Duisburg. . Interessenvertretung in Duisburg bietet eine kostenlose Rechtsberatung für sozial Schwache, vermittelt Anwälte oder hilft auch mal mit einer Robe aus.
Tute Gutes und rede darüber – den ehernen Grundsatz aus der Werbung hat der Anwaltsverein Duisburg in der Vergangenheit arg vernachlässigt. Die Interessenvertretung, ein freiwilliger Zusammenschluss von Rechtsanwälten im hiesigen Landgerichtsbezirk, bietet etwa eine kostenlose Rechtsberatung für sozial Schwache an, die aber seit einigen Jahren nicht mehr so gut angenommen wird.
Der Vereinsvorsitzende Florian Hesse führt das auch auf die 2000 installierte Sicherheitsschleuse am Eingang des Gerichts zurück. „Das wirkt schon abschreckend, als würde man sich abschotten wollen“, sagt Hesse. Nur noch halb so viele Ratsuchende, maximal fünf, kommen seitdem ins Zimmer 177 des Landgerichts. Viele wissen aber offenbar gar nicht, dass sie dort anderthalb Stunden lang wertvolle Tipps zu Prozesskostenhilfe, den Umgang mit Mahnbescheiden, Kündigungen oder Familienstreitigkeiten wie Trennung oder Scheidung bekommen.
Umgang mit Mahnbescheiden
Darüber hinaus vermittelt der Verein Anwälte verschiedenster Fachrichtungen und bietet einen Strafverteidigernotdienst rund um die Uhr an. Wer verhaftet worden ist, nachts auf einer Polizeiwache sitzt und nicht weiter weiß, bekommt unter 0172/80 77 400 entsprechende Hilfe, erklärt Hesse, der zudem mit Interesse die (Lobby-) Arbeit des Dachverbands, des Deutschen Anwaltsvereins in Berlin, verfolgt. Die Politik suche bei Gesetzesvorhaben oder -änderungen gerne den Rat der Experten.
Aktuell, so Hesse, soll der Mordparagraf überarbeitet werden. „Das Hauptproblem liegt darin, dass in diesem Paragrafen derzeit noch Mordmerkmale aufgeführt sind, die im Einzelfall zu objektiv ungerechten Urteilen führen können“, erklärt Hesse. Er nennt ein Beispiel: „Wenn eine Frau regelmäßig von ihrem Ehemann geschlagen wird und sie irgendwann zum Messer greift und ihn umbringt, dann fällt das unter Heimtücke. Und dann gibt es zwingend lebenslänglich. Zukünftig sollen die Richter in solchen Fällen mehr Spielraum bekommen.“
Apropos Richter: Der Duisburger Verein pflege, auch den Kontakt zur örtlichen Justiz und diene gleichzeitig als Jobbörse. Potenzielle Auszubildende etwa können sich bei Petra Beni, der langjährigen und erfahrenen Geschäftsstellenleiterin melden, aber auch Anwälte, die den Austausch mit Kollegen suchen oder eine Kanzlei abgeben wollen. Und sogar wenn ein Anwalt mal seine Robe für eine Verhandlung vergessen hat, kann Petra Beni aushelfen.
Anfänge gehen bis ins Jahr 1889 zurück
Die Ursprünge des Duisburger Anwaltsvereins gehen bis ins Jahr 1889 zurück. Danach verlieren sich die Spuren im Dunkeln. Der heutige Verein wurde nach dem Krieg am 18. Juni 1947 wieder ins Leben gerufen. Aktuell sind knapp 700 von rund 1500 Anwälten im Landgerichtsbezirk Duisburg Mitglied im Verein. Zum Bezirk gehören die Amtsgerichte Duisburg-Mitte, Hamborn, Ruhrort, Dinslaken, Mülheim und Oberhausen sowie Wesel. Neben einer kostenlosen Rechtsberatung für sozial Schwache donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr ist die Geschäftsstelle im Zimmer 177 des Landgerichts montags bis freitags von 8 bis 12.30 Uhr erreichbar. Weitere Infos gibt es unter 0203/21 302 und www.anwaltsverein-duisburg.de.