Sie sind zu alt, zu groß, zu teuer. Deshalb will die Stadt jährlich mindestens 500 große Straßen- und Alleebäume fällen und verjüngen. Der Beirat der Unteren Landschaftsbehörder hat erste Pläne dazu abgelehnt.

Sie sind nach Einschätzung der Stadt sehr alt, sie durften zu groß werden und sie verursachen heute der Stadt enorme Kosten: Gemeint sind Jahr ums Jahr 500 der insgesamt 50.000 Straßenbäume – die oft auch als imposante Alleen daher kommen.

Diese zu alt und zu groß geratenen Bäume müssen nach dem Willen der Stadt jetzt zielstrebig entfernt werden – darunter auch manch alte Allee, die „verjüngt“ werden müsse. Heißt: So wie im vergangenen Jahr auf der Mercatorstraße am Hauptbahnhof eine imposante Allee von alt-ehrwürdigen Platanen abgeholzt wurde, damit eine ebenfalls schwer in die Jahre gekommene Straße modernisiert werden kann, soll es bald an vielen Stellen im Stadtgebiet weitergehen. Zum Beispiel im kommenden Jahr in Neudorf auf der Koloniestraße, oder in Meiderich auf der Bügelstraße: Hier will die Stadt Fahrbahnen, Straßen und Wege renovieren und in diesem Zusammenhang zwei geschützte alte Alleen „verjüngen“.

Jedoch: Die Mitglieder des Beirates der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) haben der Stadt einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Sie haben am vergangenen Montag beide Male eine von der Stadt erbetene und für die Fällung notwendige „Befreiung vom Alleenschutz“ verweigert. Das kann die Umsetzung der Pläne aber allenfalls verzögern.

Begründung: Der Alleen-Kahlschlag in Meiderich sei die Fortsetzung der „Mercatorstraße“ unter anderen Vorzeichen. Das Verhältnis zwischen dem Beirat ULB und der Stadtverwaltung ist nach Worten von Beiratsmitglied Klaus Radny seit dem mit Polizeischutz durchgesetzten, hoch umstrittenen Kahlschlag in der City von „tiefem Misstrauen“ geprägt.

Ein Urteil, dem sich der Beiratsvorsitzende Dr. Johannes Messer anschließt. Zumal die neun Bäume in Meiderich, die eigentlich ihres hohen Alters und ihres Schadens für die Umgebung wegen gefällt werden sollen, interessanterweise ausgerechnet alle an Ein- und Ausfahrten stünden. Dies sei vermutlich der ehrlichere Grund, warum diese Bäume weichen sollen. Mit einem Patt-Abstimmungsergebnis von Befürwortern und Ablehnern erzielte der Antrag der Stadt dann keine Mehrheit.

Vergeblich machte Dr. Randolf Kricke von der Unteren Landschaftsbehörde geltend, dass die Stadt grundsätzlich und stadtweit mit der Qualität ihrer Straßenbäumen jetzt „langsam, aber sicher an ihre wirtschaftlichen Grenzen“ stoße. Die Bäume seien durchweg sehr alt und durch lange unterlassene städtische Pflege, („die Sünden der Vergangenheit“) heute leider viel zu groß geworden. Konsequenz: Um Alleen-Standorte langfristig in Duisburg schützen zu können, müsse man sie im Zuge von Straßenbauarbeiten „verjüngen“, sprich entfernen und durch besser geeignete, jüngere und kleinwüchsigere Bäume ersetzen.

Ein Ansinnen, dem sich der Beirat noch entschiedener am geplanten Projekt „Koloniestraße“ (Neudorf) entgegen stellte. Dort sollen zwischen der Grabenstraße und Alter Schanze auf einer Straßenseite 19 alte Alleebäume weichen, damit die Straße in ihrem Querschnitt verbessert werden kann. Durch dieses Vorhaben, so die Kritik des Beirates, würde aber der Alleen-Charakter der Koloniestraße komplett zerstört werden. Zudem bestünden Zweifel an den aufgezeigten zeitlichen Zusammenhängen zwischen gewünschter Baumfällung und tatsächlich realisiertem Straßenbau. Der Beirats-Vorsitzende Messer verwies auch in diesem Fall auf das Geschehen um die Mercatorstraße, als – ausgestattet mit einem Dringlichkeitsbeschluss und einer Ausnahmeregelung – während der Brutzeit Allee-Bäume gefällt wurden, für eine Straße, die bis heute nicht umgebaut sei.

Den Hinweis von Dr. Kricke, dass allen gefällten Bäume an gleicher Stelle gewisse Ersatzpflanzungen und an anderen Stellen viele zusätzliche Ausgleichpflanzung gegenüber stünden (Stichwort: Verjüngung des Bestandes), nahm der Beirat zwar wohlwollend zur Kenntnis. Doch das Grundvertrauen in die Planungsverwaltung sei im vergangenen Jahr schwer beschädigt worden. Man könne nicht mehr den grundsätzlichen Willen der Stadtverwaltung erkennen (z.B. auf der Koloniestraße) vorhandene Alleen in ihrem Charakter zu erhalten. Beiratsmitglied Radny: „Duisburg ist bald völlig baumfrei, wenn das so weiter geht.“