Duisburg. . Für die Erweiterung der A 59 von vier auf sechs Spuren wird die Berliner Brücke abgerissen und neu gebaut. 333 Millionen Euro Gesamtprojektkosten.

Nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat es auch der Ausbau der A 59 in den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans geschafft: Bis zum Jahr 2030, so die ehrgeizige Planung, könnte die für die Stadt so wichtige Nord-Süd-Achse zwischen dem Kreuz Duisburg mit der A 40 über das Kreuz Duisburg-Nord mit der A 42 und bis zur Anschlussstelle Marxloh durchgehend von bislang vier auf dann sechs Fahrspuren in beiden Richtungen erweitert werden. Der Ausbau der A 59 würde sich damit einsortieren in eine Reihe weiterer Großprojekte wie der Erweiterung der A 3 zwischen Oberhausen und Leverkusen auf acht beziehungsweise der A 40 zwischen dem Kreuz Kaiserberg und Essen auf sechs Spuren. Weil als Teil des Projekts der Abriss der alten Berliner Brücke plus Neubau anstehen, gehört die A 59-Erweiterung bundesweit zu den teuersten Maßnahmen in Bezug auf die reine Streckenlänge. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist von Gesamtprojektkosten in Höhe von 333 Millionen Euro für gerade 6,3 Autobahnkilometer die Rede.

Autobahn-Planer: „NRW erstickt im Stau, hier muss sich etwas tun“

Verkehrsexperten versprechen sich von dem Ausbau die Beseitigung eines Nadelöhrs. Immer wieder stockt es auf der A 59, vor allem abends rund um das Kreuz Duisburg in Richtung Norden, wenn sich die Fahrbahn von vier Spuren in Höhe Duissern auf nur noch zwei auf der Berliner Brücke verengt. Michael Heinze, im NRW-Verkehrsministerium für die Planung der Autobahnen zuständig, spricht von einer „Extremstausituation“. Die sei gegeben, wenn jährlich mehr als 300 Staustunden an einer Stelle gezählt werden. Heinze begrüßt die Aufnahme des Projekts in den Bundesverkehrswegeplan 2030. Jahrelang habe das Land beim Bund darauf gedrängt, an besonders gefährdeten Stellen Abhilfe zu schaffen: „NRW erstickt im Stau, hier muss sich etwas tun.“ Jetzt komme Bewegung in die Dinge, nicht nur auf der A 59, aber auch dort. Längst überfällig, sagt Heinze und wiederholt dann das Mantra seines Ressort-Chefs Michael Groschek: „Wir sind das Stauland Nummer eins.“ Bleiben will NRW das nicht.

Weil die Berliner Brücke, die unter anderem den Duisburger Hafen und die Ruhr überspannt, abgerissen und neu gebaut werden soll, zählt der Ausbau der A 59 bezogen auf die reine Strecke zu den bundesweit kostspieligsten Projekten, die im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlich“ geführt werden.
Weil die Berliner Brücke, die unter anderem den Duisburger Hafen und die Ruhr überspannt, abgerissen und neu gebaut werden soll, zählt der Ausbau der A 59 bezogen auf die reine Strecke zu den bundesweit kostspieligsten Projekten, die im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlich“ geführt werden. © www.blossey.eu

Allein für den rund 2,6 Kilometer langen Teilabschnitt zwischen dem Kreuz Duisburg und der Anschlussstelle Ruhrort veranschlagen die Planer derzeit Gesamtprojektkosten in Höhe von 199 Millionen Euro. Richtig zu Buche schlagen wird vor allem der Neubau der maroden Berliner Brücke, die auf einer Länge von knapp 1,8 Kilometern die Ruhr und den Duisburger Hafen überspannt. Sie soll maximal 40 Meter östlich des bisherigen Trassenverlaufs wieder errichtet werden. Erst wenn das neue Bauwerk steht, soll dann mit dem Abriss der alten begonnen werden.

Extreme Belastungen für Berliner Brücke und A 59-Fahrbahnen

Das Ganze wird ein Mammut-Projekt, deutet Heinze an, bei dem im Vorfeld noch viele Fragen beantwortet werden müssten. Unter anderem die, bei welcher Trassenführung welcher Schattenwurf von dem Neubau ausgehen könnte, oder die, wie der Baustellenverkehr zum und von dem Bauwerk verlaufen könnte: „Das wird eine sehr komplexe Planung.“ Dass die A 59 und mit ihr die Berliner Brücke erst vor nicht allzu langer Zeit aufwändig saniert worden ist, stelle keinen Widerspruch zum jetzt anstehenden Ausbau dar, betont Heinze. Dabei sei es lediglich darum gegangen, die Strecke für die nächsten 15 Jahre funktionsfähig zu erhalten: „Langfristig reicht das nicht, die Belastungen sind extrem.“

Ausbau zwischen Marxloh und Fahrn lässt auf sich warten 

Zumindest aufgelistet ist im Verkehrswegeplan die Erweiterung auf sechs Fahrspuren auch zwischen den Anschlussstellen Marxloh und Fahrn, wo im Vergleich zur übrigen Strecke allerdings bereits deutlich weniger Verkehr fließt. Für diese Maßnahme würden weitere 86,5 Millionen Euro Projektkosten veranschlagt — für 1,7 Kilometer Autobahn. Allerdings ist dieser Abschnitt lediglich im sogenannten „weiteren Bedarf“ eingestuft. Eine Umsetzung der Maßnahme selbst in fernerer Zukunft ist mehr als unwahrscheinlich. Der Ausbau der Strecke zwischen dem Kreuz Duisburg und Marxloh ist dagegen als „vordringlicher Bedarf“ klassifiziert. Das bedeutet, er sollte eigentlich im Jahr 2030 auch abgeschlossen sein.

Auf konkrete Zeitpläne wollen sich die Planer derzeit noch nicht festlegen. Erste Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW, der die Groß-Maßnahme schließlich umsetzen muss, laufen bereits.
Auf konkrete Zeitpläne wollen sich die Planer derzeit noch nicht festlegen. Erste Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW, der die Groß-Maßnahme schließlich umsetzen muss, laufen bereits. © WAZ FotoPool

Aber Verzögerungen seien nie ausgeschlossen, sagt Heinze, der sich auf einen konkreten Zeitplan nicht einlassen will: „Das wäre Kaffeesatzleserei.“ Derzeit liefen bereits intensive Diskussionen mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW, der die Maßnahme schließlich umsetzen müsste. Ein erster konkreter Schritt wäre ein Planfeststellungsverfahren, in dem dann auch Anwohner und Betroffene gehört würden.

80.000 bis 85.000 Fahrzeuge im Jahr 2030

Während der Arbeiten, die sich wohl über Jahre hinziehen werden, stünden während der gesamten Bauzeit wie bislang durchgehend vier — wenn auch dann wohl verengte — Spuren in beiden Richtungen zur Verfügung, verspricht Heinze. Kurzfristige Vollsperrungen seien allerdings denkbar, um Teilmaßnahmen schneller abwickeln zu können. Wenn die A 59 in fünfzehn oder mehr Jahren dann in neuem Glanz erstrahlt, dürften Pendler aufatmen. Laut Prognosen wird die Zahl der Pkw, die täglich zwischen dem Kreuz Duisburg und Marxloh fahren, weniger stark steigen als an anderen Messpunkten im Land: von aktuell rund 70.000 bis 75.000 auf dann 80.000 bis 85.000 im Jahr 2030. Sie könnten sich dann zwei zusätzliche Spuren teilen.