Duisburg. Steuermänner haben am Wochenende drei Rehe aus dem Huckinger Hafen in Duisburg gerettet. Tiere waren völlig unterkühlt und wären sonst wohl ertrunken.

Dennis Gottschalk (22) aus Duisburg-Homberg hat drei Leben gerettet. Zusammen mit seinen Kollegen Victor Börgers, Simon Seifer und Ronald Schwarz war der Steuermann am Samstagvormittag auf dem Hafenboot "Huckingen" im Huckinger Hafen unterwegs, als ihnen dort zwei schwimmende Rehe auffielen.

Mit Handtüchern und Decken wärmten die Retter die zitternden Tiere.
Mit Handtüchern und Decken wärmten die Retter die zitternden Tiere. © Dennis Gottschalk | Unbekannt

Schnell war den Männern klar, dass sich die Tiere in Lebensgefahr befinden, denn die Spundwand um den Hafen ist für Rehe nicht zu überwinden. Herausschwimmen konnten die Tiere aber auch nicht mehr: "Die Strömung hätte sie immer wieder ins Becken zurückgetrieben", sagt Gottschalk. "Was einmal im Hafen ist, bleibt im Hafen." Hinzu kam, dass die Rehe zwischen Spundwand und ein dort liegendes, 200 Meter langes Schiff geschwommen waren. Dort drohten sie eingeklemmt zu werden.

Rehe gerettet, gewärmt und gestreichelt

Die Hafenarbeiter handelten sofort: Sie steuerten ihr Boot zum Ufer, gingen an Land und zogen die verängstigten Tiere innerhalb weniger Minuten mit beiden Armen aus dem Wasser. Auf der "Huckingen" trockneten und wärmten sie die Bambis mit Handtüchern und Decken, streichelten und beruhigten sie. Dann trugen sie die Rehe an Land. Nach etwa einer halben Stunde hatten sich die Tiere soweit erholt, dass sie aufstehen und davonspringen konnten.

Am Sonntag dann: das dritte Reh im eiskalten Wasser. Gottschalk: "Das war kurz vor dem Ende." Wieder zögerten die Hafenarbeiter keine Sekunde. "Nur leider schwamm das Reh mitten im Hafen, wir konnten es also nicht einfach mit den Armen packen", erzählt Gottschalk. Stattdessen kam ein guter alter Seemannsknoten zum Einsatz: "Ich habe mir eine Art Lasso gebaut, dessen Schlinge sich nicht zu fest zuzieht. Das habe ich aus zehn Metern Entfernung auf das Reh geworfen und sofort getroffen", sagt Gottschalk, nicht ohne leisen Stolz in der Stimme. Vorsichtig führten die Männer das Reh ans Schiff heran und bekamen es schließlich zu packen. Wieder rubbelten sie das Tier warm und trocken und brachten es an Land.

Tiere zu retten gehört eigentlich nicht zur Ausbildung der Steuermänner. "Wir haben einfach intuitiv gehandelt", sagt Gottschalk. "Die Rehe scheinen gemerkt zu haben, dass wir ihnen nur Gutes wollen und haben sich schnell beruhigt."

Da schwimmt ein Reh und kommt nicht weit: Die Strömung treibt es immer wieder in den Hafen zurück.
Da schwimmt ein Reh und kommt nicht weit: Die Strömung treibt es immer wieder in den Hafen zurück. © Dennis Gottschalk | Unbekannt

Wie die Rehe in den Rhein gelangt sind, wissen die Männer nicht. Laut Gottschalk ist das aber gar nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst klingt: "Wir sehen immer wieder, wie Rehe von einem Ufer ans andere schwimmen." Eine ungünstige Strömung habe die Tiere wohl ins Hafenbecken getrieben - eine Premiere: "Wir hatten hier nur mal einen Schwan. Der konnte aber von selber wegfliegen" sagt Gottschalk und schmunzelt.

"Helden", "Ehrenmänner": Duisburger bekommen Lob von allen Seiten

Ihre spontanen Einsätze filmten die Lebensretter mit dem Handy. Dennis Gottschalk postete Bilder und Videos anschließend auf seiner privaten Facebook-Seite. Der WDR griff die zu Herzen gehende Rettungsaktion auf und strahlte sie am Dienstag in der Lokalzeit Duisburg aus. Seitdem können sich Gottschalk, Börgers, Seifer und Schwarz nicht mehr vor Zuspruch und Danksagungen retten: "Die Menschen nennen uns Lebensretter und Helden. Dabei ist es doch selbstverständlich, hilflose Tiere aus dem Wasser zu holen. Wir würden das jederzeit wieder tun."