Einsätze sind kakulierbar. 1900 Besucher spielen und riskieren an einem ganz gewöhnlichen Tag.Casino-Leiterin Claudia Bieling erwartet 600 000 Besucher in diesem Jahr

Sie rotiert und rotiert. Der Spieler verfolgt den Lauf der Kugel. Wo lässt sie sich wohl diesmal nieder?. Fotos (3): WAZ, Andreas Mangen Schon wieder die 35. Pech oder Glück gehabt.
Sie rotiert und rotiert. Der Spieler verfolgt den Lauf der Kugel. Wo lässt sie sich wohl diesmal nieder?. Fotos (3): WAZ, Andreas Mangen Schon wieder die 35. Pech oder Glück gehabt. © A.Mangen / waz

. . .UND DIE KUGELN ROTIEREN OHNE PAUSE Von Julia Hildebrandt Trotz sinkender Aktienkurse, einbrechender Finanzmärkte und einer Börsen-Hiobsbotschaft nach der nächsten gibt es in Duisburg einen Ort, an dem davon rein gar nichts zu spüren ist: Abend für Abend rollen die Kugeln, rattern und blinken die grellbunten Automaten, rascheln die Black Jack-Karten, versuchen die Pokerspieler ihre Nervosität zu verbergen.

Etwa 1 900 Besucher zählt das Casino im City-Palais an einem ganz gewöhnlichen Wochentag. "Unsere Gästezahl ist stabil geblieben, wir erwarten dieses Jahr 600 000 Besucher", berichtet Casino-Chefin Claudia Bieling nicht ohne Stolz. "Der kleine Einsatz im Casino ist im Gegensatz zu den Aktien kalkulierbar", erklärt sie den ungebrochenen Erfolg des Glücksspiels. Und zur Bekräftigung rechnet Stephan Schwarz, Bereichsleiter für das Klassische Spiel, vor: "Beim American Roulette haben Sie eine 97,3-prozentige Gewinnausschüttung".

Donnerstagabend, gegen 19 Uhr: In kleinen Grüppchen umstehen Menschen jeglichen Alters, Jeans- und Anzugträger, gut Betuchte und Normalos die American-Roulette-Tische. Einige machen sich konzentriert Notizen, als könnten sie damit das Glück berechnen, andere setzen ohne mit der Wimper zu zucken mal eben ein Monatsgehalt. Das "Nichts geht mehr", des Croupiers, gefolgt von einer eleganten Handbewegung, vermischt sich mit dem Rotieren der Kugeln zu einer vertrauten Geräuschkulisse. Gemeinsam mit ihrer Freundin komme sie an die 20 Mal im Monat erzält eine ältere Dame. "Ich spiele aus dem Bauch heraus, setze mir eine Obergrenze und behalte immer eine eiserne Reserve." Weil nicht jeder Gast diese Diziplin aufbringt, kann sich, wer gefährdet ist, selbst sperren - ohne Ausweiskontrolle schafft es sowieso niemand an die Roulette-Tische.

Bieling, seit 20 Jahren in der Glücksspielbranche, betont: "Das Casino ist nicht auf Zocken ausgelegt, sondern auf Spielen und Genieß en." Dazu gehören neben 18 Roulette-, acht Black Jack- und vier Pokertischen, 354 Automaten, neun Jackpotanlagen, 75 Touchpad-Roulettespiele, das prämierte Restaurant "Inside" sowie regelmäßige Showveranstaltungen. Dass "die Gäste auch bereit sind, über 100 km Anfahrt in Kauf zu nehmen", glaubt man der Casino-Chefin gerne. Vom schwarzen Klavierlack an den Wänden bis hin zum Himmel, der die Sternenkonstellation am Tage der Casino-Eröffnung (23. Februar 2008) abbildet, ist auf 7 000 qm nichts dem Zufall überlassen. An mehreren Anfänger-Tischen bekommen Casino-Neulinge die Spielregeln erklärt: "Fairness ist das oberste Gebot, wir wollen nicht, dass der Kunde sich verzockt", betont Bieling. Dennoch gilt überall im Casino das alte Sprichwort: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mehr als 250 Kameras überwachen zusätzlich zu den Mitarbeitern den Spielbetrieb.

Diebstahl lohnt sich ohnehin nicht. Die Einsätze der Spieler wandern direkt an der Kasse in einen sechs Tonnen schweren Tresor.