Duisburg. . Zuwanderer aus der EU haben keinen Anspruch auf einen Sprachkurs, sind aber oft zu arm, um dafür zu zahlen. Ein Projekt bei der AWO hilft.

„Ich komme aus Rumänien und ich wohne in Hamborn.“ Das kann Olessa Matei schon auf Deutsch sagen. Seit drei Monaten lebt die Rumänin in Duisburg und besucht nun einen Integrationskurs bei der Awo Duisburg. Finanziert wird der Kurs über ein spezielles Projekt des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Bildungsferne EU-Bürger aus einer Reihe von Herkunftsländern, die in prekären Verhältnissen leben, können unter bestimmten Voraussetzungen per Gutschein kostenlos einen Kurs besuchen.

Olessa Matei ist eine von 66 Kursteilnehmern der Awo Duisburg, die von dieser Hilfe seit Mai 2015 profitieren. „Ich selbst könnte einen Sprachkurs nicht finanzieren“, sagt sie. Gökce Yesilyurt, die für die Awo die Absolventen als Coach begleitet, hatte die Rumänin auf Vermittlung der Awo-Migrationsberatung in Hamborn über diese Chance informiert.

Olessa Matei (28), die sich mit Tochter (7) und Bruder (17) anderthalb Zimmer teilt, möchte Krankenschwester oder Altenpflegerin werden. Ohne Deutschkenntnisse geht das nicht. Nach einer Notsituation ist sie aus Rumänien zunächst nach Italien ausgereist, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug, dann nach Deutschland.

600 Stunden bis zur Abschlussprüfung

Dass sie in Duisburg eine neue Heimat gefunden hat, war Zufall. Hier gab es eine Wohnung. Denn eine Arbeitsstelle konnte sie nicht vorweisen. Derzeit hat sie einen Mini-Job als Reinigungskraft, ihr Bruder verkauft die Obdachlosen-Zeitung „Fifty-Fifty“. Dann noch das Kindergeld für die Tochter. Das war‘s. Nur über Sprachkenntnisse gelingt der Weg aus der Armut.

Die junge Frau lernt nun vier Mal wöchentlich drei Stunden am Nachmittag bei der Awo neben der Sprache auch, sich in Deutschland zurechtzufinden. „Integration gelingt eben nicht allein über Grammatik- und Wortschatzübungen“, sagt Gökce Yesilyurt.

Das Kursprogramm umfasst 600 Stunden bis zur Abschlussprüfung. Mit dem Zertifikat steigen die Bewerbungschancen. Das Angebot gilt für EU-Bürger, die kein Anrecht auf einen Sprachkurs haben, aber wegen ihres geringen Einkommens keinen Kurs selbst finanzieren können. In dieser Situation sind in Duisburg vor allem Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien, aber auch aus Polen und Spanien. „Es geht auch um Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Awo-Bereichsleiter Dr. Martin Florichs, „die Kurse legen das Fundament für die Integration.“

Laufend neue Sprachkurse in mehreren Ortsteilen 

Bei der Awo beginnen fortlaufend neue Sprachkurse, sobald genügend Meldungen vorliegen. Kurse gibt es in Hamborn, Wanheimerort, Hochfeld, Friemersheim und Homberg.

Über die Voraussetzungen, die Einstufung und erforderlichen Unterlagen können sich Bewerber zunächst bei der Awo informieren: 0203/3095-612/-642 (10 bis 16 Uhr, freitags 10 bis 13 Uhr).