Duisburg. . Kersten Stahlbaum ist 1. Schlagzeuger der Duisburger Philharmoniker. Er begann mit Band und Blaskapelle. Takemitsus Schlagzeug-Konzert war „absoluter Höhepunkt“.

Kersten Stahlbaum führt uns in die Unterwelt des Theaters, in der sich die Schlagzeuger eingerichtet haben. Im Probenraum stapeln sich Pauken und Becken, Kastagnetten oder Tamburine. Denn Schlagzeuger spielen nicht nur ein oder zwei Instrumente, sie spielen fast unüberschaubar viele – und keineswegs nur laute. Kersten Stahlbaum kann auch Meeresrauschen oder Kuckuck – mit einem Instrument, das tatsächlich Kuckuck heißt und sogar gestimmt werden kann, denn dieser Kuckuck muss mit dem Orchesterklang harmonieren.

Weil er so selten eingesetzt wird, freut sich Stahlbaum immer auf die Adventszeit, wenn sich wieder „Hänsel und Gretel“ zum bekannten Ruf des Vogels im Wald verirren. Und ist froh, wenn die Stelle vorbei ist, denn sogar der Kuckuck kann komisch klingen, wenn man ihn nicht energisch bedient. Und punktgenau muss es sein. Der Schlagzeuger ist oft an exponierter Stelle gefragt. „Diese Momente muss man immer etwas erahnen, das ist Erfahrungssache und Adrenalin“, sagt Kersten Stahlbaum über die Kunst, „die i-Tüpfchelchen zu setzen“.

Der Beginn

Kersten Stahlbaum wurde 1980 in Plettenberg/Sauerland geboren und war früh von der großen Trommel in der heimischen Blaskapelle fasziniert. Die Eltern hätten ihn lieber im Kanu gesehen, gaben aber schließlich nach. Nach langem Drängen bekam der Zehnjährige sein erstes Drumset, um die Rockbühne zu erobern, spielte aber auch in der Blaskapelle. Deren Posaunist fragte, ob er im Märkischen Jugendsinfonieorchester mitmachen wolle – „und dann war’s nicht mehr aufzuhalten.“ Er spielte „in sämtlichen Ensembles des Landesmusikrats“, hatte aber auch eine Band. Mit 16 erhielt er den ersten klassischen Schlagzeugunterricht und nutzte die nächsten vier Jahre, um sich intensiv auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Köln vorzubereiten. Sein Examen machte er in Düsseldorf, wo der Solopauker der Symphoniker sein Lehrer war.

Im Studium und beim Probespiel stehen vor allem die kleine Trommel, Xylophon, Vibraphon und Marimbaphon, Pauke, Glockenspiel und Becken im Mittelpunkt. „Diese Metalldinger können so wahnsinnig unterschiedlich klingen“, sagt Stahlbaum. Und es könne schon mal passieren, dass man den richtigen Moment verpasse. „Dann steht man auf – und es ist schon vorbei.“ Das sei ihm als Anfänger mal in den Proben passiert. „Im Konzert hat mich dann Jonathan Darlington vor meinem Einsatz immer angestrahlt, er war da sehr väterlich.“

Beim Bewerbungsverfahren durchgesetzt

Neun Monate war Kersten Stahlbaum feste Aushilfe bei den Duisburgern, bevor er sich 2008 gegen 15 Mitbewerber durchsetzte und 1. Schlagzeuger wurde. Inzwischen hat er selbst fünf Studenten in Düsseldorf, die ihn „fit halten“. Wichtig ist ihm aber auch seine Familie mit zwei kleinen Kindern. An seinen Instrumenten liebt er „das Physische, die Energie und die Schwingungen zu erfahren.“ Musikalisch gesehen, genießt er es, „zuhören zu dürfen und dann noch mitzuspielen.“ Außerdem liebt er Abwechslung: den Orchestergraben verlassen, um Bühnenmusik zu machen wie Trommelwirbel in „Aida“ oder Glockengeläut in „Tosca“.

„Absoluter Höhepunkt“ war für Kersten Stahlbaum im Mai 2013 im TaM das Konzert für fünf Schlagzeuger und Orchester von Tore Takemitsu – „so ganz vorn und direkt beim Publikum“; es wurde der Überraschungserfolg des Abends.

Auf den vollen Klang kommt es an 

Das Xylophon ist „die Geige“, das Marimbaphon „das Cello“, das mit vier weichen Schlegeln gespielt wird, und das Vibraphon aus Metall kommt aus dem Jazz und wird unter anderem im Bernstein-Musical „West Side Story“ gespielt, erläutert Kersten Stahlbaum die Instrumentenfamilie, die der Schlagzeuger beherrschen muss. Daneben kann auch das Glockenspiel, Melodien und Harmonien zu spielen.

Das Schlagwerk im Orchester

Unter Schlagwerk versteht man die im Orchester verwendeten Schlaginstrumente. Bekannt sind die Pauke, die Große Trommel, Kleine Trommel und die Becken. Und auch die Kleine Trommel kann höchst unterschiedlich ausfallen. Der harte „Blechtrommel-Klang“ wird einem flachen, harten Instrument entlockt, aber auch Holz, Kupfer und Titan werden als Materialien eingesetzt, dazu gibt es die „Rührtrommel“, die vor allem im Jazz mit dem Besen gestreichelt wird. Schlaginstrumente sind wahrscheinlich die ältesten Instrumente der Musik. Die Familie der Schlaginstrumente ist sehr vielfältig. Schätzungen gehen von vielen hundert verschiedenen Schlaginstrumenten weltweit aus. Die meisten dienen vor allem dazu, den Rhythmus zu erzeugen.

Das Drumset ist eine Kombination aus meist fünf verschiedenen Trommeln und drei Becken, die im Sitzen mit Stöcken oder Jazz-Besen und Fußpedalen gespielt werden. Fürs Rockige sind Muckis gefragt, bei der Klassik kommt es vor allem auf den vollen Klang an.