Tag, davon 3700 Schwerlast-Lkw, die in den Hafen fahren oder aus dem Hafen herauskommen. Hinzu kommen im 15-Minuten-Takt tonnenschwere Straßenbahnen der Linie 901 in Nord- und Südrichtung. Ob die DVG die Taktung und Anschlüsse halten kann, ist noch nicht abzusehen, eine Änderung eine Option.

Mit „hoher Betroffenheit und Sorge“ reagieren die Unternehmen im Hafen auf die Nachricht, wie Ocke Hamann, Geschäftsbereichsleiter Industrie, Verkehr und Logistik der IHK zu Duisburg sagt. Bereits der Bau des ersten Brückenteils über den Vinckekanal hatte für sie erhebliche Folgen: Der Verkehr schob sich zwischen Ruhrort und Kaßlerfeld im Schritttempo über die Brücke. Durch die Staus konnten die Logistikfirmen im Hafen ihre eigentliche Taktung nicht einhalten und Umläufe nicht schaffen. „Der Brückenzug ist für viele unserer Unternehmen die Lebensader“, erklärt Ocke Hamann. Die Sorge sei, dass sich die Kunden an andere Terminals wenden oder den Transport auf die Straße verlagern: „Und Kunden, die einmal weg sind, holen sie so schnell nicht wieder.“

IHK zeigt kein Verständnis

Die IHK hat mittlerweile kein Verständnis mehr dafür, dass sich der Neubau des Brückenzuges – eines der größten Straßenerneuerungsprojektes des Landes, für das 100 Millionen Euro veranschlagt sind – so lange hinzieht. „Wann haben wir angefangen, darüber nachzudenken und wieviel haben wir bereits geschafft. Wir haben noch drei Brücken vor uns?“ so Ocke Hamann. Das Problem liebt in der Finanzierung. Insgesamt rechnet man mit rund 100 Millionen Euro für das Gesamtprojekt „OB-Karl-Lehr-Brückenzug“. Das Land hat bereits grünes Licht gegeben, der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) allerdings noch nicht. 35 Prozent, rund 35 Millionen Euro, müssten aber aus dem ÖPNV-Topf fließen. Solange diese Bewilligung nicht erfolgt ist, wird es nicht weiter gehen. Und die Zeit drängt. „Wenn man bedenkt“, so Ocke Hamann, „dass allein der Bau des ersten Abschnittes über drei Jahre gebraucht hat und die Restnutzungsdauer der Brücke nun bei fünf Jahren liegt, wird klar: Noch sind wir nicht in den Fluss gefallen, aber die Situation ist kritisch“.